Rund anderthalb Jahre nach den ersten „Neocon After Effects“ findet im Januar 2025 bei neurotitan die zweite Ausgabe der Ausstellungsreihe statt. Zur Neuauflage erweitert sich der Kreis der Teilnehmer*innen um neue Bekanntschaften und wiederentdeckte Connections mit künstlerisch-musikalischer Doppelbegabung.
Abb. oben: Andreas Becker – kids, installation view 2024.
Unter dem Titel „NEU KAPUTT, FIXED STILL BROKEN“ untersuchen die beteiligten Künstler*innen das gesellschaftliche und künstlerische Mix and Match nach Möglichkeiten und Notwendigkeiten von Erneuerungsprozessen, Innovationen, Umstrukturierung und Wandel gerade da, wo die Versprechen des modernen Lebens am verlockendsten sind.
Kann das Konzept des Neuen angesichts einer immer selektiver werdenden Wahrnehmung überhaupt noch tragen? Sind die Versuche von Instandsetzungen, Reparaturen und Reformen, nur Aktionismen von bestenfalls kosmetischer Natur?
Wer will schon im Museum einen Yogakurs belegen? Speeddating mit Kuchenbacken? Mit dem Cybertruck nach Kinetta Beach?
Die Action Agenda brummt, „’til her Daddy takes the T-Bird away“.
Andreas Becker
Andreas Becker ist nicht nur Maler, Musiker und DJ. Aus der rheinland-pfälzischen Provinz stammend, ist er Initiator der Neocon After Effects und hat die Künstler*innen zusammengestellt. Zudem ist er für das Booking im Kulturzentrum Kinett in Kusel zuständig.
Wolfgang Lugmair
Wolfgang Lugmair ist und bleibt vor allem Maler – vielleicht der einzige relevante im Moment.
Christina Gay
Ihre Arbeiten reichen von großformatigen halbabstrakten Materialbildern über Portraits bis zu in den Raum greifenden Installationen und Skulpturen. Dies findet meist im Dunst dystopischer, nebulöser Landschaften, mystisch anmutender Orte statt.
Ihre Skulpturen erscheinen hier wie morbide Reliquien und die Portraits sind oft emotionsgeladene, schnappschussartige Abbilder zwischen Ekstase und Debilität. Es soll auf humorvolle Weise eine albtraumhafte Atmosphäre entstehen mit Elementen einer abgegriffenen, abgenutzten heilen Welt.
Lea & Adrian
„Wir sind zwei Personen, aber eine Künstler*in. Fluide Identitäten, Ambivalenzen und das Konzept der Kontingenz stehen im Zentrum unserer Praxis. Unsere künstlerische Forschung konzentriert sich auf die Visualisierung von Spuren und Beziehungen – sowohl im Detail als auch im größeren Kontext der Welt. Diese Spuren und Relationen sind kontingent, denn alles könnte auch anders sein. Die Dinge sind nicht notwendigerweise so, wie sie sind; Konzepte, Praktiken und Privilegien beruhen auf grundlegend veränderbaren Ideen und Entwicklungen. Daher kombinieren wir in der Regel mehrere Werke in verschiedenen Medien, die sich gegenseitig kommentieren, relativieren und hinterfragen. In ihrer Gesamtheit eröffnen sie für die Betrachter*innen einen ambivalenten Raum der Möglichkeiten. Gleichzeitig interessieren uns die abstrakten Qualitäten und die Materialität von Dingen, Spuren in der Welt und Epiphanien des Profanen. Wir arbeiten mit Konzept, Video, Sound, Fotografie, Installation und Performance.“
Helena Walter
„Der Fokus meiner Arbeit liegt in der Auseinandersetzung mit Räumen und deren emotionaler Wirkung. Elemente und Ästhetiken, angelehnt oder übernommen aus verschiedenen Subkulturen wie z.B. Black Metal, Punk oder der Skate-Kultur, verschmelzen zu raumgreifenden Installationen. Sie beinhalten oftmals eine Bedrohlichkeit, die schwer einzuschätzen ist, denn was ist real und was ist inszeniert? Um diese Frage in meinen Arbeiten hervorzurufen, spielt bereits die Auswahl der verwendeten Materialien und Medien eine wichtige Rolle. Sie fungieren als Übersetzer der subkulturellen Stilmittel in meine eigene Formensprache. Kombiniert müssen sie eine Spannung erzeugen, welche die BetrachterInnen in ihrer Wahrnehmung täuscht. Daher arbeite ich multimedial, zum Einsatz kommen Zeichnungen, Siebdrucke, skulpturale Elemente, Videos und Sound.“
Laura Gaiser
Laura Gaiser wurde 1985 in Weinheim geboren. Von 2010 bis 2015 studierte sie in der Klasse von Toon Verhoef und John Bock an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und schloss 2016 als Meisterschülerin von John Bock ab. Sie ist Trägerin des Preises der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe im Jahr 2016 und erhielt 2017 ein Stipendium für die Cité Internationale des Arts Paris. 2021 erhielt sie den Werner Stoberpreis.
Ihre Arbeiten wurden international gezeigt, 2024 im Wilhelm Hack Museum Ludwigshafen, 2023 in der Galerie Ebensperger, Berlin, in der Städtischen Galerie Karlsruhe (2021), in der Cargo Bar, Basel (2020), in der Cité Internationale des Arts, Paris, und in der Kunsthalle Palazzo, Liestal (2019) sowie im Kunstverein Mannheim (2016).
