Die Berliner Gemäldegalerie präsentiert ab 24. Januar 2025, 60 Werke europäischer Maler des 16. bis 19. Jahrhunderts aus dem Odesa Museum für Westliche und Östliche Kunst. Die Bilder zählen zu den Highlights der Sammlung und wurden vor dem Kriegsgeschehen in der südukrainischen Hafenstadt Odesa (ukr. Schreibweise) in Sicherheit gebracht. In der Ausstellung treten sie in Dialog mit Gemälden der Berliner Sammlungen. Das deutsch-ukrainische Kooperationsprojekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert und ist Ausdruck der engen kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und der Ukraine.
Abb. oben: Emile Claus, Sonniger Tag, 1895, Öl auf Leinwand, 65,5 x 81,6 cm, Odesa Museum für Westliche und Östliche Kunst, Inv.Nr. ??-123, Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Eigentum des Museums für Westliche und Östliche Kunst Odesa / Christoph Schmidt
Das Odesa Museum für Westliche und Östliche Kunst
Das 1923 gegründete und 1924 eröffnete Odesa Museum für Westliche und Östliche Kunst liegt mitten in der gefährdeten historischen Altstadt der südukrainischen Hafenstadt Odesa.
Es beherbergt eine breit aufgestellte kunst- und kulturgeschichtliche Sammlung. Einen wichtigen Schwerpunkt bilden europäische Gemälde, Skulpturen, Druckgrafik und angewandte Kunst von der Renaissance bis zum 20. Jahrhundert.
Ein deutsch-ukrainisches Kooperationsprojekt
Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022 wurden die bedeutendsten Gemälde des Odesa Museums in ein ukrainisches Notlager gebracht, um sie zu schützen. Es handelt sich dabei um Werke europäischer Maler des 15. bis 20. Jahrhunderts, darunter Bilder bedeutender Künstler wie Andreas Achenbach, Francesco Granacci, Frans Hals, Cornelis de Heem, Roelant Savery, Bernardo Strozzi, Alessandro Magnasco und Frits Thaulow. Da enge Berührungspunkte mit den Gemäldesammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin bestehen, initiierten das Odesa Museum, die Berliner Gemäldegalerie und die Alte Nationalgalerie ein Kooperationsprojekt mit dem Ziel einer großen Sonderausstellung.
Im September 2023 konnten 74 Werke aus der Ukraine nach Berlin gebracht werden. Sie wurden von zwei Restauratorinnen in der Gemäldegalerie konservatorisch behandelt und so auf die Ausstellung vorbereitet. Da die meisten Gemälde in der Ukraine ohne Rahmen evakuiert worden waren, erhielten sie in Berlin eigens angefertigte neue Rahmungen. Im Mai 2024 trafen zwei Evangelisten-Darstellungen von Frans Hals in Berlin ein. Sie waren zu Beginn des Krieges nach Vilnius entliehen worden und wurden Teil der Berliner Frans-Hals-Ausstellung der Gemäldegalerie.
Die Ausstellung
Die Sonderausstellung in der Wandelhalle der Gemäldegalerie bringt 60 Hauptwerke aus dem Odesa Museum mit 25 Arbeiten aus den Berliner Gemäldesammlungen in einen spannungsreichen Dialog. Viele Gemälde aus Odesa wurden von Meistern geschaffen, die auch in Berlin gesammelt wurden, andere sind über das Sujet mit Werken aus Berlin verknüpft.
Durch die fokussierten Gegenüberstellungen entstehen überraschende „Begegnungen“, die aufschlussreiche Einblicke in kunst- und kulturhistorische Zusammenhänge ermöglichen. Die Schau erzählt nicht zuletzt von der kulturellen Identität der Ukraine.
Facetten der Kunstgeschichte
Die Ausstellung ist in neun Kapitel gegliedert und beginnt mit einer Einführung zu dem Projekt und seinem zeitgeschichtlichen Kontext. Die folgenden Kapitel, die sich unter anderem an den Gattungen der europäischen Malerei orientieren, spiegeln den Facettenreichtum der in Westeuropa bislang wenig bekannten ukrainischen Sammlung. Noch nie zuvor wurde eine so große Zahl an Gemälden aus dem Odesa Museum in Deutschland präsentiert. Schwerpunkte der Sammlung bilden italienische Werke des 17. und 18. Jahrhunderts sowie niederländische Gemälde des 17. Jahrhunderts.
Highlights sind etwa die anmutige Renaissance-Madonna von Francesco Granacci, der eindrückliche Ecce Homo von Bernardo Strozzi, die miniaturhafte Paradiesdarstellung von Roelant Savery, das farbintensive Stillleben mit Hummer von Cornelis de Heem oder der impressionistische Sonnige Tag von Emile Claus. Ihnen sind jeweils Werke dieser Künstler aus der Gemäldegalerie und der Alten Nationalgalerie an die Seite gestellt. Auch sind Berliner Gemälde von u.a. Abraham Bloemaert, Jan Fyt, Anton Graff, Gabriel von Max, Marco Ricci oder Joachim Wtewael als Dialogpartner zu Arbeiten aus Odesa vertreten.
Solidarität mit der Ukraine
Mit der Ausstellung werden Werke aus dem Odesa Museum für Westliche und Östliche Kunst einem breiten Publikum vorgestellt und die Verbindungen der Ukraine mit Westeuropa verdeutlicht. Das Kooperationsprojekt unterstreicht, dass die akut bedrohten Museen in der Ukraine und ihre Sammlungen gleichermaßen Teil der europäischen Kultur und Teil der ukrainischen Identität sind. Diese kulturelle Identität gilt es zu bewahren.
Die Ausstellung möchte ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzen; Ukrainer*innen erhalten unter Vorlage eines Reisepasses oder Ausweises freien Eintritt in die Ausstellung. Ukrainische Namen wie „Odesa“ werden in der Ausstellung und im Katalog in der an das Ukrainische angelehnten Schreibweise wiedergegeben. Alle Texte der Ausstellung und des Kataloges erscheinen neben Englisch und Deutsch auch auf Ukrainisch.
WANN?
Eröffnung: Donnerstag, 23. Januar 2025, 19 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 24. Januar bis Sonntag, 22. Juni 2025
Öffnungszeiten: Di – So: 10 – 18 Uhr
WO?
Kulturforum, Gemäldegalerie
Matthäikirchplatz,
10785 Berlin