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Dienstag, November 25, 2025

TRAPASSO – HINÜBERGEHEN – Diözesanmuseum (Paderborn) | 02.11.2025-01.03.2026

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Vom 2. November 2025 bis zum 1. März 2026 zeigt das Diözesanmuseum Paderborn mit TRAPASSO – HINÜBERGEHEN eine Ausstellung, die Resonanzraum ist für neue Gedanken und Wahrnehmungen zur letzten Lebensphase. Als Partner der Ausstellung bietet der Verbund katholischer Altenhilfe Paderborn e.V. mit dem entstehenden Hospiz- und Palliativzentrum PAULINE ein umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung an, mit Lesungen, Vorträgen, Musik und Workshops.

Abb. oben: Bienen Blatt 8. © Dagmar Boenigk

TRAPASSO – HINÜBERGEHEN bildet den Auftakt zu einer neuen Reihe: Unter dem Label CONNECT# wird das Diözesanmuseum in Zukunft gemeinsam mit unterschiedlichen Kooperationspartner*innen aus der Stadt und der Region Ausstellungen zu gesellschaftlich relevanten Themen gestalten.

Namensgebend für die Ausstellung ist die Arbeit „Trapasso“ des Foto- und Videokünstlers Christoph Brech. Trapasso bedeutet im italienischen so viel wie „ich gehe (über etwas) hinüber“, aber auch „ich sterbe“. „Wir möchten mit diesem Projekt – gemeinsam mit unserem Partner, dem entstehende VKA Hospiz- und Palliativzentrum PAULINE vom Verbund katholischer Altenhilfe Paderborn e.V. – für die letzte Lebensphase von Menschen sensibilisieren“, sagt Kuratorin Christiane Ruhmann. Sie hat u.a. Künstler*innen wie Christoph Brech, Dagmar Boenigk, Walter Schels und Beate Lakotta dafür gewonnen, mit ihren Arbeiten in einen Dialog zu Werken der Museumssammlung zu treten. Darunter beeindruckende mittelalterliche Werke wie die Skulptur „Christus im Elend“, das Tafelbild „Marientod“ des Meisters von Lisborn oder der kunstvoll gearbeitete Tragaltar des Paderborner Doms aus der Zeit um 1120. Insgesamt sind rund 40 Exponate zu sehen. Dazu zählt auch ein Koffer, den das Team des entstehenden VKA Hospiz- und Palliativzentrums PAULINE „für das Hinübergehen” bestückt und der in die Ausstellung integriert wird. An einer partizipativen Station geht es um eine Frage: „Gibt es eine unsterbliche Seele?“

Hospize sind Lebensorte

Der Fotograf Walter Schels und die Journalistin und Autorin Beate Lakotta erforschen mit ihren Arbeiten existenzielle Themen wie Sterben, Vergänglichkeit und Menschlichkeit. Sie begleiteten über zwei Jahre hinweg Sterbende in der letzten Phase ihres Lebens. Die meisten verbrachten die ihnen verbleibende Zeit im Hospiz, einem Ort, dafür geschaffen, dass Todkranke ihre letzte Lebensphase selbstbestimmt und bewusst erleben können. Mit ihrer Erlaubnis machte Schels Porträts der Patient*innen – jeweils vor und unmittelbar nach ihrem Ableben – und schuf so eindrückliche Momente des „Dazwischen“. Sie werden jeweils begleitet von Texten Beate Lakottas, welche die Sterbenden zu Wort kommen lassen und deren Ängste, Hoffnungen und Erfahrungen spiegeln.

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Foto: Taube. NOCHMAL LEBEN. Foto © Walter Schels und Beate Lakotta
Foto: Taube II. NOCHMAL LEBEN. Foto © Walter Schels und Beate Lakotta

Das Verblassen der Welt

Der erste Teil der Ausstellung ist dem Verblassen, dem Vergessen aber auch der sich trotz allem Bahn brechenden Erinnerung gewidmet. Hier finden sich auch die Arbeiten der Künstlerin Dagmar Boenigk. Ihre Werke laden zur Reflexion über Vergänglichkeit, Identität und Wahrnehmung ein. Gemeinsam bilden sie ein Bildgedicht bestehend aus schwebenden, bearbeiteten Textfragmenten und teilweise überdeckten Familienschnappschüssen. Eindrücklich ruft sie damit jene tastende, suchende und verblassende Welt auf, in der sich an Demenz erkrankte Menschen in ihrer letzten Lebensphase befinden. Boenigk wählt als Material zur Überdeckung der Fotografien u.a. Japanpapier. Komplett mit diesem handgeschöpften, durchscheinenden Material überzogen ist auch ein Gemälde aus der Sammlung des Diözesanmuseums. Das Japanpapier schützt hier seine fragile Malschicht, wodurch ebenfalls kaum noch zu erkennen ist, was darauf dargestellt ist.

