Prologue | Personal
(in German language) Frau Bach, stellen Sie sich vor, die Pandemie würde derzeit nicht unser Leben bestimmen und Sie könnten uns in Ihrem Zuhause oder in Ihrem Atelier empfangen. Wo sprechen wir zusammen, wo treffen wir Sie? Wir treffen uns in meinem Atelier, Fabriketage. Vielleicht sitzen wir an Ihrem Lieblingsplatz? Wir sitzen am Tisch. Woher kommen Sie, wo sind Sie wann geboren? Aus Neuenhain im Taunus. Geboren bin ich am 22. Juni 1951. Wo leben und arbeiten Sie derzeit? Ich lebe in Berlin-Charlottenburg und arbeite in Berlin-Kreuzberg. Welche Stationen und Menschen haben Sie geprägt? Berlin hat mich geprägt. Die Möglichkeit hier zu sein und meine Sache machen zu können, die eigene Kreativität unbeobachtet und ungestört loslassen zu können. Welche Schriftsteller*innen finden Sie derzeit spannend und welche Bücher finden sich in Ihrem Bücherregal? Tom Wolfe, Efriede Jelinek, Salman Rushdie, Patricia Highsmith. Welche Bücher haben Sie beeinflusst oder geprägt? Marcel Proust, viele Künstlerportraits. Was lesen Sie aktuell und wo liegt das Buch griffbereit? Die Zeitung, sie liegt neben meinem Bett. Welche Musik hören Sie und wann? Muddy Waters, BB King, Ray Charles, Otis Redding, Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, Leonard Cohen, Bob Dylan. Während ich male. Am liebsten den ganzen Tag. Wenn Sie etwas für uns kochen würden, was wäre es? Pasta Neapolitana mit frischen Tomaten, Knoblauch, Rosmarin und Basilikum. Was essen Sie am liebsten? Das, was ich für Sie kochen würde. Was halten Sie vom Frühstücken? Ich frühstücke nicht, sondern trinke nur Kaffee mit Milch. Welchen Sport oder Ausgleich zu Ihrer Arbeit betreiben Sie? Ich brauche keinen Ausgleich zu meiner Arbeit. Haben Sie besondere Leidenschaften, für die Sie brennen? Nein. Welches Persönlichkeitsmerkmal macht Sie aus? Ausdauernd, diszipliniert, selbstvertraut, positiv, ein rotes Herz. Haben Sie ein Anliegen, das Sie mit uns teilen möchten oder eine (nicht gestellte) Frage, auf die sie gerne eine Antwort geben möchten? Ich wünsche mir, dass die Menschen kritisch und trotzdem zuversichtlich, positiv und gemeinsam in die Zukunft schauen und sich nicht von den äußeren Umständen und Zuständen in der Welt entmutigen lassen.
Image above: Elvira Bach, Portrait, Courtesy the artist
Interview | Artist + Position
Zu Beginn erzählen Sie uns bitte in ein paar Sätzen Ihre künstlerische Vita.
Von 1972 bis 1979 studierte ich bei Hann Trier an der Hochschule der Künste im damaligen Westberlin, gemeinsam mit Rainer Fetting, Helmut Middendorf und anderen „Jungen Wilden“, denen ich zunächst zugeordnet wurde. Während dieser Zeit verdiente ich meinen Lebensunterhalt unter anderem als Requisiteurin und Souffleuse an der Schaubühne am Halleschen Ufer unter der Leitung von Peter Stein.
Mein künstlerischer Durchbruch und mein nationaler und internationaler Erfolg manifestierte sich 1982 mit der Einladung zur Documenta 7. Ausstellungen in bedeutenden Kunstmetropolen wie London, Paris, Chicago und New York folgten.
Als erklärte Einzelgängerin bin ich seither meinen eigenen Weg gegangen, ohne meine Seele an die heißen Kunstmarkt Trends zu verkaufen.
Erläutern Sie uns kurz Ihr aktuelles Projekt bzw. die kommende Ausstellung.
Aktuell stehen divers Einzelausstellungen an in Berlin, Nürnberg, Köln, Sylt, Regensburg.
Worüber machen Sie sich zurzeit am meisten Gedanken; was beschäftigt Sie?
Darüber, dass die Menschen sich wieder begegnen können.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen? Warum Kunst?
Der Einstieg war meine Ausbildung an der Glasfachschule in Hadamar in den Fächern Bleiverglasung und Glasmalerei. Aber ich wollte immer Malerin werden. Die freie Kunst war ganz wichtig für mich. Ich wollte immer mit Farben umgehen, frei sein und einen Raum haben, dessen Türe ich schließen kann und dann bin ich dort.
Was macht Sie aktuell glücklich?
Ein alkoholfreies Krombacher Bier zu trinken.
Was macht Ihnen aktuell Angst?
