PROLOG | PERSÖNLICHES
Marina, wo sprechen wir zusammen, wo treffen wir Dich? Wir sind in meinem Atelier am Fenster. Vögel sind zu hören und es riecht nach Terpentin und Öle. Ihr könnt Fremdkörper wie Insekten, Knochen, Steine sehen … die sicherlich in irgendeinem Bild erschienen, oder erscheinen werden. Vielleicht sitzen wir an Deinem Lieblingsplatz? Neben dem Fenster ist mein Lieblingsplatz. Fenster haben mich immer zu einen kontemplativen Zustand eingeladen. Woher kommst Du, wo bist Du wann geboren? Ich komme aus Argentinien, San Isidro, einem Vorort von Buenos Aires. Ich wurde am 10. September 1982 in der Stadt Buenos Aires geboren.
Abb. oben: Marina Apud Schneider, Portrait, courtesy the artist
Wo lebst und arbeitest Du derzeit? Heute lebe und male ich in der valencianischen Gemeinschaft Spaniens, aber mit großen Wünschen nach einem schnellen Umzug in die unteren nordischen Breitengrade. Welche Stationen und Menschen haben Dich geprägt? Irgendwann habe ich versucht, Bildende Kunst zu studieren, aber es dauerte nur sehr wenige Monate. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Art des akademischen Lernens gut für mich war. Aus meiner Sicht muss Kunst von innen heraus entstehen und nicht umgekehrt. Ich sage nicht, dass es falsch ist, es kann jemand anderem viel dienen. Obwohl mich die Tatsache, einen Workshop mit anderen Künstlern zu teilen bereichert hat, was mich in der Malerei am meisten geprägt hat, war die Kontemplation, das Licht über alle Dinge ausbreiten zu sehen. Und malen und malen. Das wahr und ist noch eine lange Pilgerreise in mein Inneres. Welche Schriftsteller*innen findest Du derzeit spannend und welche Bücher finden sich in Deinem Bücherregal? Die Bücher, die ich in meiner Bibliothek habe, handeln von transpersonaler Psychologie, Spiritualität und Religionen. Einige der Autoren oder Titel die ich habe, sind: Franz Jalics, Eckhart Tolle, Tao Te Ching, Paramahansa Yogananda, Die Evangelien, D. T. Susuki über Zen, Enrique Martínez Lozano, Thich Nhat Hanh usw.. Welche Bücher haben Dich beeinflusst oder geprägt? Ich würde nicht beeinflusst sagen , da ich nicht glaube, dass das passiert wenn man mit einer Lesung mitschwingt. Ich glaube nicht, dass etwas Äußeres kommen sollte, das uns formt, bildet oder repariert. Ich würde sagen, dass es Lesungen sind, die uns wieder aufleben lassen, erwecken, uns wieder mit unserem Sein verbinden mit dem, was bereits da war. Diese Bücher sind für mich die von Mystikern, Weisen und spirituellen Lehrern wie die, die ich zuvor genannt habe. Was liest Du aktuell und wo liegt das Buch griffbereit? Die Bücher, die ich heute lese, oder wieder lese, liegen auf meinem Nachttisch und sind: “Ich bin DAS” von Sri Nisargadatta Maharaj, “Metaphern der Nicht-Dualität” von Enrique Martínez Lozano und “Stille” von Thich Nhat Hanh.
Welche Musik hörst Du und wann? Normalerweise, wenn ich Musik höre, ist es während ich male. Mein Musikgeschmack ist sehr vielfältig. Ich höre elektronische Musik wie Boris Brejcha, Metal wie Rammstein, isländische Interpreten wie Ólafur Arnalds, Björk, die Ukrainer Dakhabrakha, den Iraner Mehdi Aminian, den Estnisch Arvo Pärt, den Deutschen Max Richter usw. usw. Vielleicht überwiegt im Allgemeinen die klassische Musik: unter anderem Beethoven, Mozart, Vivaldi und vor allem Johan Sebastian Bach; seine Chorale hören nicht auf mich zu überwälltigen. Ich liebe Musik und entdecke immer wieder neue Schätze. Wenn Du etwas für uns kochen würdest, was wäre es? Ich knete wirklich gerne. Sicherlich würde ich ihnen einen Hefekuchen mit Zimt und Zucker machen.
