Beide Ausstellungen greifen das Thema Transformation der europäischen Kulturhauptstadt Esch auf und sind mit der DNA der Kunsthalle Esch in Resonanz. Distance von Jeppe Hein ist eine kinetische und monumentale Installation. Mit metalworks – designing & making werden rund 20 Künstler*innen präsentiert, die anhand einer Auswahl von mehr als 30 Objekten die im zeitgenössischen Design angewandten Techniken der Metallverarbeitung wie Casting, Extruding, Foaming, Schmieden oder auch Printing und Spinning veranschaulichen.
Abb. oben: Konschthal Esch, metalwork – designing & making © Remi Villaggi, Foto: Remi Villaggi
„Distance“ von Jeppe Hein wird die Konschthal Esch über mehrere Stockwerke hinweg verwandeln. Die monumentale Installation leistet einen spektakulären Beitrag zur Erkundung der architektonischen und szenografischen Möglichkeiten des ehemaligen Möbelhauses.
Die Arbeit ist eine ortsspezifische Installation, die sich auf die jeweilige architektonische Konfiguration des Ausstellungsraums bezieht. Durch die modulare Bauweise mit Stahlschienen ist sie an verschiedene räumliche Gegebenheiten anpassbar und wird so montiert, dass sie durch das gesamte Gebäude bzw. den Ausstellungsraum läuft. So nimmt das Werk je nach Ausstellungsort unterschiedliche Formen an.
„Distance“ lädt Zuschauer*innen jeden Alters ein, die neu geschaffene Kunsthalle zu erkunden. Die spielerische Seite der Installation trägt zur Identitätsbildung der neuen Kulturinstitution in Esch bei, da diese einen demokratischen und barrierefreien Zugang zur Kunst von heute ermöglichen will.
Wenn die Besucher*innen den Raum betreten, reagiert ein Sensor und gibt eine Kugel frei, die sich in Bewegung setzt und auf dem 800 Meter langen Rundkurs durch Loopings, scharfe Kurven und andere dynamische Abschnitte läuft. Zunächst folgen die Besucher*innen der weißen Plastikkugel auf ihrem Weg, aber da mehrere Besucher*innen alle 15 Sekunden eine neue Kugel auslösen, verliert man bald die Spur der eigenen Kugel und beginnt, die gesamte Architektur als eine bewegte und dynamische Struktur zu erleben. Der mechanische Aspekt dieser Arbeit erinnert an die Industrieära von Esch, ein Zeitalter der Maschinen, das nun vorbei ist.
Auf dem Vorplatz der Konschthal Esch wird eine „social bench“ von Jeppe Hein ausgestellt. Diese Arbeit wird im Sommer 2022 fester Bestandteil des Rundgangs „Kunst im öffentlichen Raum“ der Stadt Esch sein.
Jeppe Hein (*1974, Kopenhagen) ist weithin bekannt für seine experimentellen und interaktiven Kunstwerke, die an der Schnittstelle zwischen Kunst, Architektur und technischen Erfindungen angesiedelt werden können. Seine Skulpturen und Installationen, die sich durch ihre formale Einfachheit und den häufigen Einsatz von Humor auszeichnen, stehen in einem lebendigen Dialog mit den Traditionen des Minimalismus und der Konzeptkunst der 1970er Jahre. Heins Werke enthalten oft überraschende und fesselnde Elemente, die die Betrachter*innen in den Mittelpunkt des Geschehens stellen und sich auf ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen des umgebenden Raums konzentrieren.
Mit der Themenausstellung „metalworks –designing&making“, knüpft die Stadt Esch an der Alzette an ihre industrielle Vergangenheit an. Esch-sur-Alzette wurde aufgrund seiner Stahl- und Bergbautätigkeit einst als „Eisenmetropole“ bezeichnet und hat sich zu einem wichtigen Zentrum der Eisenindustrie in Europa entwickelt. Dieser Wirtschaftsboom zog bis Ende der 1980er Jahre multikulturelle Bevölkerungsgruppen an. Heute wird ein Teil der industriellen Infrastruktur gesichert und weiter betrieben, während andere Standorte umgebaut werden, um zur Expansion und kulturellen Entwicklung der Stadt beizutragen.
