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Mittwoch, April 24, 2024

BIO-RESCRIPTURES von Said Dokins. Eine künstlerische Erforschung der Interaktion zwischen dem menschlichen Körper und Mikroorganismen | INTERACTIVE URBAN MUSEUM | bis 29.05.2023

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Das Interactive Urban Museum im mexikanischen Puebla (MUI) präsentiert aktuell das Kunstwerk “Bio-Rescriptures” des Künstlers Said Dokins als Teil der Ausstellung “Atentar desde los códigos” (Angriff von Codes), die den ganzen Mai über in der Calle Norte 4 Nr. 5 im historischen Zentrum von Puebla zu sehen ist.

Abb. oben: Said Dokins, Bio rescrituras, bioart, calligraphy, graffiti calligraffit (000) Foto Leonardo Luna

Die Ausstellung Atentar desde los códigos, kuratiert von Piedad Martínez und Juan Carlos Montes, schlägt vor, die Spannungen und Konflikte zu erforschen, die sich aus den Diskursen und der Aneignung des kulturellen Erbes in Bezug auf soziokulturelle Logiken ergeben. In dieser Ausstellung präsentieren Künstler wie Rocío Cerón, Malitzin Cortéz, Ivan Abreu und Said Dokins die Ergebnisse ihrer künstlerischen Aufenthalte auf dem Campus der Tec de Monterrey in Puebla und Querétaro.

“Bio-Rescriptures” ist das neueste Werk des Künstlers Said Dokins, das von der Erkenntnis ausgeht, dass der menschliche Körper ein durchlässiges Subjekt für die Fortschritte in der Erforschung des menschlichen Mikrobioms ist. Das Projekt umfasst verschiedene Experimente, die die Abdrücke und Spuren dokumentieren, die durch die Interaktion zwischen verschiedenen Mikroorganismen und Individuen entstehen.

Mit seiner Arbeit möchte Dokins die traditionellen Vorstellungen vom Körper als einer geschlossenen und individualisierten Einheit in Frage stellen. Er erforscht die Verbindung zwischen dem menschlichen Körper, dem Mikrobiom und der Umwelt durch eine mikroperformative Übung, die den Prozess der wissenschaftlichen Wissensproduktion analysiert und darauf Bezug nimmt.

DEEDS.NEWS - INTERACTIVE URBAN MUSEUM - Said-Dokins - foto Leonardo Luna
Said Dokins, Bio rescrituras, bioart, calligraphy graffiti calligraffiti (1), Foto Leonardo Luna

Die aktuelle Forschung zum Mikrobiom bestätigt, dass die Mikroorganismen in Symbiose mit dem menschlichen Körper leben und in ständigem Informationsaustausch durch chemische Signale stehen, die Reaktionen in verschiedenen Stoffwechselzentren auslösen. Diese Untersuchungen führen zu einem besseren Verständnis des menschlichen Körpers als ökologische Einheit, als Holobiont in ständiger Rückkopplung mit seiner Umwelt.

Das Projekt wird als audiovisuelle Installation präsentiert, die fortschrittliche fotografische Techniken wie Focus Stacking, Timelapse, Video Mapping und biologische Prozesse durch Zellkulturen kombiniert, die sich im Laufe der Ausstellung verändern und aktualisieren.

Die Installation besteht aus drei Momenten: Aufzeichnung des Wachstums von Proben von Mikroorganismen, die auf den täglichen Wegen von Studenten des Tec de Monterrey Campus Querétaro gesammelt wurden, kalligraphische Ausführungen mit pathogenen und nicht-pathogenen Bakterien aus dem menschlichen Körper in Kulturmedien und Porträts, die durch horizontalen Transfer von menschlichem genetischem Material in Bakterien erzeugt wurden.

DEEDS.NEWS - INTERACTIVE URBAN MUSEUM - Said-Dokins - foto Leonardo Luna 1
Said Dokins, Bio rescrituras, bioart, calligraphy, graffiti calligraffit (5), Foto Leonardo Luna

Korporale Geografien und Reiserouten: Die Erforschung mikrobieller Landschaften menschlicher Bewegung und bakterieller Muster im öffentlichen Raum

Ziel dieser Serie ist es, die mikrobiologischen Muster auf den täglichen Wegen von 45 Studenten des Tecnológico de Monterrey zu dokumentieren. Die Teilnehmer platzierten ihre Handabdrücke auf Platten mit nährstoffreichem Agar und mit Rosenbengalen angereichertem Kartoffeldextrose-Agar, die dann bebrütet wurden, um das Wachstum von Mikroorganismen sichtbar zu machen. Das Wachstum wird im Museum über mehrere Tage hinweg gezeigt, bis das Medium austrocknet, so dass ein dynamischer mikrobieller Fußabdruck entsteht, der vom geografischen Raum der jeweiligen Person abhängt.