Foto: Bienen Blatt 7. © Dagmar Boenigk

Vergänglichkeit und Überdauern

Christoph Brech ist mit drei meditativen Videoarbeiten vertreten. Sein Werk „The Wind that Shakes the Barley“ zeigt, wie sich Erinnerungen an geliebte Menschen manifestieren können, auch wenn ihnen kein Raum gegeben werden soll. Dafür hat er Steinmale ungetauft verstorbener Kinder ins Bild gesetzt, die er in rauer irischer Landschaft gefunden hat. In seiner Arbeit „Trapasso“ sind mittelalterliche Grabsteine zu sehen, die seit Jahrhunderten in einer Kirche als Fußbodenbelag dienen. Viele Generationen sind darüber hinweggegangen, haben die Reliefs abgenutzt und bis zur Unkenntlichkeit abgelaufen. Bei „Transito“ schließlich zeichnet Brechs Kamera in eben jener Kirche das tanzende Hin- und Herwehen eines vom Wind geblähten Vorhangs in Bodennähe auf. Immer wieder sind die Beine der Kirchenbesucher*innen zu sehen, die jene Schwelle überschreiten, die das Sonnenlicht von der Dunkelheit im Inneren trennt – die Unruhe von der Ruhe, die Gegenwart von der Vergangenheit.

DEEDS NEWS-Koffer für das Hinübergehen c Dioezesanmuseum und VKA
Foto: Koffer für das Hinübergehen. Foto: Diözesanmuseum Paderborn / VKA

Umfangreiches Begleitprogramm

Unter dem Leitgedanken geliebt – getragen – getröstet findet eine Reihe von Benefizveranstaltungen statt, um Spenden für das entstehende VKA Hospiz- und Palliativzentrum PAULINE zu sammeln. Das Diözesanmuseum Paderborn unterstützt diese Initiative mit der Ausstellung TRAPASSO – HINÜBERGEHEN. Der Verbund katholischer Altenhilfe Paderborn e.V. steuert das umfangreiche Begleitprogramm zur Ausstellung bei, mit Lesungen, Vorträgen, Musik und Workshops u.a. zum Thema „weiße Trauer“ – dem langsamen Verschwinden von Demenzkranken aus der Welt – sowie Vorträgen, etwa zum assistierten Suizid. Im Shop des Museums können zusätzlich Künstlerdrucke der Werke des Benediktinermönchs Bruder Stephan Oppermann OSB erworben werden, der den Erlös zur 100% dem entstehenden VKA Hospiz- und Palliativzentrum PAULINE spendet. Oppermanns Handdruck mit dem Titel „Caput Mortuum“ ist zudem in der Ausstellung zu sehen. Mit der abstrakten Durchdringung kräftiger Farben thematisiert er hier die Dualität von Werden und Vergehen.

Kommende Veranstaltungen (Auswahl):

12. November 2025 | 18 – 20 Uhr
Ein Tag voller Leben – Das neue Tageshospiz in Paderborn:
Ein Vortrag von Tanja Jochheim M.A. (Projektmanagerin im Bereich Hospiz – und Palliativversorgung)

30. November 2025 | 14 – 16 Uhr 
Begleiter in der Dunkelheit – als Arzt auf einer Palliativstation: Lesung und Autorengespräch
mit Prof. Dr. Martin Weber, Mainz

7. Dezember 2025 | 15 – 17 Uhr
Depression – eine heilbare Volkskrankheit: Ein Vortrag von PD Dr. med. Stefan Bender

Das Diözesanmuseum Paderborn ist das älteste im deutschsprachigen Raum. 1853 gegründet, bewahrt es eine der umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher bis barockzeitlicher Kunst in Deutschland mit Schwerpunkten in den Bereichen Skulptur und Goldschmiedekunst. In den vergangenen 25 Jahren ist es mit seinen großen kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen, die internationale Leihgaben in Paderborn zusammenführten, weit über die Region hinaus bekannt geworden.

Das entstehende VKA Hospiz- und Palliativzentrum PAULINE vom Verbund katholischer Altenhilfe Paderborn e.V. entsteht im Herzen Paderborns, eingebettet in den großen Park am Mutterhaus der Schwestern der Christlichen Liebe. Sein Ziel ist es, schwerstkranke Menschen und deren Angehörige einfühlsam und umfassend auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten. Das Angebot reicht vom Tageshospiz über die stationäre Versorgung bis hin zur ambulanten Begleitung sowie einer umfassenden Beratung in ethischen Fragen.

WANN?

Ausstellungsdaten: Sonntag, 02. November 2025 bis Sonntag, 01. März 2026

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 – 18 Uhr

WO?

Erzbischöfliches Diözesanmuseum und Domschatzkammer
Markt 17
33098 Paderborn

KOSTET?

Eintritt: 4 EUR / ermäßigt 2 EUR, freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahren siehe dioezesanmuseum-paderborn.de

Für Lesungen / Vorträge / Begegnungen im Rahmen der Ausstellung TRAPASSO – HINÜBERGEHEN gilt 2 EUR ermäßigter Eintritt + Spende an das entstehende VKA Hospiz- und Palliativzentrum PAULINE

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