Nach einer kurzen Sommerpause nimmt die Stiftung Schloss Neuhardenberg ihr Programm im September mit Konzerten, großer Literatur, Ausstellungen und einer Podiumsdiskussion wieder auf.
Abb. oben: © Stiftung Schloss Neuhardenberg Foto: Fotokraftwerk
Der Komponist, Bandleader und Bassist Avishai Cohen, ein wichtiger Vertreter des internationalen Jazz, kommt am 8. September mit seinem Trio in die Schinkelkirche und schafft mit seinen eleganten und einfallsreichen Kompositionen Klangwelten voller Komplexität.
Mit der musikalischen Lesung Leise, laut, verboten am 22. September erinnern die Schauspieler Annett Renneberg und Florian Lukas, begleitet von Günter Baby Sommer am Schlagzeug, an die unterdrückten und bedrängten Schriftsteller in der DDR.
Bertolt Brecht – Das Chaos ist aufgebraucht ist der Titel des neuen Programms mit Liedern von Kurt Weill, Hanns Eisler und Paul Dessau und Texten von Bertolt Brecht, das am 28. September in Neuhardenberg uraufgeführt wird. Die gefeierte Schauspielerin und Sängerin Katharine Mehrling entführt gemeinsam mit dem Schauspieler Tilmar Kuhn und dem Pianisten Adam Benzwi in das Berlin der 1920er Jahre.
Ebenfalls am 28. September lädt die Sommerwerkstatt für Fotografie, die in diesem Jahr gemeinsam mit der Michael-Schmidt-Stiftung für Fotografie und Medienkunst / Archiv und der Joachim Herz Stiftung ins Leben gerufen wurde, zu einem Diskussionsworkshop mit dem Titel Klimax Klima ein. Lehrende und Studierende der Kunsthochschulen München, Hamburg und Leipzig werden ihre Auseinandersetzung mit dem Klimawandel in der Kunstpraxis vorstellen und mit den Besuchern diskutieren.
Am 6. Oktober suchen die Historikerin und Mitbegründerin der von der russischen Regierung verbotenen Menschenrechtsorganisation „Memorial“ Irina Scherbakowa und der Politikwissenschaftler und emeritierte Professor der Humboldt-Universität Herfried Münkler in der Podiumsdiskussion „Welt am Scheideweg. Das Ende der Friedensordnung?“ mit rbb24-Inforadio-Redakteur Harald Asel versuchen, sich in einer dramatisch veränderten Welt zu orientieren. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen der Zustand der Demokratie in Deutschland und damit das Vertrauen in den Rechtsstaat, die Räume für eine breite und freie Meinungsäußerung und das Engagement des Einzelnen für die Gesellschaft.
Die Einzelausstellung Sylvia Hagen. Spuren: Bronze – Ton – Papier ist noch bis zum 22. Dezember in der Ausstellungshalle zu sehen. Skulpturen und Arbeiten auf Papier aus fünf Jahrzehnten bieten einen umfassenden Einblick in das vielschichtige Werk der Brandenburger Künstlerin Sylvia Hagen, deren Fokus stets auf dem menschlichen Körper zwischen ruhiger Selbstreflexion und innerer Zerrissenheit liegt.
Der Mensch steht im Zentrum des Schaffens der Künstlerin Sylvia Hagen,
deren Arbeiten die Stiftung Schloss Neuhardenberg nun in einer umfassenden Retrospektive zeigt. In ihrem Atelier in Altlangsow, am Rande Deutschlands und mit Blick in die Weite des Oderbruchs, hält Sylvia Hagen das Wesen des Menschen, seinen Körper und seine Psyche in ausdrucksstarken Plastiken und Zeichnungen fest. Die sich selbst vornehmlich als Bildhauerin verstehende Künstlerin arbeitete zunächst viele Jahre in Stein, bevor sie sich ab den frühen 1990er Jahren dem Tonzuwandte.
Die Tonplastiken bilden auch den Ausgangspunkt für ihre Bronzen.
Indem sie zunächst in einem architektonischen Prozess Formen aus Tonplatten aufbaut, die sie immer weiterbearbeitet, nähert sie sich über Wochen, Monate, teilweise Jahre ihren Figuren an.