In diesem historischen und kulturellen Kontext präsentiert die Kunsthalle Esch die Arbeiten internationaler Künstler*innen, die an die Tradition des industriellen Know-Hows und des Kunsthandwerks anknüpfen und mit neuen Produktionsformen experimentieren. Die ausgewählten Objekte –Unikate oder Editionen– zeigen, wie sich aktuelle Formensprachen die Techniken der Metallumwandlung in Kunst und Design aneignen. Die intrinsische Qualität jedes Objekts wird durch die rohe Ästhetik des Raums und den funktionalen Charakter der Szenografie offenbart, wodurch ein sofortiges Verständnis der Geste und des Herstellungsprozesses ermöglicht wird.
Begleitet wird diese Ausstellung von einer Publikation in zwei Sprachen–Englisch und Französisch– und einem Rahmenprogramm für die breite Öffentlichkeit.
Mit Ron Arad, Ronan&Erwan Bouroullec, Stefan Diez, Tom Dixon, Christophe de la Fontaine, Konstantin Grcic, Thomas Heatherwick, Jakob Jørgensen, Sigve Knutson, Joris Laarman Lab, Max Lamb, Xavier Lust, Philippe Malouin, Muller Van Severen, PELLE, Lewis Power&Anthony Forsyth, Studio Swine, Linde Freya Tangelder –Destroyers/Builders, Jonas Trampedach, Maarten Van Severen, Danny Venlet, Michael Young, Oskar Zięta.
Auf kuratorischen Vorschlag von Georges Zigrand. Co-kuratiert von Charlotte Masse.
Georges Zigrand (*1971, Luxemburg) studierte 3D-Design an der Haute école des arts du Rhin in Straßburg. Nach seinem Abschluss zieht er nach England, wo er 10 Jahre lang erste Berufserfahrung in mehreren renommierten Designunternehmen in London sammelt. 2007 kehrt er nach Luxemburg zurück und gründet sein eigenes Designstudio. Er arbeitet fortan als selbstständiger Designer (georgeszigrand.com) an unterschiedlichsten Projekten. Diese reichen von Produkt- und Ausstellungsdesign bis hin zu Designstrategien für institutionelle Kunden.
Charlotte Masse (*1982, in Angers) ist seit September 2021 Assistentin der Kuratorin an der Konschthal Esch. Sie ist auf die Konservierung moderner und zeitgenössischer Kunstwerke spezialisiert und hat von 2008 bis 2021 mehrfach mit öffentlichen Institutionen in Frankreich und später in Luxemburg zu Fragen der Sammlungsverwaltung zusammengearbeitet. Parallel dazu begleitete sie mehrere künstlerische und kulturelle Projekte innerhalb dieser Institutionen, Kollektive und Vereine.
Mit der Unterstützung von Esch2022 –Esch-sur-Alzette, Kulturhauptstadt Europas
Die Konschthal Esch
Im Oktober 2021 hat die Konschthal Esch in einem ehemaligen Möbelhaus eröffnet und präsentiert auf 2.400m2 internationale Künstler*innen sowie die Luxemburger Kunstszene. Als Ort der permanenten Transformation lädt die Konschthal Esch Künstlerinnen und Künstler ein, den Ort zu verwandeln. Diesen Wandlungsprozess können Besucher*innen mitverfolgen.
WO?
Konschthal Esch – Contemporary Art Space
29-33 boulevard Prince Henri,
4280 Esch-sur-Alzette, Luxemburg
WANN?
Samstag, 18. Juni – Sonntag, 4. September 2022
Mi – So 11:00 – 18:00 Uhr
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