Bio-Schriften, Bio-Schablonen und bakterielle Muster in Nährböden: Der Schnittpunkt von Schrift und Mikrobiologie

Bio-Writings basieren auf kalligrafischen Ausführungen unter Verwendung einer bakteriologischen Tinte, die durch die Verwendung von pathogenen Bakterien aus dem menschlichen Körper, wie Salmonella und E. coli, sowie von nicht-pathogenen Bakterien wie Saccharomyces in Kulturmedien hergestellt wird. Im Falle der Bio-Stencils wurden Schablonen aus chirurgischem Stahl verwendet, um das Bakterienwachstum auf die Schattenbereiche der Kalligraphien von Said Dokins zu beschränken. Sowohl Bio-Writings als auch Bio-Stencils arbeiten mit einer abstrakten Sprache, die konventionelle Normen und Strukturen in Frage stellt und einen neuen Dialog zwischen dem Geschriebenen und dem Lebendigen schafft. Mikroorganismen finden in den Schriftmustern ein Medium, in dem sie leben und sich vermehren können, und werden so zu einer Art bakteriologischer Tinte, dem Ausgangspunkt für eine überbordende, ineinander verschlungene, hybride Schrift, in der Tod und Leben noch immer in einer ständigen Beziehung koexistieren.

Said Dokins, Bio rescrituras, bioart, calligraphy, graffiti calligraffiti (29), Foto Leonardo Luna

Bio-Fluoreszierende Schriften: Das Potenzial von Bakterien in der Kalligraphie durch Gentechnik

So wie der menschliche Körper von verschiedenen Mikroorganismen beeinflusst wird, hat auch der Mensch ausgeklügelte Methoden entwickelt, um seine Umwelt, einschließlich der Mikroorganismen, zu beeinflussen. Biotechnologie und Gentechnik wurden in der Medizin zur Insulinproduktion, zur Verbesserung der Pflanzenresistenz gegen Schädlinge oder zur Gentherapie usw. eingesetzt.

In dieser Phase der Bio-Rescriptures wurde der horizontale Gentransfer als Mechanismus für den Informationsaustausch zwischen Bakterien eingesetzt. Diese Technik ermöglicht die direkte Veränderung des genetischen Materials von einem Mikroorganismus auf einen anderen, indem die Membranpermeabilität verändert wird, um den Durchgang von DNA-Fragmenten zu ermöglichen, die als kleine zirkuläre DNA-Moleküle, so genannte Plasmide, eingebaut werden. Für dieses Experiment wurde ein Stamm von Escherichia coli verwendet, in den das Gen für das grün fluoreszierende Protein (GFP) eingefügt wurde. Durch diese genetische Veränderung sind die Bakterien in der Lage, Licht zu emittieren, wenn sie ultraviolettem Licht ausgesetzt werden, wodurch sie biofluoreszierend werden.

Die Kolonien der biofluoreszierenden Bakterien wurden auf selektiven Medien kultiviert und als Biotinte für kalligrafische Übungen auf Petrischalen mit LB-Nährmedium in Gegenwart von Arabinose verwendet. Nach der Bebrütungsphase wurden die Petrischalen mit ultraviolettem Licht bestrahlt, um die kalligrafischen Striche sichtbar zu machen.

Bei diesem Projekt war Said Dokins nicht allein. Im Bereich des Labors, der Mikrobiologie und der Gentechnik, erhielt er wertvolle Unterstützung von angesehenen Forschern und Professoren der Tec de Monterrey Campus Querétaro. Dr. Aurea Ramírez, eine Doktorin der Wissenschaften, die sich auf die Lebensmittelindustrie spezialisiert hat und über profunde Kenntnisse der Nutrigenomik verfügt. Dr. Carmen González, eine erfahrene pharmazeutische Chemikerin mit Spezialisierung auf Molekularbiologie, die mit ihrem Fachwissen die Geheimnisse des Lebens auf molekularer Ebene entschlüsselt. Und schließlich Dr. Paola Angulo, eine bahnbrechende Wissenschaftlerin, die sich auf das faszinierende Gebiet der Pflanzenbiotechnologie und Gentechnik konzentriert.

Hinter dem Objektiv, das die Essenz des Projekts festhielt, stand das kreative Auge von Leonardo Luna, einem Fotografen mit der angeborenen Fähigkeit, Momente zu verewigen und fesselnde visuelle Erzählungen zu weben.

Der visionäre Künstler Roberto Palma erweckte das Mapping zum Leben, indem er uns mit seinen künstlerischen Fähigkeiten in andere Dimensionen entführte und unsere Sinne fesselte. Das Talent von Daniel Arp, einem Klangproduzenten, der eine nassbiologische Klanglandschaft geschaffen hat, die Emotionen hervorruft und die Erzählung von Said Dokins bereichert, sorgt schließlich dafür, dass das Hörerlebnis perfekt wird.

Die Ausstellung läuft bis zum 29. Mai im Urban Interactive Museum (MUI) in der 5 North Street, Historic Center, Puebla.

WO?

Calle 4 Nte 5, Centro
72000 Puebla
Pue., Mexico

WANN?

bis Montag, 29. Mai 2023

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