Was isst Du am liebsten? Was ich am liebsten esse, sind Süssichkeiten: Gebäck, Kuchen, Kekse, Desserts, würzige Dinge… Ich hatte das Glück, mit einer Mutter mit ausgezeichnetem Gaumen und gutem Geschmack aufzuwachsen, also liebe ich gutes Essen, sowohl im Rohmaterial als auch in der Zubereitung. Was hältst Du vom Frühstücken? Das Frühstück war mir nie etwas Wichtiges. Im Gegenteil, wenn ich morgens etwas esse, dann fühle ich mich nicht gut. Das einzige, was ich morgens konsumiere, ist Mate (eine typisch Argentinische Infusion) und Vormittags etwas Obst. Welchen Sport oder Ausgleich zu Deiner Arbeit betreibst Du? Da ich viele Stunden im Sitzen oder Stillstand beim Malen verbringe, versuche ich in den Momenten, in denen ich nicht male, zu gehen. Ich laufe viel, normalerweise in einem flotten Tempo. Genieße auch, den Körper zu dehnen, Yoga-Haltungen zu improvisieren oder andere, die intuitiv entstehen, um Muskeln und Gelenke zu lockern. Hast Du besondere Leidenschaften, für die Du brennst, und wenn ja welche? Ich koche und singe sehr gerne; Musik ist etwas, das mich schreiend ruft. Auch Sprachen lernen und schreiben.
Welches Persönlichkeitsmerkmal macht Dich aus? Glaube nicht, dass ich irgendwelchen Stereotypen entspreche. Vielleicht ein bisschen Einsiedlerin. Ich habe mein Standpunkt immer anders wahrgenommen als andere. Ich bin eine stille Beobachterin von Mensch und Natur, eine große Bewunderin des Lebens. Hast Du ein Anliegen, das Du mit uns teilen möchten oder eine (nicht gestellte) Frage, auf die Du gerne eine Antwort geben möchtest? Ich habe die Frage, aber nicht die Antwort.: Warum bestehen wir darauf, das Leben betäubt zu “leben”, eingetaucht in Frivolitäten, in Konsumismus (visuell, auditiv, mental …), der uns berauscht und uns wie tot und schlafend hält, und wir wagen es nicht, in tiefen Kontakt mit dem Wahren unseres Wesen einzutreten; von dem einzigen Punkt aus, von dem wir vollständig und wahrhaftig leben können?
INTERVIEW | KÜNSTLER + POSITION
Zu Beginn erzähle uns bitte in ein paar Sätzen Deine künstlerische Vita.
Ich habe mich immer dadurch charakterisiert, dass ich ein sehr inneres Universum habe, und bemühtete mich nicht es auszudrücken, zu externalisieren, zu zeigen. Daher beschränkt sich meine künstlerische Vita auf einige sporadische Ausstellungen in Argentinien und kaum die Teilnahme an Kunst-wettbewerben. Ich glaube, erst seit Coronavirus begann ich zu spüren, den starken Impuls mein Werk zu zeigen.
Erläutere uns kurz Dein aktuelles Projekt bzw. die kommende Ausstellung.
Im Moment stelle ich meine in den letzten drei Jahren entstandenen Werke in der Galerie Mutare in Berlin aus. Aus dem, was dort erzeugt wird, werde ich sehen, was als nächstes geboren wird.
Worüber machst Du Dir zurzeit am meisten Gedanken; was beschäftigt Dich?
Womit ich es in meinem Kopf beschäftige, ist tatsächlich das unkontrollierte mentale Geschwätz des Denkens zu stoppen, um den kontemplativen Zustand hervorzurufen, einen Zustand, den ich für förderlich für den kreativen Prozess halte.
Wie bist Du zur Kunst gekommen? Warum Kunst?
Ich habe im Alter von 11 Jahren mich intensiver für die Malerei interessiert. Mein erstes Lieblingsmaler war Caravaggio. Es faszinierte mich seine Malerei in Kunstbüchern zu betrachten. Ich erinnere mich an den “Tod der Jungfrau”, wo ein riesiges rotes Tuch hängt das mich bezauberte und es immer wieder anschaute. Dieses Tuch wurde eines der ersten Dinge, die mich am meisten zum Malen inspiriert haben. Sogar versuchte ich es so originalgetreu wie möglich mit Acryl auf Papier zu kopieren. Andere Sachen, die mich immer geblendet haben, war das stille Licht von Rembrandt, die mystischen Stillleben von Zurbarán, das extrem barocke Hell-Dunkel von José de Ribera, die Häute von Velazquez, die seltsamen Blumen, die aus der Schwärze der Niederländerin Rachel Ruysch hervorliegen und so viele andere, die das selbe Licht und die selbe Dunkelheit in der selben Zeit und Ort teilten. Sie alle waren große Erwecker meines Wunsches zu malen. Mit 12 bat ich meine Eltern, mich im Atelier von Marcelo De Angelis zu schicken, einem ausgezeichneter Maler, mit dem wir uns sofort ohne viele Worte verstanden. Kunst scheint mir, dass sie sich aus dem Unbewussten heraus anpasst und heilt. Es ist eine direkte Verbindung zum Mysterium des Lebens.