Felix Toth
Felix Toth (geboren 1979 in Lugoj, Rumänien) ist Künstler und betreibt seit 2019 gemeinsam mit Antonia Breme und Thomas Hesse den Ausstellungsraum und Verlag New Toni Press. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Andreas Slominski, Ernst Caramelle und Anselm Reyle. Seine Installationen bestehen vor allem aus skulpturalen Objekten, die in unterschiedlichen Konfigurationen kombiniert werden und oft als Bühnenbilder und Requisiten interpretiert werden können. Felix Toths Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, zuletzt bei Art 4 Elkar II im Loods 6 in Amsterdam, Luis Leu in Karlsruhe und 2023 im Neurotitan, Berlin. Felix Toth lebt und arbeitet in Berlin.
Grischka Kaczmarek
Grischa Hyazinth Kaczmarek ist die Faszination der Farbwelt, die einen Zugang zur inneren Bildwelt öffnet, elementar. Das Zusammenspiel von Form und Farbe, das Räume und Lebewesen erschafft und das Erkennbare zugunsten einer Bildsprache verlässt. Die Haptik und die Textur der Farbe, wie sie auf den Träger aufgebracht ist, wie sie wirkt. Diese erschafft Räume, die wir nicht kennen, und ermöglicht uns gleichzeitig den Zugang dazu. Es erscheinen Formen, die als Farbräume funktionieren, sich weiterentwickeln, da sind. Die Farbe schafft scharfe Trennungen und zarte Verbindungen zugleich. Als Ausgangspunkt dienen ihm die Zeichnungen, zum inneren Begreifen und äußeren Entwickeln neuer Bilder. Es sind die kollektiven Geschichten, die gelebt wurden und noch gelebt werden. Erscheinen sie zusammen, verbinden sie sich neu und spinnen ein Netz an Erzählungen.
Christian Schmuck
Christian Schmuck ist Zeichner, Maler und Druckgrafiker.
Seine oft von Alltagsbeobachtungen und Work-/Liferoutinen geprägten Arbeiten finden Schönheit in der Brache, Freiheit in der Repetition und Unterschwelliges in der Normalität.
Julien Hübsch
In seiner Arbeit beschäftigt sich Julien Hübsch vorwiegend mit dem urbanen Raum und seinen Akteuren. Das Analysieren von temporären Strukturen und Eingriffen wie Baustellen, Vandalismus und dessen Entfernung führen zum gedanklichen Grundgerüst für diverse Werkreihen. Kompositorische, farbliche und haptische Merkmale des gefundenen Materials spielen eine große Rolle, dazu kommen Werkzeuge wie schlechte Drucker und Scanner, die wie Studio-Assistenten fungieren und dementsprechend unerwartet in die Arbeiten eingreifen können. Die daraus resultierenden Werkkörper oszillieren zwischen malerischem Eingriff, Objekt, Archiv, Installation und Environment. Der künstlerische Anspruch liegt nicht darin zu kopieren oder zu replizieren, sondern auf fragmentarische Art zu zitieren. Diese Fragmente werden zu Zeitzeugen eines abstrakten urbanen Raums.
Veronica Burnuthian
Veronica Burnuthian ist eine in Armenien geborene und in Belgien aufgewachsene Künstlerin, Musikerin und Performer*in, die in München Design, Malerei, Sound und Performance an der Akademie der Bildenden Künste studierte. Ihre Abschlussarbeit in der Klasse von Markus Oehlen wurde mit dem renommierten Preis der Franz-Altmann-Stiftung gewürdigt. Veronica Burnuthians Werk vereint Manie, Wiederholung, kontrollierten Zufall und Automatismus zu einem intensiven Ausdruck emotionaler Extreme. Ihre Kunst spiegelt eine Achterbahnfahrt zwischen kreativer Energie und Phasen der Depression wider. Burnuthians Werke verbinden spontanen Ausdruck mit hypnotischer Struktur, wodurch sie sowohl die innere Zerrissenheit als auch die Suche nach Balance offenbaren. Als Solo-Künstlerin und Multiinstrumentalistin produziert sie unter dem Namen Soft Violet IDM-Glitchcore-Musik, und ihr Debütalbum erschien 2024 bei Alien Transistor. Ihre künstlerische und musikalische Arbeit umfasst die Gründung zahlreicher Musikprojekte wie der Synth-Punk-Band Atatakakatta, dem Power-Pop-Female-Duo Spinnen und zehn Jahre als Gitarristin der Band Friends Of Gas. Mit TAF Türkisch-Armenische-Freundschaft kreiert sie post-everything Avantgarde-Wave-Orient-Pop. Neben ihrer Tätigkeit in verschiedenen Kollektiven arbeitet sie in interdisziplinären Projekten wie dem Duo Panty Paradise, das Malerei und elektronische Musik verbindet.
WANN?
Vernissage: Samstag, 11. Januar 2024, 19 Uhr
Ausstellungsdaten: 11. Januar – 01. Februar 2025
Montag – Samstag 12, 20 Uhr
WO?
Galerie neurotitan
Rosenthaler Straße 39
10178 Berlin