Das Institut für Strategieentwicklung (IFSE) hat am 11. September 2025 die Ergebnisse der dritten bundesweiten Galerienstudie vorgestellt. Zwölf Jahre nach der ersten Erhebung und fünf Jahre nach der Untersuchung im Pandemiejahr 2020 zeichnet die neue Studie ein umfassendes Bild der Strukturen, Leistungen und Herausforderungen professionell geführter Galerien in Deutschland. Mehr als 150 Galerien beteiligten sich an der Umfrage.
Abb. oben: Portrait Hergen Woebken by Jeanne Degraa.
Galerien als unterschätzte Kulturorte
Deutsche Galerien bleiben zentrale Orte der Kunstvermittlung: 2024 organisierten sie über 4.000 Ausstellungen, auf insgesamt mehr als 120.000 Quadratmetern und mit geschätzt zwei Millionen Besucher:innen. Trotz rückläufiger Umsätze behaupten sie ihre kulturelle Reichweite. „Galerien sind die unterschätzten Museen Deutschlands. Sie eröffnen täglich neue Ausstellungen, tragen das wirtschaftliche Risiko allein – und bleiben dafür zu unsichtbar im öffentlichen Diskurs“, erklärte Hergen Wöbken (IFSE). Bemerkenswert ist die strukturelle Kontinuität: Viele Ergebnisse ähneln den Erhebungen von 2013 und 2020 – etwa beim Fokus auf den Primärmarkt oder bei der Bedeutung der Malerei.
Generationswechsel und Umbruch
29 Prozent der Galerien planen innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Übergabe, weitere 20 Prozent in den kommenden sechs bis zehn Jahren. Nur 17 Prozent haben eine konkrete Nachfolgeregelung. „Wir stehen am Beginn eines massiven Generationswechsels“, so Wöbken. „Das kann für das Kunstsystem den Verlust einzigartiger Profile bedeuten, wenn keine Nachfolge gelingt.“
Ökonomische Realität
Erstmals wurde nach dem Rohertrag gefragt – also nach dem, was nach Abzug der Anteile für Künstler:innen und direkter Produktionskosten bleibt. Der Median liegt bei 50.000 Euro bei einem Medianumsatz von 300.000 Euro. Der durchschnittliche Rohertragsanteil beträgt 30 Prozent. „Nicht der Umsatz entscheidet, ob eine Galerie überlebt, sondern der Rohertrag“, so Wöbken.
59 Prozent der Galerien gehören zum kleinen Segment mit einem Umsatz unter 400.000 Euro, 28 Prozent liegen zwischen 400.000 und 1,5 Millionen Euro, nur 13 Prozent überschreiten diese Marke. Der Gesamtumsatz liegt geschätzt bei 600 Millionen Euro – deutlich unter den 890 Millionen Euro der Studie von 2020.
Käufergruppen und Künstler:innen
Über 60 Prozent der Umsätze stammen von Privatkund:innen. Auffällig ist eine wachsende Sichtbarkeit von Künstlerinnen: Ihr Anteil beträgt inzwischen 41 Prozent – ein Plus von sechs Prozentpunkten seit 2020. Insgesamt vertreten deutsche Galerien rund 14.600 Künstler:innen.
Ausblick
Die Studie prognostiziert eine Verschärfung der Marktsituation und einen Konsolidierungsprozess, in dem sich nur professionell aufgestellte Galerien behaupten werden. Digitalisierung, Standardisierung und Kooperationen gelten als zentrale Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit. „Glamour gehört zum Kunstmarkt, aber er allein trägt die Galerien nicht. Wirtschaftliche Stabilität, Transparenz und Kooperation sind unverzichtbar“, so Wöbken.
Mit Dank an alle beteiligten Galerien und Unterstützer:innen, darunter der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG), boesner Berlin, die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, die ART COLOGNE, die art KARLSRUHE und die ART DÜSSELDORF.
⇒ Die vollständige Studie finden Sie hier: ifse.de
‼ Hinweis: Im Rahmen der Berlin Art Week findet im Berlin Art Week Garten ein begleitender Talk zur Galerienstudie statt.
WANN?
11. September 2025 — Veröffentlichung der IFSE Galerienstudie III 2025
Talk im Berlin Art Week Garten: 11. September 2025 (Uhrzeit im offiziellen Programm der Berlin Art Week)
WO?
Institut für Strategieentwicklung (IFSE) — Veröffentlichung online: ifse.de
Talk: Berlin Art Week Garten (genauer Ort und Uhrzeit im offiziellen Festivalprogramm)