Was macht Dich aktuell glücklich?
Was mich in diesem Moment glücklich macht, ist zu wissen, dass die Schichten die mich bedecken, diese Schichten, die das Wesen verschleiern, einer nach dem anderen fallen und das Leben, das ich bin, dass wir alle sind, sich mehr und mehr manifestiert.
Was macht Dir aktuell Angst?
Ich glaube ich könnte nicht sagen, dass mir etwas Angst macht. Ja, es gibt Zustände, in denen ich nicht verfallen möchte, wie das Einschläfern, sowohl körperliche, mental oder geistigweise. Nicht wagemutig sein, nicht unvertrauend, niemals Bewustlosigkeit verewingen, nicht glauben, dass das Leben darin besteht, es in Freude und Fülle zu leben und nicht eine quälende Anstrengung nach der anderen ist.
Glaubt Du, dass Kunst eine gesellschaftliche Verantwortung trägt? Und was denkst Du, was sie bewirken kann?
Ich denke, es sei sehr gut für die Menschen, wenn Kunst in der Gesellschaft präsenter wäre. Das unser Alltag von untererscheidlichen Kunstformen durchdrungen ist um damit, auf den Strassen, in den Schulen, überall mehr Bedeutung zu bekommen. Ich denke, dass Ästhetik die Seele aufwertet, sie ist wie ein Stärkungsmittel für die Menschheit; wer staunt sich nicht über eine Skulptur in einem Park, die Arbeit eines Schreiners an einer Tür, die verlockende Töne der Saiten einer Geige, die in der U-Bahn vibrieren, ein Gemälde in einem Wartezimmer… es sind kleine heilige Momente der direkten Verbindung mit dem Selbst. Verbindung, die ich als sehr heilsam für die Menschen, also für die Gesellschaft finde.
Was macht Deine Kunst aus? Worum geht es in Deinem Werk – was sind die zentralen Themen?
Meine Malerei ist ein Rückkehr zur Aufwertung des Wesentlichen, zur Einfachheit. Eine Tür, die sich durch die Betrachtung des realistischen Bildes öffnet, ohne Vorurteile oder Adjektive, um in jene Dimension einzutreten, die meiner Meinung nach, die wirklich Real ist.
THE DEEDS | DAS WERK Marina Apud Schneider
Die im argentinischen Buenos Aires geborene und derzeit im spanischen Valencia lebende Malerin Marina Apud Schneider spricht im Rahmen ihres Interviews über die zentrale Botschaft ihres künstlerischen Werks.
Marina, bitte beschreibe das Kernthema und die zentrale Botschaft Deines Werks.
In meinen Gemälden male ich Objekte oder Lebewesen in einem realistischen Stil. Die Technik, die ich verwende, ist alla- prima und das Material, das ich verwende, ist ausschließlich Öl. Obst, Gemüse, Insekten, Fische, menschliche Figur, Kugeln, Knochen überwiegen… Was vielleicht am meisten auffällt, ist das Hell-Dunkel, das Licht als Protagonist. Ich sehe meine Arbeit nicht um etwas zu erzählen oder zu erklären. Ich sehe es eher als eine Tür, einen Kanal, der zur Kontemplation und Wahrnehmung dessen einlädt, was in jedem Betrachter entsteht. Lass denjenigen, der es betrachtet, die rationale/konzeptuelle Schicht transzendieren und sich der Wahrnehmung hingeben.
Stelle uns die Arbeit vor, die aus Deiner Sicht exemplarisch für die Botschaft Deines Werks steht, oder diese am besten verkörpert.
Eine Arbeit, die ich sehr mag, ist der Fuchsschädel mit Aura. Es ist ein Ölgemälde (wie alle meine Gemälde) von 116 x 97 cm, in dem ein Fuchsschädel, umgeben von Früchten, Lorbeerblättern und rotem Samt, die uns an Könige zu erinnern scheinen, Backenzähne eines anderen Tieres und eine auf dem Schädel steigende Gottesanbeterin als zentrale Figur zu sehen ist. Oben ein goldener Bogen, wie eine Aura, eine Ressource, die in der ikonographischen Malerei der religiösen Kunst weit verbreitet war, als mystische Anspielung. Ich kann es nicht in Worte fassen, aber es inspiriert mich mit der Verbindung mit dem Mystischen, der Heiligkeit, die sich in der Materie manifestiert, dem Geheimnis des Lebens.
