CSR.ART präsentiert ab 12. September 2025 anlässlich der Berlin Art Week UNFINISHED PEACE, die erste Einzelausstellung des Künstlers Lars Stenchly. Gezeigt werden Gemälde, in denen der Maler Symbole von Krieg und Frieden in eindringlichen Bildkonstellationen verarbeitet: die weiße Taube als enttarnte Kampfmaschine, als Trägerin einer Gasmaske oder beladen mit symbolträchtigen Blüten, animatronische Lämmer auf einem brüchigen Schachbrett gleich einer Welt unter trostlosem Himmel. Vorgestellt werden auch Stenchlys neueste Arbeiten: Blumenstillleben in Öl auf Leinwand, die in der Tradition Alter Meister wurzeln und zugleich eine politisch aufgeladene Symbolik entfalten. Charakteristisch für Stenchlys Szenerien sind seine kalligraphischen Zusätze, Kommentare und Beistellungen, die wie Röntgenbilder, annotierte Diagramme oder digitale Interfaces anmuten. Die Vernissage findet am Freitag, 12. September 2025 von 18 bis 21 Uhr statt, anschließend Aftershow Party mit fünf DJ Sets.
Abb. oben: Lars Stenchly, Unfinished Peace, 2025, Öl auf Leinwand, 105 × 140 cm.
Lars Stenchlys Malerei verbindet klassische Bildtraditionen mit zeitgenössischen Strategien der Überlagerung und Kommentierung. Öl und Acryl auf Leinwand bilden die Grundlage seiner Kompositionen, die in ihrer Bildsprache zunächst an bekannte ikonographische Motive anschließen. Doch die begleitenden Einschreibungen – Texte, Zeichen, Diagramme, erklärende Fragmente – erzeugen einen zweiten Blick, der die Betrachtenden an Computeroberflächen oder Augmented-Reality-Ansichten erinnert. Es ist ein Sehen, das analysiert, definiert, Erklärung gibt, und dennoch das eigentliche Verständnis verweigert. Die Mechanismen dieser rationalisierten Ordnung werden zwar offengelegt, doch der zugrunde liegende Konflikt, das Thema, bleibt unerklärlich. Die Botschaft allerdings wird auf emotionaler Ebene zugänglich.

Gerade in dieser Spannung entfaltet sich die eigentliche Kraft von Stenchlys Malerei. Blumen werden zu Stellvertretern für Länder, schlussendlich für Menschen, die in Konflikte verstrickt sind: Die Sonnenblume steht für die Ukraine, die Kamille für Russland, die Anemone für Israel, und die Faqqu’a-Iris für Palästina. Als Symbole sind sie aufgeladen mit Geschichte, Patriotismus, Leid, Verletzlichkeit. Als das, was sie jedoch ihrer Natur gemäß sind, werfen sie die simple Frage auf: Warum sollten sie sich bekriegen? Gleiches gilt für die Friedenstaube, die unmissverständlich fragt: Frieden – durch Krieg? Stenchlys Werke machen sichtbar, dass Erklärung und Systematisierung an ihre Grenzen stoßen, wo es um Leid, Gewalt, Unversöhnlichkeit und die Unbegreiflichkeit des Krieges geht.
Der Titel UNFINISHED PEACE verweist auf diese Fragilität des Friedens. Frieden erscheint hier nicht als vollendeter Zustand, sondern als vorläufiges Versprechen. Immer bedroht, immer unvollständig, oder gar gänzlich abwesend. Zugleich bezeichnet der Titel lautmalerisch auch das Werk selbst: „Unfinished Piece – unvollendetes Werk“, den Beginn einer künstlerischen Laufbahn, die noch jung ist und erst ihre eigene Sprache entfaltet. Stenchly, künstlerischer Autodidakt und ehemaliger Volleyballnationalspieler, hat in wenigen Jahren einen unverwechselbaren Stil und eine eigene Bildsprache entwickelt. Mit seiner großen digitalen Reichweite – über 443.000 Follower auf Instagram – findet sein Werk längst ein internationales Publikum. Doch entscheidend ist seine Fähigkeit, aus den Mitteln klassischer Malerei eine Sprache zu finden, die mit unserer Gegenwart resoniert: an der Schnittstelle von Schönheit und Brutalität, Ornament und Mechanik, Symbol und Wirklichkeit.

Die Ausstellung präsentiert Stenchlys Werke in einer konzentrierten Hängung. Ohne raumgreifende Inszenierung bleibt der Blick ganz auf die Gemälde gerichtet. So entsteht ein Resonanzraum, in dem die vielschichtige Symbolik der Bilder zur Geltung kommt und Zeit bleibt, sich den gestalterischen Details zuzuwenden.
UNFINISHED PEACE ist damit mehr als eine Ausstellung: Es ist die Einladung, den unvollendeten Frieden nicht nur als künstlerisches Motiv zu begreifen, sondern als offene Aufgabe, die uns alle betrifft.
Lars Stenchly (*2003, Köln) lebt und arbeitet in Berlin. 2022 begann er, autodidaktisch zu malen. Über Instagram erreichte er mit seinen Motiven innerhalb kurzer Zeit eine große Followerschaft. 2024 wurde im CSR.ART Contemporary Show Room in Berlin erstmals eines seiner Werke (Waffen für Rafah, 2024) in einer Gruppenausstellung präsentiert. Bereits am Abend der Vernissage wurde die Arbeit von einer Kunststiftung für deren Sammlung erworben. Mit der ersten Soloausstellung im CSR.ART wird nun die erste umfassende Werkpräsentation des jungen Malers der Öffentlichkeit vorgestellt. Stenchly entwickelt in Öl- und Acrylmalerei eine eigenständige Bildsprache, die Figuration mit kalligraphischen Annotationen, zeitgenössischer Symbolik und Gestaltungselementen von Augmented Reality verbindet. Seine Arbeiten thematisieren Kybernetik, Konflikt, Krieg und Frieden und hinterfragen die Mechanismen ihrer Darstellung. Sie erforschen Motivik, Symbolik und neue Arten des Sehens, sie entdecken im buchstäblichen Sinn vermeintlich Gewohntes und Bekanntes, indem sie klassische Bildgenres neu interpretieren. Stenchly untersucht, wie sich visuelle Systeme zwischen Erklärung und Unverständnis bewegen, wie Schönheit und Gewalt ineinander greifen, und wie fragile Bedeutungen entstehen, wenn Symbole von Ornament in (politische und gesellschaftliche) Realität kippen.
WANN?
Vernissage:
Freitag, 12. September 2025, 18-21 Uhr
ab 21 Uhr After Show Party mit 5 DJ Sets
Ausstellungsdaten:
Samstag, 13. September – Donnerstag, 25. September 2025
WO?
CSR.ART Contemporary Show Room
@BIKINI BERLIN im EG links, Eingang Richtung Zoo Palast Kino
Budapester Str. 38-50
10787 Berlin





