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Dienstag, Dezember 16, 2025

Kriegsverlust zurück im Museum. Zeichnung von Wilhelm Busch an das Berliner Kupferstichkabinett zurückgegeben

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80 Jahre lang galt die Zeichnung „Die drei Räuber“ von Wilhelm Busch als verschollen. Jetzt tauchte sie im Schweizer Kunsthandel auf und wurde von der ehemaligen Besitzerin des Werkes dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin geschenkt.

Abb. oben: Wilhelm Busch, Die drei Räuber (aus: Die kühne Müllerstochter), 1868, Schwarze Kreide auf Papier (vélin), 14,7 x 13,8 cm, © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Antje Penz.

Beim Zürcher Auktionshaus Koller wurde im Frühjahr 2025 eine Privatsammlung aus Winterthur zur Versteigerung eingeliefert. Bei seinen Nachforschungen stellte Franz-Carl Diegelmann, Leiter der Abteilung Alte Grafik/Zeichnungen, fest, dass die Zeichnung „Die drei Räuber“ zu Wilhelm Buschs Gedicht „Die kühne Müllerstochter“ ehemals zum Bestand des Berliner Kupferstichkabinetts gehörte und durch Kriegswirren abhandengekommen war. Das Auktionshaus nahm daraufhin Kontakt mit dem Museum auf, das den Kriegsverlust bestätigte. Nach Gesprächen des Auktionshauses mit der Besitzerin der Zeichnung war diese bereit, das Werk dem Kupferstichkabinett zu schenken.

Die „Drei Räuber“ illustrieren das Gedicht „Die kühne Müllerstocher“ von Wilhelm Busch (erstmals erschienen 1868 in Band 20 der Zeitschrift „Über Land und Meer“). Es ist das zweite Blatt der insgesamt elfteiligen Folge einer schauerlichen Begebenheit. Im dazugehörigen Text heißt es: „Da schleichen drei Räuber wild und stumm / – Husch, husch! pist, pist! – ums Haus herum.“ Die Müllerstochter bemerkt die nächtlichen Einbrecher und weiß sich zu wehren. Auf dem letzten Bild wird im Text Resümee gezogen: „So starben die drei ganz unverhofft. / O, Jüngling! da schau her!!! / So bringt ein einzig Mädchen oft / Drei Männer in‘s Malheur!!!!“

Im Jahr 1909 hatte das Kupferstichkabinett diese und weitere Zeichnungen direkt bei den Erben des Künstlers für die geplante Busch-Ausstellung des Vereins der Berliner Künstler angekauft. 1945 wurde die Zeichnung zusammen mit anderen Werken in den I. Reichsbanktiefkeller ausgelagert. Seither galt sie als verschollen. Nun ist sie wieder Teil des Museumsbestands.

Dagmar Korbacher, Direktorin des Kupferstichkabinetts: „Die Rückkehr dieses Werks in das Kupferstichkabinett erfüllt uns mit besonderer Freude. Das Blatt mit dem lautmalerischen Reim und den auffällig unauffällig ums Haus schleichenden Räubern bringt uns bis heute in bester Wilhelm Busch-Manier zum Schmunzeln und Nachdenken. Unser Dank gilt der großzügigen zwischenzeitlichen Besitzerin sowie den aufmerksamen Expertinnen und Experten des Auktionshauses, deren sorgfältige Arbeit und Verantwortungsbewusstsein diese Rückführung erst möglich gemacht haben.“

Franz-Carl Diegelmann, Leiter der Abteilung Alte Grafik/Zeichnungen im Züricher Auktionshaus Koller, das die Rückgabe initiierte: „Ich freue mich sehr, dass die Karikatur von Wilhelm Busch nun genau achtzig Jahre nach Kriegsende ihren Platz zurück in das Kupferstichkabinett Berlin gefunden hat. Durch mein Kunstgeschichtsstudium in Berlin fühle ich mich dem Haus und seiner grossartigen Sammlung schon seit vielen Jahren in ganz besonderer Weise verbunden und war sehr gerne bei der Rückgewinnung der Zeichnung behilflich.“

Marion Ackermann, Präsidentin der SPK: „Ich danke dem Schweizer Auktionshaus Koller nicht nur für die gewissenhafte Provenienzrecherche, sondern auch dafür, dass es durch den Kontakt zur vormaligen Besitzerin möglich war, dieses besondere Blatt von Wilhelm Busch dem Kupferstichkabinett als Schenkung zu überlassen. Damit kann das Haus am Kulturforum erneut eine Lücke im Bestand, die durch Kriegswirren gerissen wurde, schließen.“

Anna Pfäfflin, Kuratorin für die Kunst des 19. Jahrhunderts am Kupferstichkabinett: „In seiner Moritat schildert Wilhelm Busch eine überraschende Wendung. Denn manchmal kommen die Dinge ganz anders als erwartet. – Nicht die überfallene Müllerstochter ist das Opfer, sondern am Ende sind die Räuber tot. Und was als Kriegsverlust galt, findet durch glückliche Umstände und private Großzügigkeit seinen Weg zurück ins Museum und damit wieder in öffentlichen Besitz.“

WO?

Gemäldegalerie, Kunstbibliothek, Kunstgewerbemuseum, Kupferstichkabinett
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Stauffenbergstraße 41
D-10785 Berlin

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