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Shortlist des Preis der Nationalgalerie 2021. Ausstellung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart | 16.09.2021-27.02.2022

Editors’ Choice

Calla Henkel, Sandra Mujinga, Sung Tieu, Max Pitegoff und Lamin Fofana (Foto v.l.n.r., © Calla Henkel & Max Pitegoff) sind für den Preis der Nationalgalerie 2021 nominiert. Die Gruppenausstellung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin stellt die Künstler:innen vor und zeigt raumgreifende neue Arbeiten oder Präsentationen, in denen sie bestehende und neue Werke miteinander verbinden. In ihren Installationen, Fotografien, Skulpturen und Soundarbeiten spielen u.a. Bewegung und Migration, Zugehörigkeit und Entfremdung, Fremd- und Selbstwahrnehmung, Logiken von sich verändernden öffentlichen und privaten Räumen sowie die gesellschaftliche Kraft von Klang und Musik als Themen zentrale Rollen.

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Lamin Fofana, Ausstellungsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin 2021, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Mathias Völzke

Lamin Fofana (lebt in Berlin und New York) setzt sich in seiner elektronischen Musik wie in seinen Installationen und Performances mit Bewegung und Migration, Entfremdung und Zugehörigkeit als Themen auseinander. Eigene Kompositionen, Field Recordings und Archivaufnahmen verbindet er, um historisches wie zeitgenössisches Schwarzes kritisches Denken in einen Dialog mit der Realität unserer Welt zu setzen und neue Räume jenseits dieser Realität zu eröffnen. Im Rahmen der Ausstellung präsentiert Fofana seine beiden SoundInstallationen „BLUES“ (2020) und „Ballad Air & Fire“ (2021), in die er Licht und Düfte ebenso wie Videos und Fotografien seiner langjährigen Projektpartner Nicolas Premier und Jim C. Nedd integriert. In Auseinandersetzung mit Schlüsseltexten zur Erfahrung Schwarzen Lebens in der westlichen Welt von Autor:innen wie Sylvia Wynter, W.E.B. Du Bois und Amiri Baraka schafft Fofana einen multisensorischen Raum, der eine aktive und kollektive Praxis des Hörens und nichtlineares Erleben
fördert.

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Calla Henkel & Max Pitegoff, Ausstellungsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart Berlin 2021, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Mathias Völzke

Ausgehend von der Tradition der dokumentarischen Fotografie haben Calla Henkel und Max Pitegoff (geboren 1988 in Minneapolis, USA bzw. 1987 in Buffalo, USA, beide leben in Berlin) im Laufe der letzten zehn Jahre den sozio-urbanen Wandel Berlins aus ihrer Perspektive als Teil
der künstlerischen Community der Stadt festgehalten. Mit ihren Projekträumen Times Bar und New Theater und aktuell mit ihrer TV Bar prägten sie die jüngere Berliner Kunstszene mit. In ihren FotografieSerien „Exteriors“ (2021) und „Collective Image (Klärwerk Ruhleben)“ (2021) setzen sie sich mit der Stadtentwicklung Berlins und übersehenen Randbereichen städtischer Realität, utopischen Projektionen und der Realität dahinter auseinander. Zudem präsentieren sie in der Ausstellung einen Trailer zu „Paradise“ (seit 2020), ihrer in der TV Bar gefilmten und fortlaufenden Fernsehserie, deren erste beiden Folgen sie parallel zur Ausstellung in Berliner Bars und Kunsträumen wie dem Bierhaus Urban, Hopscotch Reading Room und Eschschloraque sowie dem Restaurant im Hamburger Bahnhof zeigen.

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Sandra Mujinga, Ausstellungsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin 2021, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Mathias Völzke

Sandra Mujinga (geboren 1989 in Goma, Demokratische Republik Kongo, lebt in Berlin und Oslo) verhandelt in ihren Arbeiten Ökonomien von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Fragen und Vorstellungen von Identität, Selbst Repräsentation und Überwachung als Themen. In der
Beobachtung bestehender gesellschaftspolitischen Strukturen und Machtverhältnisse spielen Tarnung und Unsichtbarkeit als Überlebensstrategien für sie eine zentrale Rolle. Sie agiert zwischen physischen und digitalen Räumen, um Bilder und Raumgefüge für spekulative Welten zu finden, die über das anthropozentrische Paradigma hinausweisen. In der Ausstellung zeigt Mujinga zwei neue Skulpturengruppen, „Reworlding Remains“ (2021) und „Sentinels of Change“ (2021). In Anlehnung an Afrofuturismus, Science Fiction und Theorien des Post-Humanismus nutzt Mujinga Strategien des “Weltenerschaffens” / “Worldbuilding”, um – in grünes Licht getaucht – fantastische Figuren wie auch einen schematischen Dinosaurierkörper entstehen zu lassen.

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Sung Tieu, Ausstellungsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin 2021, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Mathias Völzke

Das Leben in der Diaspora und die psychologischen Auswirkungen sind ebenso wiederkehrende Themen im Werk der Künstlerin Sung Tieu (geboren 1987 in Hai Duong, Vietnam, lebt in Berlin) wie Vermächtnisse
des Kalten Kriegs und seine Folgen für den globalen Kapitalismus. Oft verwebt sie in ihren Arbeiten Fiktives und Reales, historische und biografische Ereignisse ihrer Herkunft und verschiedene Lebenswirklichkeiten. Ihre Installation „Song for VEB Stern-Radio Berlin“ (2021) beruht auf ihrer laufenden Auseinandersetzung mit der Geschichte von vietnamesischen Vertragsarbeitenden in der DDR. Tieu bezieht sich dabei auch konkret auf Berlin und die in der Stadt existierende vietnamesische Community, indem sie von Vertragsarbeitenden hergestellten Radios in ihre Installation einbezieht. Hiermit aktiviert sie zugleich den Raum akustisch und schafft ein dichtes Setting aus Readymades, Texten und Klang, das zum Nachdenken über Verhältnisse von Arbeit und Leben, Individuum und System anregt.

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v.l.n.r.: SungSung Tieu, Calla Henkel, Max Pitegoff, Sandra Mujinga, Lamin Fofana,
Foto/Photo: Calla Henkel & Max Pitegoff

Die nominierten Künstler*innen wurden im Februar 2021 von einer ersten Jury aus einer Longlist gewählt. Mitglieder der ersten Jury waren Adam Budak (Direktor, Kestner Gesellschaft, Hannover), Andrea Lissoni (Künstlerischer Leiter, Haus der Kunst, München), Zoé Whitley (Direktorin, Chisenhale Gallery, London) und Franciska Zólyom (Direktorin und Kuratorin, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig).

Eine international besetzte Jury wählt aus den Nominierten am 7. Oktober 2021 die/den diesjährige/n Preisträger:in. Die Auszeichnung besteht aus einer Ausstellung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin im darauffolgenden Herbst samt Begleitpublikation. Mitglieder der zweiten Jury sind: Emre Baykal (Hauptkurator, Arter, Istanbul), Sven Beckstette (Kurator, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin), Gabriele Knapstein (Leiterin, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin), Emma Lavigne (Präsidentin, Palais de Tokyo, Paris) und Yesomi Umolu (Director of Curatorial Affairs and Public Practice, Serpentine, London).

Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie und gefördert durch BMW.

WO?

Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart Berlin
Invalidenstraße 50/5
10557 Berlin-Mitte

WANN?

Sonntag, 26. September 2021 bis Sonntag, 27. Februar 2022

Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr

Weitere Informationen unter www.preisdernationalgalerie.de und www.smb.museum/hbf.

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