Was ist das Ziel Ihrer Kunst, Ihres Werks – was soll es beim Betrachter bewirken?
Was ich bereits erwähnt habe. Meine Arbeit, nicht als Botschaft zu verstehen, sondern als Mittel/Brücke/Kanal, durch die sich der Betrachter mit seiner eigenen Wahrnehmung verbindet.
Die Frage nach THE DEED | DAS WERK ist ein ergänzender und separat präsentierter Teil des THE INTERVIEW IN|DEEDS mit Marina Apud Schneider.
Wie schützt Du Dich in der heutigen Zeit vor zu viel Inspiration?
Ich denke im Gegenteil, Inspiration ist das was heute selten gibt. Vielleicht meinst Du “Information” und “Einfluss”. Das ist im Übermaß vorhanden. Meiner meinung nach, kommt Inspiration von innen nach außen, von unserem Sein, dass die kreative Quelle ist. Heutzutage scheint es mir dass Inspiration knapp ist, weil wir ständig mit Informationen und Einflüsse bombardiert sind, die beide kommen von außen nach innen und sind nur Lärm der uns nicht erlaubt, mit unserer echten kreativen Kraft in Kontakt zu kommen Die Kraft die aus der inneren Stille entspringt, die im kreativen Prozess unentbehrlich ist. Als Gegenmittel zu allem was uns die Inspiration betäubt, halte ich für sehr nützlich, die Rationierung der Nutzung elektronischer Geräte, das Vermeiden der Nachrichten, weniger Radios oder Fernseher benutzen und so ein hochwertiger Konsum erlangen, in jeder Hinsicht: dem Film, den ich sehen möchte, den Gesprächen, die ich beschließe zu haben, den Gedanken, die ich erlaube in meinen Gedanken zu verewigen, in Kontakt zu der Natur sein, kontemplative Praktiken durchführen usw. Kurz gesagt, die Wahl gesunde Gewohnheiten wählen in anstelle von toxischen Einflüsse, die das Keimen von Kreativität und Inspiration blockieren.
Wie viel in Deinen Arbeiten ist vorher geplant – wie viel entsteht intuitiv?
Ich denke, dass in meine Arbeit Intuitiv ist. Die Motive, die ich wähle, wie ich sie verorte, wo und mit welcher Beleuchtung… all dies entsteht ohne rationale Erklärung. Ich habe das Gefühl, dass alles intuitiv entsteht, dass das intuitive die Konnektion mit der Quelle ist. Quelle, aus der alle Schöpfung stammt.
Was sind Deine (nächsten) Ziele?
Ich beabsichtige, mehr meine Arbeit zu zeigen und mit meiner Arbeit die Aufwertung der realistischen Malerei beizutragen und auch immer mehr in meine eigene Ästhetik einzutauchen.
Wie stehst Du zum Thema Glauben? Hast Du Glaubensgrundsätze oder gibt es einen Leitspruch?
Nun, das ist ein Thema, auf das ich viel eingehen würde und bei dem man sehr vorsichtig sein muss, weil die Wörter in jeder Sprache und sogar in jeder Person eine andere Konnotation haben, so dass es viel Raum für Fehlinterpretationen gibt. Aber ganz kurz werde ich sagen, dass ich Religionen sehr schätze und viel Interess an mir wecken. Ich denke nicht, dass sie notwendigerweise unverzichtbar für die Fülle des Geistes in einer Person sind, aber es scheint mir, dass sie wie Codes und Symbolen sind, die man im Laufe des Lebens entschlüsseln und ihre Botschaft verstehen kann. Aber gleichzeitig können diese Codes leider falsch interpretiert werden und Religionen können als Überzeugungen verstanden werden, die uns unterscheiden und uns von anderen trennen, die zu einem anderen Glauben gehören, der anderen der sich von uns unterscheidet. Dann stellt sich heraus, dass diese Religion oder Glaube, der der Weg zum Geist sein sollte, der Punkt, an dem wir mit allen Eins sind, uns trennt, uns unterscheidet und uns sogar mit dem anderen konfrontiert, daher geschieht das Gegenteil mit seinem wahren Ende, die Bedingungslosigkeit, die Vereinigung, die Liebe.
