Für das Projekt Was tun mit der Welt? hat das Haus der Kulturen der Welt (HKW) zwölf Menschen, die sich in ihrer Arbeit über Disziplinen und Kontexte hinweg mit dem Zustand der Welt beschäftigen, um Antworten auf diese Frage gebeten. Der Künstler Wolfgang Tillmans hat dafür typografische und fotografische Interpretationen der zwölf Antworten geschaffen, die derzeit auf Plakatwänden in ganz Berlin zu sehen sind. Im Vorfeld der Wiedereröffnung des HKW im Juni versteht sich das Projekt als Gang nach draußen und als Einladung an die Öffentlichkeit ihre Welten mitzubringen.
Abb. oben : Plakat der Kampagne Was tun mit der Welt?, 2023. Gestaltung: Wolfgang Tillmans auf Basis eines Zitats von Craig Santos Perez © Haus der Kulturen der Welt. Foto: Laura Fiorio/HKW
Auf die Frage „Was tun mit der Welt?“ schickten Beitragende aus Balbala, Bebedouro, Errington, Gordes, Hawai’i, Kathmandu, Kechurewe, Nogojiwanong, Paris, Port Antonio und Tilcara Gedichte, Fragen, Parolen und andere Botschaften, in denen sie ihre Neugierden, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen und ihre Befürchtungen über den Zustand der Welt gestern, heute und morgen mitteilten. Die Künstlerin und Forscherin Zoe Todd stellt eine Gegenfrage: „Was haben diese Welten eigentlich mit uns zu tun?“ Diese Haltung teilt sie mit dem Dichter Elicura Chihuailaf, der zu dem Schluss kommt: „Die Welt fragt sich: Was tun mit der Menschheit?“
Andere Antworten laden dazu ein, die Beziehung des Menschen zur Welt zu überdenken. Der Dichter und Essayist Ricardo Domeneck rät zu einer Rückkehr zu den Wassern, um „von den Walen zu lernen“, während die Intellektuelle Leanne Betasamosake Simpson noch einen Schritt weiter geht: „Singt zu den Wassern … entgegen und trotz dieser Gegenwart.“ Ein Plädoyer, sich neu mit einer Welt zu verbinden – als Form des Widerstands.
Im Geiste eines die Zeitzonen und Kontinente umspannenden Dialogs hat das HKW den in Berlin lebenden Künstler, Fotografen und Aktivisten Wolfgang Tillmans eingeladen, sich mit diesen Antworten zu befassen, sie in Bezug zu seinen eigenen künstlerischen Vorstellungen zu setzen und für eine visuelle Intervention im Stadtraum zu interpretieren. Eine Auswahl der poetischen Text-Bild-Dialoge ist im Frühling 2023 auf Plakatwänden und anderen Werbeflächen in Berlin zu sehen: Die kommerzielle Infrastruktur wird zu einem Raum, der fundamentale Fragen über den Zustand der heutigen Welt ermöglicht.
Wolfgang Tillmans: „Es ging mir darum Text-Bild-Kombinationen zu schaffen, die in unterschiedlichen Geschwindigkeiten funktionieren – so wie wir die Stadt erleben: manchmal langsam, wenn wir warten, und manchmal schnell, wenn wir durch sie hindurch eilen. Bei der Auswahl der Fotografien wollte ich eine alternative Farbpalette schaffen, die ebenso vielfältig ist wie die der Worte, die mir anvertraut wurden.“
Mit dieser Intervention verlässt das HKW die eigenen vier Wände und geht auf Berliner*innen aus allen Gesellschaftsschichten zu. Die Bilder und Texte lassen die Frage „Was tun mit der Welt?“ sowie ihre möglichen Antworten im Stadtraum nachhallen und regen zu vielfältigen Interpretationen an. Im Vorfeld der Wiedereröffnung des HKW im Juni versteht sich dieses Projekt als Gang nach draußen und als Einladung an die Öffentlichkeit, nicht nur ihre Kulturen, sondern auch ihre Welten mitzubringen.
Beitragende:
Hemley Boum, Elicura Chihuailaf, Marysé Condé, Ricardo Domeneck, Ishion Hutchinson, Craig Santos Perez, Rita Segato, Leanne Betasamosake Simpson, Manjushree Thapa, Wolfgang Tillmans, Zoe Todd, Abdourahman Waberi
WO?
Berlinweit
WANN?
Laufzeit: Montag, 27. März 2023 bis Sonntag, 11. Juni 2023