Diese Arbeitspraxis gleicht stärker einem Suchen als einer entschiedenen künstlerischen Setzung. Auch in ihren Aktzeichnungen in Kohle und ihren Gouachen bilden sich Körper aus suchenden Strichen. Ihre Arbeiten machen den ständigen Wandel sichtbar und es gelingt ihr, das genuin Menschliche in all seiner Widersprüchlichkeit schärfer einzufangen, als es manche Fotografie vermag.
Sylvia Hagen gehört einer ostdeutschen Künstlergeneration an, in der insbesondere Frauen nach der Wende lange nicht die Beachtung erfuhren, die ihre herausragende Arbeit verdient hätte. Dies hat sich mittlerweile geändert, und so kann die Stiftung Schloss Neuhardenberg mit ihrer Retrospektive das einzigartige Werk einer hoch anerkannten Künstlerin umfassend erlebbar machen. Die Ausstellung ist nicht chronologisch, sondern nach den Werkstoffen Bronze – Ton – Papier gegliedert.
Dadurch offenbart sich ein besonderer Umgang Hagens mit diesen Arbeitsmaterialien: das rohe Material verdeckt den Schaffensprozess nicht, die Plastiken und Zeichnungen sind eine Offenlegung ihres Entstehungsprozesses.
Es ist nichts beschönigt, nichts geglättet. Das Material darf arbeiten, oxidieren. Die Zeit hinterlässt ihre Spuren auf den Oberflächen und wird so zu einem Teil des Kunstwerks. Hagen baut ihre Körper auf, zerstört sie wieder und beginnt von Neuem.
Ihr fortwährendes Suchen und Annähern an die Form ist ein Tanz auf der feinen Linie zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.
Hagen wird 1947 in Treuenbrietzen geboren. Sie beginnt ein Medizinstudium und wechselt ab 1971 zur Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Ab 1980 lebt sie mit dem Bildhauer Werner Stötzer (1931–2010) in Altlangsow im Oderbruch. Ihre Werke sind in zahlreichen Sammlungen vertreten. 2006 und 2017 gewinnt sie den Brandenburgischen Kunstpreis in der Kategorie Plastik, 2022 erhält sie den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten für ein Lebenswerk.
Seit dem 20. Juli 2024 ist Hagens Arbeit Gegen den Strom dauerhaft als Gedenkort für Carl-Hans Graf von Hardenberg und den deutschen Widerstand des 20. Juli 1944 im Neuhardenberger Schlosspark zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint eine Textsammlung zum Werk Sylvia Hagens
WANN + WO?
Sonntag, 08. September
Avishai Cohen Trio
Konzert
Schinkel-Kirche, 19 Uhr
Sonntag, 22. September
Leise, laut, verboten
Verbotene Literatur in der DDR gelesen von Annett Renneberg und Florian Lukas an den Percussions: Günter Baby Sommer
Musikalische Lesung
Schinkel-Kirche, 17 Uhr
Samstag, 28. September
Sommerwerkstatt für Fotografie 2024
Klimax Klima
Offene Werkstatt. Ein Gespräch.
Großer Saal, 12 Uhr
Bertolt Brecht – Das Chaos ist aufgebraucht
Ein Brecht-Abend mit Songs von Kurt Weill, Hanns Eisler und Paul Dessau
mit Katharine Mehrling und Tilmar Kuhn
am Klavier: Adam Benzwí Konzert
Schinkel-Kirche, 19 Uhr
Sonntag, 06. Oktober
Welt am Scheideweg
Das Ende der Friedensordnung?
mit Irina Scherbakowa und Herfried Münkler
Moderation: Harald Asel
Gespräch
Großer Saal, 16 Uhr
Sylvia Hagen
Spuren
Bronze – Ton – Papier
25. August – 22. Dezember
Ausstellungshalle Eröffnung: 25. August, 15 Uhr
Ausstellungsführungen mit Sylvia Hagen:
Samstag, 28. September, 16 Uhr
Samstag, 12. Oktober, 16 Uhr
Samstag, 23. Oktober, 15 Uhr
Samstag, 07.Dezember, 16 Uhr
Schloss in Deutschland
Schinkelplatz, 15320 Neuhardenberg
Schinkel-Kirche
Karl-Marx-Allee 26, 15320 Neuhardenberg