Die Atelierhaus-Genossenschaft-Berlin (AHGB eG) eröffnete am 14. September 2018 das erste, von Künstler*innen selbst finanzierte Atelierhaus der Stadt. Mit ihrem Engagement in der Genossenschaft machen die beteiligten Künstler*innen deutlich, wie wichtig ihnen der Erhalt des Standortfaktors Kultur in Berlin ist. Denn durch das genossenschaftliche Prinzip mit seiner nachhaltigen Strategie sichern sie sich nicht nur selbst Arbeitsplatz und Ausstellungsraum, sondern erhalten den neu geschaffenen Atelier-Standort in Charlottenburg-Nord auch für nächste Generationen von Berliner Künstler*innen.
Abb. oben: AHGB Haus 1, Hofansicht, Foto: Nathalie Grenzhaeuser
Künstlerische Arbeit ist ein ernsthaftes Gewerbe, für das auf Dauer sichere und bezahlbare Arbeitsräume notwendig sind. Die steigenden Mieten für Wohn- und Arbeitsraum in Berlin – auch bei Gewerbeflächen entwickeln sich die Mietpreise dramatisch – betreffen die Künstlerinnen der Stadt in doppelter Hinsicht. Die aktuelle Umfrage des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE) belegt, dass nur 10% der Künstlerinnen in Berlin vom Ertrag ihrer künstlerischen Arbeit leben können. Durch die prekäre Lebenslage sind sie zumeist nicht in der Lage, steigende Mietkosten zu tragen und verlieren so buchstäblich ihren Arbeitsplatz. Nach Aussage des Atelierbeauftragten der Stadt Berlin, Dr. Martin Schwegmann, verringert sich die Zahl von bezahlbaren Ateliers in der Stadt um etwa 350 pro Jahr, wobei vom Senat geplante Gegenmaßnahmen bedauerlicherweise viel zu langsam Wirkung zeigen.
Um dem Ateliernotstand in Berlin durch Eigeninitiative entgegenzutreten, wurde 2015 die Atelierhaus-Genossenschaft-Berlin eG als Initiative des Kunstverein Tiergarten e.V. in Berlin-Moabit vom Architekten Christian Hamm und Ulf Heitmann, einem Vorstandsmitglied der Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe eG, gegründet. Mittlerweile sind knapp 50 Künstler*innen Mitglieder der Genossenschaft.
Rund 30 Künstler*innen haben die Mittel und den Mut aufgebracht, im Januar 2017 das Gebäude im Stieffring 7 von einem privaten Eigentümer zu erwerben. Außerhalb des Berliner Zentrums im Norden Charlottenburgs in einem Gewerbegebiet in der Nähe des Flughafen Tegel gelegen, verfügt das in den 1960er Jahr en gebaute Gebäude über teilbare Arbeitsräume auf drei Etagen sowie einen Lastenaufzug. Für die kleinste Einheit von 20 qm Atelierfläche war eine Einlage von 8.000 Euro notwendig. Hinzu kommt eine langfristig stabile, monatliche Bruttowarmmiete von 8 Euro pro Quadratmeter. Knapp zwei Drittel der Erwerbskosten werden über eine Berliner Bank finanziert, die der Vorstand der Genossenschaft als Partner für das Projekt gewinnen konnte. Kauf wie Ausbau des Atelierhauses wurden bislang ohne öffentliche Fördermittel oder politische Unterstützung geleistet.
Ateliers von Ursula Antesberger, Arte popular apatrida & lila rose kole, Gleb Bas, Wolfram Beyer, Erdmute Blach, Fides Becker, Katrin Bremermann, Juliane Duda, Barbara Duisberg, Angelika Dierkes, Kiki Gebauer, Nathalie Giraud, Nathalie Grenzhaeuser, Katrin Hammer, Katrin Hosterbach, Astrid Köppe, Ulla Matussek, Alexander Menegotto, Sumiyo Nagai, Cornelia Renz, Karl Siegel, Ruźa Spak, Anja Spitzer, USUS Handmade, Zora Volantes, Barbara Wille, Ommo Wille, Walter Yu, Macarena Zúñiga Infante
WO?
Atelierhaus Genossenschaft Berlin (AHGB eG)
AHGB Haus 1, Stieffring 7
13627 Berlin-Charlottenburg