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Donnerstag, März 28, 2024

Church for Sale. Werke aus der Sammlung Haubrok und der Sammlung der Nationalgalerie – Hamburger Bahnhof | bis 18.09.2022

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Zu seinem 25. Jubiläum zeigt der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin Werke von Künstler*innen, die Kunst als politische Tätigkeit begreifen und sich gegen allgegenwärtige Gewalt und Aggression, gegen Ausgrenzung und mangelnden Schutz von lebensrelevanten Gemeingütern richten. Die Ausstellung „Church für Sale“ thematisiert die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz in ihrer sozialen und kulturellen Umgebung und untersucht Machtstrukturen im privaten und öffentlichen Raum.

Abb. oben: Edgar Arceneaux, Church for Sale, 2013, Aquarell auf Papier, 28 x 35,6 cmSammlung Haubrok © Edgar Arceneaux

Die Ausstellung in der historischen Halle des Museums ist betitelt nach einer Werkserie von Edgar Arceneaux aus dem Jahr 2013, die Anzeigetafeln aus der vom finanziellen Bankrott bedrohten Stadt Detroit zeigt. Auf diesen wird für den Verkauf von Kirchenräumen und somit von gemeinschaftsbildenden Versammlungsräumen geworben. „Church for Sale“ versammelt Kunstwerke, die das Spannungsfeld zwischen Härte und Verletzlichkeit in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten ausloten. Mit sparsamen Mitteln, ohne visuelle Opulenz oder aufwändigen Materialeinsatz rufen die Künstler*innen grundlegende, auf verschiedene Situationen übertragbare politische und soziale Problemlagen auf. Die Brisanz der ausgestellten Werke erschließt sich oft erst auf den zweiten Blick. Die Schau umfasst Skulpturen, Fotografien, Grafiken, Wand- und Videoarbeiten von Edgar Arceneaux, Siah Armajani, Christoph Büchel, Tom Burr, Claire Fontaine, Jenny Holzer, Alfredo Jaar, Emily Jacir, Carolyn Lazard, Park McArthur, Rodney McMillian, Bruce Nauman, Cady Noland, Ruben Ochoa, Santiago Sierra und Kara Walker.

DEEDS NEWS - courtesy of SMB Thomas Bruns and Christoph Büchel - Ausstellungsansicht Church for Sale
Ausstellungsansicht Church for Sale. Werke aus der Sammlung Haubrok und der Sammlung der Nationalgalerie,
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, 2021
Abgebildet: Christoph Büchel, Dummy (F-16), 2003
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Haubrok Foundation
© Christoph Büchel © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Thomas Bruns

Die Künstler*innen aus verschiedenen Generationen greifen die elementaren Formen und die serielle Anordnung der Minimal Art der 1960erJahre auf, um soziale, ökonomische und politische Fragestellungen zu formulieren. Sie überführen vorgefundenes Bildmaterial und handelsübliche Objekte in das Feld der Kunst und eröffnen einen über deren ursprüngliche Verwendung hinausgehenden Bedeutungshorizont. Sie inszenieren Aktivitäten vor der Kamera, die auf eindringliche Weise soziale Ungleichheit oder die Fragwürdigkeit politischer Versprechungen vor Augen führen. Und sie schaffen Bilder, die von Widerstand gegen Herabsetzung und Ausgrenzung zeugen. Damit werfen die Künstler*innen auch die Frage nach Überlebensmöglichkeiten auf, die rassistische Vorurteile, kriegerische Auseinandersetzungen, normative Körpervorstellungen und die Ökonomisierung von öffentlichen Räumen überwinden.

DEEDS NEWS - courtesy of SMB Thomas Bruns and Kara Walker - Ausstellungsansicht Church for Sale
Ausstellungsansicht Church for Sale. Werke aus der Sammlung Haubrok und der Sammlung
der Nationalgalerie, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, 2021
Abgebildet: Kara Walker, Pastoral, 1998, Vinylfarbe auf Wand
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, 2013 erworben durch die Freunde der Nationalgalerie
© Kara Walker © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Thomas Bruns

Die vom Büro b+ (Arno Brandlhuber, Florian Jaritz, Gregor Zorzi) konzipierte Architektur nimmt kritisch Bezug auf den für das Areal rund um den Hamburger Bahnhof gültigen Bebauungsplan und auf die noch nicht abschließend geklärte Zukunft des vom Museum für Gegenwart genutzten Gebäudeensembles, bestehend aus dem historischen Haupthaus und den Rieckhallen. Die aus der Flucht der Baugrenze im Bebauungsplan resultierende zweidimensionale Linie wird in eine dreidimensionale Wand übersetzt, die die Historische Halle von Norden nach Süden in zwei Teile zerschneidet. Für den Bau der Wand wurde ein wiederverwendbares Material eingesetzt, wie es für Baustelleneinhausungen genutzt wird. Diese architektonische Intervention kann als Verweis darauf verstanden werden, dass die nachhaltige Sicherung des Museums als öffentlicher Raum, als ein für alle zugänglicher Ort der Erfahrung von Kunst, der Reflexion und des vielstimmigen Gesprächs keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist.

DEEDS NEWS - courtesy of SMB and the artists - Ausstellungsansicht Church for Sale
Ausstellungsansicht Church for Sale. Werke aus der Sammlung Haubrok und der Sammlung
der Nationalgalerie, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, 2021
© Christoph Büchel © Tom Burr © Alfredo Jaar / VG Bild-Kunst, Bonn 2021 © Rodney McMillian
© Cady Noland © Ruben Ochoa © Santiago Sierra / VG Bild-Kunst, Bonn 2021
© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Thomas Bruns

Die Ausstellung führt die 2009 begonnene Zusammenarbeit mit der Haubrok Foundation fort. Seitdem besteht ein langfristiger Leihvertrag über dreizehn herausragende Werke der Haubrok Foundation, die in den vergangenen Jahren im Hamburger Bahnhof und in anderen Häusern der Nationalgalerie zu sehen waren, darunter Werke von Michael Elmgreen & Ingar Dragset, Olafur Eliasson, Paola Pivi, Gregor Schneider, Tino Sehgal, Andreas Slominski und Florian Slotawa.

Kuratiert von Gabriele Knapstein, Kuratorische Assistenz: Franziska Lietzmann

WANN?

Ausstellungsdaten: Sonntag, 28. November 2021 – Sonntag, 18. September 2022

Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr

WO?

Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Invalidenstraße 50/51
10557 Berlin-Mitte

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