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Donnerstag, August 21, 2025

Vom Auftakt zur Erweiterung: FINE ART! II – CSR.ART @Bikini Berlin | bis 06.09.2025

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Mit atelierfrischen Werken setzt CSR.ART im denkmalgeschützten BIKINI BERLIN die Eröffnungsausstellung in Zusammenarbeit mit Galerie Martin Mertens fort – und bringen im zweiten Teil von FINE ART! neue Impulse: Nach dem Auftakt am neuen Standort des CSR.ART in Charlottenburg mit Werken von Thorbjørn Bechmann, Sébastien Gaudette und Sebastian Herzau eröffnet FINE ART! II einen erweiterten Dialog. Mit Jens Hausmann und Jan Muche kommen in der zweiten Ausstellungshälfte zwei zeitgenössische Künstler hinzu, deren Arbeiten das bisherige Spektrum um neue Perspektiven auf Raum und Abstraktion bereichern. Die thematische Klammer bildet weiter der Ausdruck „Fine Art“ – ein Kunstbegriff, der den hohen Anspruch an Technik, Konzept und tiefere Bedeutung transportiert. Bei Fine Art geht es nicht nur um Abbild, Ästhetik und Reflexion, sondern um Kunst, die kulturell und intellektuell relevant ist, und deren Bedeutungsebenen es zu entdecken gilt. Dabei gründen die verwendeten Techniken oft in der langen Tradition von Malerei, Skulptur oder Grafik. Die Vernissage zu FINE ART! II findet am Donnerstag, 28. August 2025 von 18 bis 21 Uhr statt. Die Ausstellung ist bis zum 6. September 2025 im BIKINI BERLIN zu sehen.

Abb. oben: Sebastian Herzau und Jan Muche, Installationsansicht FINE ART! II im CSR.ART, August 2025, Foto: ART at Berlin

CSR.ART Contemporary Show Room zeigt sich einmal mehr beweglich – das Konzept des temporären, experimentellen Ausstellungsraums folgt auch inhaltlich nicht dem statischen Ausstellungsansatz klassischer Galerien, sondern gestaltet einen offenen, variablen Denkraum. So ist der zweite Teil von FINE ART! kein Nachtrag, sondern eine gedankliche Erweiterung – ein neues Kapitel, das durch die Hinzunahme weiterer künstlerischer Positionen eine zusätzliche Tiefe erhält.

Jan Muche (*1975, DEU) arbeitet mit einer Sprache der Strukturen. Seine Malereien und Collagen erinnern an Brückenkonstruktionen, Strommasten oder industrielle Fragmente, die sich in abstrakte Geflechte verwandeln. Mit Tusche, Acryl oder auch Materialien wie Asche erschafft Muche Bilder, die wie Spuren technischer Erinnerung wirken – zwischen Konstruktion und Auflösung. Die wechselnden Perspektiven, Farbspiele und Ebenen, die Jan Muche in seinen Werken gestaltet, schaffen einen visuellen Sog, dem sich die Betrachtenden nicht entziehen können.

Jens Hausmann (*1964, DEU) richtet den Blick auf Architektur als Bühne. Seine Gemälde zeigen Räume und Fassaden, die zwar auf realen Vorbildern beruhen, aber in der malerischen Umsetzung zu imaginären Schauplätzen werden. Farben und Perspektiven schaffen eine Atmosphäre des Unwirklichen, die zugleich präzise und rätselhaft wirkt. Menschen sucht man in den Gemälden von Jens Hausmann vergebens. Ihre Anwesenheit als Schöpfer der Gebäude ist offensichtlich. Dennoch bleiben sie im Verborgenen.

Auch die drei Künstler, die bereits im ersten Teil von FINE ART! vertreten waren, bleiben prägend im Dialog. Thorbjørn Bechmann (*1966, DNK) entfaltet in seinen Leinwänden fließende Farbräume, in denen subtilste Überlagerungen von Transparenz und Dichte ein intensives Spiel von Nähe und Distanz erzeugen. Er erschafft sie durch die Verwendung von Pigment und dünnflüssigen Öl und aus Bewegung der Leinwand selbst, ohne weitere Hilfsmittel.

