Ab dem 11. September 2025 präsentiert das Haus am Lützowplatz die Ausstellung HERBST des Malers Ruprecht von Kaufmann. Die Schau zeigt neue sowie ausgewählte frühere Werke des Künstlers und widmet sich den Themen Vergänglichkeit, Wandel und innerer Reflexion. Mit einem unverwechselbaren figurativen Stil und vielschichtigen Farbkompositionen lädt von Kaufmann das Publikum ein, in eine atmosphärisch dichte Bildwelt einzutauchen.
Abb. oben: Ruprecht von Kaufmann, Party – Triptychon, 2025, Öl, Collage (Mylar) und Draht auf Linoleum / oil, collage (Mylar) and wire on linoleum, 182 x 405 cm, Copyright the artist
Der Künstler verbindet in seinem Projekt aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen mit jenen der Weimarer Republik vor rund einhundert Jahren. Die Parallelen sind zahlreich und oft beunruhigend: In den 1920er-Jahren wuchsen die Unzufriedenheit mit dem politischen System, wirtschaftliche Verwerfungen führten zu ideologischer Radikalisierung, Hass und der Verfolgung Andersdenkender.
Heute erleben wir erneut eine Phase tiefgreifender Umbrüche – geprägt von einer nicht endenden Serie von Krisen am Ende des fossilen Industriezeitalters. Wieder scheint die Demokratie gefährdet: durch das Erstarken rechtspopulistischer Kräfte und die wachsende Bedrohung eines Krieges in Europa. Unter diesem Eindruck hat Ruprecht von Kaufmann Otto Dix (1891–1969) als künstlerischen Referenzpunkt gewählt, um der Frage nachzugehen, wie ein Künstler heute den „Tanz einer Gesellschaft am Abgrund“ bildnerisch fassen kann.

Es entsteht ein Panoptikum zeitgenössischer Figuren: Punks, die Passanten mit Verachtung begegnen; Adelige, gefangen in den Fallstricken ihrer Familiengeschichte; elegant gekleidete Hipster, die achtlos an einem schlafenden Obdachlosen vorbeigehen; Rap-Stars, deren Erfolgsbesessenheit zur undurchdringlichen Maske wird. Sie alle sind Kinder ihrer Zeit – und zugleich zeitlos in ihren Zweifeln, Freuden und Sehnsüchten, die sie mit den Menschen vor einem Jahrhundert teilen.
Das Besondere an der Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und dem Kunstverein: Ruprecht von Kaufmann nahm sich mehrere Jahre Zeit, die Ausstellung von Grund auf zu entwickeln und passgenau auf die architektonischen Gegebenheiten der Räume einzugehen. So reagiert etwa das Werk Altbau-Idylle auf den Erker eines Gründerzeit-Gebäudes: Die fünf Paneele sind exakt auf dessen Maße abgestimmt und werden halbkreisförmig vor die Fenster gesetzt. Der illusionistisch gemalte Bildraum zeigt ebenfalls einen Erker, in dem ein von Drogen benebeltes Paar auf einer Matratze liegt.

Das titelgebende Gemälde Herbstabend – das größte Werk der Ausstellung – wurde speziell für die Wand im Eingangsraum geschaffen. Aus der Vogelperspektive blickt man in den Innenhof eines typischen Berliner Altbaus, wie er schon vor hundert Jahren existierte. Der steile Blick kann Schwindelgefühle auslösen.
Ruprecht von Kaufmann wurde 1974 in München geboren und lebt seit 2003 in Berlin. Die Ausstellung HERBST ist seit zehn Jahren die erste große Einzelausstellung des international erfolgreichen Künstlers in seiner Wahlheimatstadt.
Kuratiert von Dr. Marc Wellmann, künstlerischer Leiter Haus am Lützowplatz (HaL).
Programm (in deutscher Sprache)
Künstlergespräch
Donnerstag, 11.9.2025, 15 Uhr
Ruprecht von Kaufmann im Dialog mit Dr. Marc Wellmann
(Sonderveranstaltung im Rahmen der Berlin Art Week 2025)
Lesung und Diskussion
Donnerstag, 16.10.2025, 19 Uhr
Maximilian Steinbeis: Die verwundbare Demokratie. Strategien gegen die populistische Übernahme
Anschließendes Gespräch mit dem Autor, co-moderiert von RA Dr. Ulrich Karpenstein
Künstlergespräch
Donnerstag, 13.11.2025, 19 Uhr
Ruprecht von Kaufmann im Dialog mit der Produzentin und Dokumentarfilm-Regisseurin Nicola Graef
Lesung und Diskussion
Mittwoch, 10.12.2025, 19 Uhr
Jens Bisky: Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934
WANN?
Eröffnung: Mittwoch, 10. September 2025, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: Donnerstag, 11. September 2025 – Sonntag, 4. Januar 2026
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, 11 – 18 Uhr
WO?
Haus am Lützowplatz
Lützowplatz 9
10785 Berlin
KOSTET?
Eintritt frei