Dass die Mieten immer weiter steigen und die kreativen Menschen sich diese nicht mehr leisten können. So dass Künstler und kleine Handwerksbetriebe, die lange in diesen Räumen gearbeitet haben, aus diesen vertrieben werden. Und dass das in Berlin aktuell ganz stark der Fall ist. Das macht mir Angst.
Glauben Sie, dass Kunst eine gesellschaftliche Verantwortung trägt? Und was denken Sie, was sie bewirken kann?
Kunst muss frei sein.
Was macht Ihre Kunst aus? Worum geht es in Ihrem Werk – was sind die zentralen Themen?
Meine schöpferische Arbeit und mein Leben sind von Beginn an konsequent miteinander verschmolzen. Der Frau als zentralem Thema meines Werkes und damit auch der Auseinandersetzung mit mir selbst, bin ich bis heute treu geblieben und habe mich nicht von den Trends des Kunstmarktes beeinflussen lassen.
THE DEED | DAS WERK: Elvira Bach
The artist Elvira Bach (*1951), who lives and works in Berlin, talks about the central message of her artistic work during her interview. (Interview in German language)
Bitte beschreiben Sie das Kernthema und die zentrale Botschaft Ihres Werks.
Als Mittelpunkt meines Werkes male ich die Frau . Damit ist sie auch Teil der Auseinandersetzung mit mir selbst.
Stellen Sie uns die Arbeit vor, die aus Ihrer Sicht exemplarisch für die Botschaft Ihres Werks steht, oder diese aus Ihrer Sicht am besten verkörpert.
Die Schriftstellerin Hannah Arendt
Was ist das Ziel Ihrer Kunst, Ihres Werks – was soll es beim Betrachter bewirken?
Ich male nicht für den Betrachter.
The question about THE DEED | DAS WERK is a supplementary and separately presented part of THE INTERVIEW IN|DEEDS with Elvira Bach. The comprehensiveness of the answers is optional.
Wie schützen Sie sich in der heutigen Zeit vor zu viel Inspiration?
Ich verzichte auf die Nutzung der „sozialen Medien“. Was die anderen machen, weiß ich nicht und will es auch nicht wissen.
Wie viel in Ihren Arbeiten ist vorher geplant – wie viel entsteht intuitiv?
Ich beginne mit einer Idee, aber das Bild entsteht und entwickelt sich während ich male.
Was sind Ihre (nächsten) Ziele?
Weitermalen.
Wie stehen Sie zum Thema Glauben? Haben Sie Glaubensgrundsätze oder gibt es einen Leitspruch?
Glaube, Liebe, Hoffnung. Die drei großen Themen. Ich glaube an Gott und die Kraft der Natur, die der liebe Gott geschaffen hat.
Welches Projekt würden Sie gerne noch realisieren, wenn fehlende Zeit, mangelnder Mut oder finanzielle Ressourcen keine Rolle spielen würden?
Aktuell arbeite ich mit meiner Mitarbeiterin Susanne Obert daran, eine Werkschau zusammenzustellen. 4 Jahrzehnte meiner Malerei. Eine sehr persönliche Auswahl von Werken, die mir sehr viel bedeuten und die ein Teil meines Lebens ausmachen.
Was sind aus Ihrer Sicht Attribute für gute Kunst?
Von sich auszugehen. Authentizität und Integrität.
Wird man als Künstler*in geboren? Oder ist ein Kunststudium aus Ihrer Sicht Pflicht?
Als Künstler wir man geboren und trägt feminine und maskuline Teile in sich.
Ein Studium ist keine Pflicht. Für mich war es sinnvoll, weil ich an der Hochschule der Künste einen Ort hatte, wo ich hingehen konnte und der mir Struktur gegeben hat.
Wem zeigen Sie ein neues Werk zuerst?
Manchmal meinem Sohn Maodo.
Wie sieht die erste Stunde Ihres Tages aus?
Eine Zigarette und eine Tasse Kaffee in der Hand.
Sind im Zeitalter des Internets der Dinge Galerien noch notwendig? Wenn ja, warum und wofür?
Galerien sind wichtig. Einem Kunstwerk muss man mit den eigenen Augen unmittelbar begegnen können.
Social-Media – aus Ihrer Sicht Segen oder Fluch?
Fluch.
Epilogue | Current
The exhibition MEINE SCHWESTER UND ICH, Sinnlichkeit aus zwei Perspektiven (My sister and I, sensuality from two perspectives) with works by Elvira Bach and her twin sister Ingrid Honneth, née Bach can be visited from 19th June to 17th July 2021 at the Galerie Schmalfuss Berlin, Knesebeckstraße 96, 10623 Berlin-Charlottenburg.
In times of Corona, when travel, studio visits and personal contacts are inappropriate or even impossible, the written interview remains an important medium to introduce artist personalities, to spread their messages and to stay in touch with art lovers. The interviews are not edited or shortened by the editors and are always reproduced in original sound. Therefore, we do not translate the interview into English or German, unless this is submitted by the interviewee.