Schaubude Berlin zeigt ab 27. Juni 2024 (Premiere 29. Juni) die Eigenproduktion BÄR. EIN ZEITZEUGE ERZÄHLT nach der Biografie von Irene Grumach-Shirun. Bär, genannt „Bärchen“, ist über 100 Jahre alt. Seine Augen haben schon vieles gesehen. Erinnerungen wie denen, als die Wände wegen der Bomben wackelten oder als Irenes Großmutter deportiert wurde, ist er bisher ausgewichen, nun teilt er das Erlebte mit uns.
Abb. oben: © Luise Ehrenwerth
Nach den Vorstellungen werden Workshops für Schulklassen angeboten, um die Eindrücke zu vertiefen und historische Kontexte einzuordnen.
ZEIT, SICH ZU ERINNERN …
Über die Memoiren der Holocaust-Überlebenden Irene Grumach-Shirun und die Verbindung zu unserer Eigenproduktion BÄR. EIN ZEITZEUGE ERZÄHLT.
Tim Sandweg im Gespräch mit Autorin Jill Levenfeld (DE/EN), Auszüge aus dem Blogartikel.
[…] Im Jahr 2009 lernten sich Jill Levenfeld und Irene Grumach-Shirun kennen. Bis zu Irenes Tod im Jahr 2021 trafen sie sich regelmäßig im Altenheim Beit Moses in Jerusalem. Im Jahr 2018 begann Jill Levenfeld, die Lebenserinnerungen von Irene Grumach-Shirun aufzuschreiben. Diese Aufzeichnungen bildeten die Grundlage für die Schaubude-Produktion „Bär. Ein Zeitzeuge erzählt“.
[…] Irene trug das Trauma des Krieges durch ihr ganzes Leben. Sie trug nicht nur ihr eigenes Trauma mit sich, sondern auch das ihres Vaters Ernst Grumach, der den Verlust von über 20 seiner Kolleg*innen hinnehmen musste, die alle in Auschwitz umkamen. Er, ausgebildeter Altphilologe, wurde während des Krieges von den Nazis gezwungen, die eine Million geraubter Bücher aus privaten und öffentlichen jüdischen Bibliotheken in ganz Europa zu katalogisieren. Sie zwangen ihn dazu, über 20 jüdische Akademiker*innen für sein Team auszuwählen. Er hoffte, dass diese Zwangsarbeit ihnen das Leben retten würde, doch sie wurden ermordet. Für ihren Tod trug er die Schuld und Scham, was sich auf Irene übertrug. Schon als junges Mädchen war sie durch das transgenerationale Trauma belastet, das sie für den Rest ihres Lebens erdrücken sollte.
[…] Irene schätzte die besondere Verbindung, die sie mit ihrer Oma Rika hatte. Sie las ihr ein Buch nach dem anderen vor. Tragischerweise wurde ihre geliebte Oma im Juli 1943 von Nazi-Soldaten deportiert. Direkt vor den Augen von Irene, die Bärchen in den Armen hielt. Es war ein Trauma, das sie ihr ganzes Leben lang verfolgte, doch während des Schreibens ihrer Memoiren erinnerte sich Irene daran, dass das Umarmen von Bärchen, als ihre Oma deportiert wurde, ihr tatsächlich geholfen hatte zu trauern.
[…] Die sechsjährige Irene verstand instinktiv die Macht des Spielens – in einem parallelen Raum mit ihrem geliebten Bärchen – während sie sich eine andere Realität ausmalte, die von ihrem Trauma ablenkte.
Bärchen setzte seine Rolle als Lebensgefährte fort, wich ihr nie von der Seite und beschützte und tröstete sie ihr ganzes Leben lang.
WANN?
Donnerstag, 27. Juni 2024, um 10:00 Uhr
Freitag, 28. Juni 2024, um 10:00 Uhr
Samstag, 29. Juni 2024, um 18:00 Uhr: Premiere
Freitag, 13. September 2024, um 10:00 Uhr
Samstag, 14. September 2024, um 18:00 Uhr: mit Tastführung und Audiodeskription
Dienstag, 28. Januar 2025, um 10:00 Uhr
Mittwoch, 29. Januar 2025, um 10:00 Uhr
WO?
Schaubude Berlin
Greifswalder Straße 81-84
10405 Berlin
KOSTET?
7 € (Kind)
5 € (Gruppe mit JKS-Schein)
5,50 € (Gruppe ohne JKS-Schein)
10 €, ermäßigt
9 € (Erw.)
INFO
Für alle ab 9 Jahren
Nach der Biografie von Irene Grumach-Shirun, aufgeschrieben von Jill Levenfeld
Konzept, Performance: Josephine Hock
Regie: Hannes Kapsch
Konzept, Szenografie, Kostüme: Luise Ehrenwerth
Sound: Sebastian Schlemminger
Puppenbau: Verena Waldmüller
Dramaturgie: Tim Sandweg
Konzeption Begleitmaterial und Workshop: Iven Hoppe, Susann Tamoszus
Antisemitismuskritische Beratung: Juliette Brungs
Gefördert von: Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
Konzeption gefördert von: AMCHA Deutschland e. V. und Auswärtiges AmtDie Konzeption für die Inszenierung entstand im Rahmen des Projektes »Hakara – Transgenerationalem Trauma begegnen« von AMCHA Deutschland e. V. und wurde vom Auswärtigen Amt gefördert.