Sébastien Gaudette (*1984, CAN) bringt Wandobjekte aus Aluminium ein, die wie gefaltete Notizblätter oder zerknülltes und bekritzeltes Papier erscheinen, oder wie eine Seite, die jemand gerade aus einem College-Block gerissen hat. Er schafft die perfekte Illusion, und irritiert damit unsere Wahrnehmung von Materialität.

Sebastian Herzau (*1980, DEU) führt die Malerei ebenfalls in eine irritierende Nähe zur Wirklichkeit. Seine Arbeiten wirken auf den ersten Blick wie Fotografien – ein Portrait, das wie ein ausschnitthafter Abzug erscheint, darüber Klebeband, das scheinbar real auf der Leinwand haftet. Doch nichts davon ist, was es vorgibt zu sein: Alles ist gemalt, das „Foto“, das „Tape“, sogar dessen Knicke. Gerade in dieser präzisen Täuschung liegt die Kraft seiner Bilder. Sie spielen mit Wahrnehmung, Authentizität und dem Vertrauen ins Gesehene – und öffnen so eine Reflexion über das Verhältnis von Schein und Realität in der zeitgenössischen Malerei.

Im Zusammenspiel dieser fünf Stimmen entsteht ein Spannungsfeld, das von architektonischen Imaginationen über materielle Experimente bis zu intensiven malerischen Gesten reicht. FINE ART! II zeigt damit nicht nur zusätzliche Werke, sondern auch, wie eine Ausstellung sich fortschreiben lässt – als offenes Gespräch, das immer neue Perspektiven eröffnet.

CSR.ART präsentiert seit 2022 zeitgenössische Kunst unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht. Mit experimentellen Ausstellungen an temporären Orten – etwa in der Berliner Friedrichstraße oder im Schloss Sacrow – fördert das Projekt interkulturellen Austausch. Träger ist die gemeinnützige DEEDS.LAB gUG, die Konzepte entwickelt und in Kooperation mit Partnern Künstler:innen sichtbar macht.

Die Galerie Martin Mertens, 2006 in Berlin-Mitte gegründet, zeigt junge internationale Künstlerinnen und Künstler mit Fokus auf zeitgenössische Kunst, handwerkliche Qualität und künstlerische Unabhängigkeit. Ihr Programm umfasst Malerei, Zeichnung, Fotografie, Objektkunst und Skulptur; neben Ausstellungen in Berlin ist sie auch auf internationalen Kunstmessen und in Kooperationen aktiv.

Das BIKINI BERLIN ist eine Concept-Mall im Westen der Stadt, 2014 nach Sanierung des historischen Bikini-Hauses von 1957 eröffnet. Seinen Namen verdankt das Gebäude dem offenen Mittelgeschoss, das an die Bademode der 1950er-Jahre erinnerte – „oben watt, unten watt, und in der Mitte nüscht“, wie man in Berlin sagte. Auf drei Etagen bietet BIKINI BERLIN Design-Boutiquen, Galerien, Concept Stores, Cafés sowie den Street Food Court Kantini und eine Dachterrasse mit Blick auf den Zoo.

WANN?

Vernissage FINE ART! II: 

Donnerstag, 28. August 2025, 18 – 21 Uhr

Ausstellungsdaten FINE ART! I & FINE ART! II:

Freitag, 8. August bis Samstag, 6. September 2025

WO?

CSR.ART
Budapester Str. 38-50
Eingang linke Gebäudeseite (Richtung Zoo Palast)
im EG gleich links
10787 Berlin

www.csr.art

WANN?

Vernissage: Donnerstag, 7. August 2025, 18 – 21 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 8. August bis Samstag, 6. September 2025

WO?

CSR.ART
Budapester Str. 38-50
Eingang linke Gebäudeseite (Richtung Zoo Palast)
im EG gleich links
10787 Berlin

www.csr.art

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