Am 2. Juni veranstalten das Ethnologische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss und das German International Film Festival (GIEFF) einen Filmtag, der ganz im Zeichen des ethnografischen Films steht. Unter dem Titel Slices of Life werden insgesamt sieben filmische Arbeiten aus vier Kontinenten präsentiert. Die Themenkomplexe Kooperationen und Perspektiven bilden den roten Faden zwischen den ansonsten höchst unterschiedlichen Produktionen.
Abb. oben: Aufnahmen von den Dreharbeiten zur Pilotfolge der Telenovela „A Slice of Life – Opena Gosalo“, © Yumi Piksa
Mali, Kamerun, Indien, Brasilien, USA und Papua-Neuguinea – in diesen Ländern sind die sieben präsentierten ethnografischen Filme entstanden, die im Rahmen des Filmtags Slices of Life im Humboldt Forum präsentiert werden. Gemeinsam ist ihnen ein kooperativer Schaffensprozess von Menschen vor und hinter der Kamera, der die strenge Trennung zwischen Filmemacher*innen und Gefilmten systematisch aufbricht. Bei allen gezeigten Filmprojekten stehen transparente Entscheidungsstrukturen und gemeinsame Ziele der Beteiligten im Vordergrund.
Nach jedem der fünf Filmblöcke wird in einem anschließenden Gespräch mit den anwesenden Mitwirkenden die Vielschichtigkeit der Beziehungen zwischen Filmemacher*innen und den gefilmten Personen diskutiert.
Moderiert wird der Filmtag von der freien Filmemacherin, Kuratorin und Journalistin Dorothee Wenner. Sie arbeitet im Auswahlkomitee des Internationalen Forums des Jungen Film sowie als Berlinale-Sonderbeauftragte für Indien/ Subsahara-Afrika.
Alle Filme werden in den Originalsprachen (Bambara, Französisch, Hindi, Portugiesisch, Tok Pisin) mit englischen Untertiteln gezeigt.
Der Filmtag Slices of Life ist eine Kooperation des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin, der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss und dem German International Film Festival (GIEFF).
Programmablauf:
11:00
Begrüßung: Gina Knapp (Kuratorin für visuelle Anthropologie, Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin)
11:10 – 12:50
Film: A Kali Temple Inside Out (83′) – Indien
A Kali Temple Inside Out zeigt das alltägliche Leben in und um einen Kali-Tempel in der Stadt Kanpur im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Im Mittelpunkt stehen ein Priester und drei Gläubige, in deren Leben der Tempel eine herausragende Rolle spielt. Dennoch besuchen sie gelegentlich auch heilige Stätten anderer religiöser Traditionen, sei es um zu lernen oder um zusätzlichen göttlichen Beistand zu suchen. A Kali Temple Inside Out ist somit auch eine stille Kritik an den mitunter besessen ausgetragenen religiösen Konflikten der globalen Gegenwart.
Anschließend Film-Gespräch mit Dipesh Kharel & Frode Storaas: Inside and Outside. Perspectives in the making of the film A Kali Temple Inside Out
13:00 – 14:45
Film: Family Song (75′) – Brasilien
Eine Familie beschließt, in ihrem eigenen Haus eine Schule für klassische Musik zu eröffnen. Die sechs jungen Brüder beginnen, den Kindern in ihrer Nachbarschaft verschiedene Musikinstrumente näherzubringen. Nach und nach wird das Haus zu einem musikalischen Treffpunkt in einer der gefährlichsten Gegenden der brasilianischen Millionenmetropole Fortaleza. Doch um ihren Traum zu verwirklichen, muss die Familie neue Horizonte suchen. Wie weit wird die Musik sie tragen?
Anschließend Film-Gespräch mit Mihai Andrei Leaha & Paula Bessa Braz: Filming (in) times of crisis: reflecting upon visual politics and collaboration against controllin images in Brazil
16:00 – 17:30
Film: New York, Just Another City (18’30”) – USA
Die indigene Regisseurin Patrícia Ferreira wurde für ihre Dokumentarfilme über und mit ihrem Volk ausgezeichnet – den Guarani Mbya, die im Grenzgebiet von Argentinien, Paraguay, Uruguay und Brasilien beheimatet sind. Ferreira wurde eingeladen, ihre Arbeit auf einem der größten ethnografischen Filmfestivals der Welt, dem Margaret Mead Film Festival im American Museum of Natural History in New York, zu diskutieren. Dort stößt sie auf Ausstellungen, Debatten und Haltungen, die sie zum Nachdenken über die Welt des Juruá-Volks anregen, die sie mit der Lebensweise der Guarani kontrastiert.
Film: Ãjãí: the Headball Game of the Myky and Manoki (48’) – Brazil
Ãjãí ist ein lustiges Spiel, bei dem nur die Köpfe der Spieler den Ball berühren dürfen. Dieser Brauch, der nur von wenigen indigenen Völkern auf der Welt praktiziert wird, ist bei den Myky und Manoki im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso verbreitet, die eine Sprache aus einer isolierten Sprachfamilie sprechen. Jugendliche des Myky-Volkes beschließen, ihr Spiel zum ersten Mal zu filmen, um es außerhalb der Dörfer bekannt zu machen.
Anschließend Film-Gespräch mit Typui Myky & André Lopes: Collaborative Films in Indigenous Terms I
18:00 – 19:30
Film: Everyday Survival (39′) – Kamerun
Ökologische Zerstörungen bedrohen durch die Verknappung natürlicher Ressourcen zunehmend die Lebensgrundlagen des kamerunischen Fischers Musgum und seiner aus rund 50 Personen bestehenden Familie. Everyday Survival ezählt vom täglichen Kampf und den Strategien, mit denen die Familie sich den Widrigkeiten erfolgreich widersetzt.
Film: Kɔtɛ (26′) – Mali
Der Kurzfilm gibt Einblicke in die Initiationszeremonie des kɔtɛ, die im westafrikanischen Binnenstaat Mali weit verbreitet ist. Sie findet entweder nach dem Tod eines Dorfvorstehers oder aber alle sieben Jahre statt. Während der zweitägigen Feierlichkeiten werden die verschiedenen Stufen der Einweihung jeweils durch einen Kampf symbolisiert, bei dem sich zwei Akteure mit entgegengesetzten Funktionen gegenüberstehen.
Anschließend Film-Gespräch mit Mouazamou Ahmadou & Sidylamine Bagayoko: The Viscam project
20:00 – 21:45
Film: A Slice of Life (42′) – Papua-Neuguinea
A Slice of Life – Opena Gosalo ist der Pilotfilm zur gleichnamigen Telenovela aus Papua-Neuguinea. Er spielt in Lopatena, einer Gemeinschaft von Subsistenzbauern und Kriegern im östlichen Hochland der insel. A Slice of Life kombiniert fiktionales Drama mit ethnografischem Filmmaterial aus fünfundzwanzig Jahren und basiert auf wahren Begebenheiten. Das Drehbuch wurde vor Ort von den Filmemachern, Anthropologen und Gemeindemitgliedern entwickelt, die auch als Darsteller des Films fungieren.
Anschließend Film-Gespräch mit Gina Knapp, Verena Thomas, Jackie Kauli, Karufe Kotile, David Papua’e, Daisy Samuel: Collaborative Films in Indigenous Terms II
WANN?
Donnerstag, 2. Juni 2022, 11:00 -21:45 Uhr
WO?
Humboldt Forum, Ethnologisches Museum
Schlossplatz
10178 Berlin-Mitte
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