Welches Projekt würdest Du gerne noch realisieren, wenn fehlende Zeit, mangelnder Mut oder finanzielle Ressourcen keine Rolle spielen würden?
Etwas, das ich bald tun möchte, ist, mein Zuhause und mein Atelier in einem Wald zu haben, einem Ort inmitten der Natur, an dem ich mich tief der Kontemplation, der Stille widmen und mich daher mehr in die Malerei und die Entwicklung meiner Arbeit aus tieferen Schichten des Seins vertiefen.
Was sind aus Ihrer Sicht Attribute für gute Kunst?
Ich glaube, dass wir in eine Periode der Kunst eintreten, in der die technische Beherrschung des antiken Realismus mit dem unbewussten spontanen Impuls der Abstraktion der jüngsten Zeit in Einklang gebracht wird. Die Aufwertung und Vereinigung dieser beiden Extreme ist meiner Meinung nach die Virtuosität in der Kunst.
Wird man als Künstler*in geboren? Oder ist ein Kunststudium Pflicht?
Ich denke, man wird mit dem Impuls geboren, eine bestimmte Aktivität auszuführen, und findet man es sicherlich einfacher, es zu tun als andere Menschen. Aber man muss nicht da bleiben, sondern weiter entwickeln, es mit Übung perfektionieren; akademisch oder nicht, das hängt von jedem ab. In meinem Fall war das Lernen besser auf mich allein gestellt und was ich verstehe, ist sehr wichtig, man muss sich als Person entwickeln, in die Tiefen seiner selbst eintauchen, mit dem Geist, mit dem Leben in Kontakt kommen. Man könnte das ganzes Leben damit verbringen, zu praktizieren, zu studieren usw., aber wenn es nicht gleichzeitig ein inneres Wachstum und eine Reife gäbe, wird die Arbeit widerspiegeln, was wir sind: eine oberflächliche, frivole, lauwarme, unreife, leere Arbeit…
Wem zeigst Du ein neues Werk zuerst?
An meinen Lebenspartner, meinen Mann.
Wie sieht die erste Stunde Deines Tages aus?
In der ersten halben Stunde gehe ich auf die Toilette, putze mir die Zähne, bereite die Sandwitches für meine Kinder für die Schule vor und mein Mate. Die nächste halbe Stunde sitze ich draußen, um den Mate zu trinken und die Berge zu betrachten, um die traumhaften Bilder wahrzunehmen, die von der Nacht übrig bleiben, um Symbolismus zu entschlüsseln, der zu Beginn des Tages auftaucht.
Sind im Zeitalter des Internets der Dinge Galerien noch notwendig? Wenn ja, warum und wofür?
Ich denke, Galerien sind sehr notwendig. Im Internet können wir die Arbeit vieler Künstler kennenlernen und das ist sehr gut, aber ich denke, dass es einen enormen Wert hat, physisch vor einem Werk und vielleicht auch vor demjenigen zu stehen, der es ausgeführt hat. Ich denke, Galerien sollten viel Unterstützung von Regierungen bekommen, das wäre eine weitere Möglichkeit, Kunst zu fördern.
Social-Media – Segen oder Fluch?
Ich denke, Social-Media ist ein sehr gutes Werkzeug. Sie dienen zum Beispiel als Schaufenster, um zu zeigen, was wir tun und um zu wissen, was andere Künstler machen. Aber ich denke, es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es genau das ist: ein weiteres Instrument, um unsere Arbeit zu verbreiten und ihr nicht so viel Zeit und Bedeutung zu geben. Heutzutage ist dies meine Vision von sozialen Netzwerken, vielleicht werde ich zu einem anderen Zeitpunkt in meinem Leben einfach auf sie verzichten.
EPILOG | AKTUELLES
Die Ausstellung mit Malerei von Marina Apud Schneider, zusammen mit Objekten des Skulpteurs Hinrich Kröger, ist vom 5. März bis 23. April 2022 in der Galerie mutare, Giesebrechtstraße 12, 10629 Berlin-Charlottenburg zu sehen.
Das schriftliche Interview ist ein wichtiges Medium, um Künstler:innenpersönlichkeiten vorzustellen, ihre Botschaften zu verbreiten und mit Kunstliebhaber:innen in Kontakt zu treten. Die Interviews werden von unserer Redaktion nicht redigiert oder gekürzt und stets im O-Ton wiedergegeben. Daher nehmen wir auch keine Übersetzung des Interviews in Englische bzw. Deutsche vor, es sei denn, diese wird seitens des/der Interviewten eingereicht: