-0.4 C
Berlin
Dienstag, Januar 21, 2025

James Lee Byars “Perfekt ist die Frage“ im Retiro-Park, Velázquez-Palast | 10.05-01.09.2024

Editors’ Choice

Diese Ausstellung ist einer der rätselhaftesten und auffälligsten Persönlichkeiten der Kunst des 20. Jahrhunderts gewidmet und versammelt eine bedeutende Gruppe von Werken von James Lee Byars (Detroit, Michigan, 1932 – Kairo, 1997), die seine tiefgreifende Auseinandersetzung mit allem, was die Grenzen der Logik überschreitet, offenbaren. Byars‘ visuelle und performative Sprache, die sich zwischen Mystik, Spiritualität und Körperlichkeit bewegt, umfasst Skulpturen, Installationen, Performances, Zeichnungen, das gesprochene Wort und die Organisation eigener Ausstellungen, die als Installationen konzipiert sind.

Abb. oben: JAMES LEE BYARS Roter Engel von Marseille, 1993 1000 rote Kristallkugeln FNAC 99316, AM 2000-DEP 37, Centre national des arts plastiques. Hinterlegt im Centre national d’art et de culture-Georges Pompidou, Paris. Aus dem Nachlass von James Lee Byars. Mit freundlicher Genehmigung der Galerie Michael Werner, New York, London und Berlin. Blick auf die Ausstellung “Perfect is the Question“ im Palacio de Velázquez. Mai 2024 Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía. Fotografisches Archiv des Museo Reina Sofía.

Seit den späten 1950er Jahren und während der gesamten 1960er Jahre lebte der Künstler zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, und seine Faszination für die japanische Kultur beeinflusste sein Werk stark. Er unterhielt auch enge Beziehungen zu Italien, insbesondere zu Venedig, wo er in den 1980er Jahren lebte und arbeitete. Während seiner gesamten Laufbahn – und vielleicht als Ausdruck seines nomadischen Lebensstils – verband Byars in seinen Werken ein tiefes Verständnis westlicher Kunst und Philosophie mit Motiven, Konzepten und Symbolen aus östlichen Traditionen und Zivilisationen, wie etwa Elementen des nō-Theaters und des Zen-Buddhismus. Das Ergebnis war eine einzigartige Vision der Realität, die den physischen und spirituellen Wesenheiten besondere Aufmerksamkeit schenkte. In diesem Sinne lässt sich seine künstlerische Praxis als eine mystisch-ästhetisch-existentielle Reflexion über Vorstellungen von Vollkommenheit und Zyklizität sowie über Formen der Darstellung und Entmaterialisierung der menschlichen Figur beschreiben.

JAMES LEE BYARS Der Rosentisch von Perfect, 1989. Im Hintergrund: Das Grabmal von James Lee Byars, 1986. Blick auf die Ausstellung “Perfect is the Question“ im Palacio de Velázquez. Mai 2024 Der Rosentisch von Perfect: Valencianisches Institut für moderne Kunst (IVAM) © Der Nachlass von James Lee Byars. Mit freundlicher Genehmigung der Michael Werner Gallery, New York, London und Berlin. Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía. Fotografisches Archiv des Museo Reina Sofía.

In seinen Untersuchungen versuchte Byars oft, das Publikum durch zeitlich begrenzte Aktionen oder groß angelegte Interventionen einzubeziehen, in denen er direkt oder indirekt verschiedene Fragen stellte, während er zu anderen Zeiten selbst für deren Aktivierung verantwortlich war. Seit seinem Tod wirft der letztgenannte Aspekt Fragen nach den visuellen und symbolischen Verbindungen eines Werks auf, in dem die Präsenz des stets charismatischen Byars – seine Gesten, Rituale und Kleidung – eine zentrale Rolle spielt.

JAMES LEE BYARS Das Feld des Denkens (1992). Im Hintergrund: Das Grabmal von James Lee Byars (1986). Museum Ludwig, Köln / Dauerleihgabe der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig. Köln e.V. 1995, Wolfgang-Hahn-Preis 1994 Aus dem Nachlass von James Lee Byars. Mit freundlicher Genehmigung der Michael Werner Gallery, New York, London und Berlin. Blick auf die Ausstellung „Perfekt ist die Frage“ im Palacio de Velázquez. Mai 2024 Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía. Fotografisches Archiv des Museo Reina Sofía.

Bei der Auswahl der Werke für die Ausstellung wurden sowohl der konzeptionelle Ansatz des Künstlers als auch die Merkmale des Ausstellungsraums, des Palacio de Velázquez, berücksichtigt, dessen ausgeprägte Symmetrie die Monumentalität und geometrische Schlichtheit der Werke unterstreicht.Großformatige Werke werden in kostbaren und raffinierten Materialien – wie Marmor, Seide, Blattgold oder Glas – präsentiert, die sich harmonisch mit minimalen und archetypischen Geometrien – wie Prismen, Kugeln, Säulen – verbinden und ein Spiel von Querverweisen zwischen Form und Inhalt vorschlagen. Ein Beispiel dafür ist der Rote Engel von Marseille (1993), der sich im zentralen Bereich des Palais befindet: eine Installation, in der tausend rote Glaskugeln, die auf dem Boden angeordnet sind, eine auf ihre Essenz reduzierte anthropomorphe Figur zeichnen, während die durch den Titel suggerierte engelhafte Konnotation dazu einlädt, über die Verbindungen zwischen dem Materiellen und dem Göttlichen nachzudenken. Die totemistische Komponente ist auch in The Golden Tower with Changing Tops (1982) präsent, einem fast vier Meter hohen goldenen Turm, der die Suche des Künstlers nach dem Unveränderlichen widerspiegelt. Die Zyklen des Lebens und die natürlichen Veränderungsprozesse werden durch Kreise und Kugeln in The Door of Innocence (1986-1989) dargestellt, einer goldenen Marmorskulptur in Form eines Rings, der den Übergang und die Verwandlung symbolisiert, und in The Tomb of James Lee Byars (1986), wo der Künstler metaphorisch in einer Sandsteinkugel die nicht greifbaren Konzepte der Spiritualität und der Reinheit einschließt, die mit diesem porösen und geschichteten Material kontrastieren.

Neben einigen frühen Werken wie Selbstporträt (1959), die uns den Einsatz von Humor des Künstlers verdeutlichen, wird die Ausstellung durch eine Dokumentation der performativen Tätigkeit von Byars ergänzt, insbesondere der verschwundenen Installation La esfera de oro, die der Künstler 1992 in Granada präsentierte und für deren Einweihung er eine Performance in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Dichter Miguel Benlloch (Granada, 1954 – Sevilla, 2018) organisierte. Aus der anschließenden Entwicklung des Werks entwickelte Benlloch seine Installation O donde habite el olvido (2000), die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist.

Unter Berücksichtigung der vielfältigen allegorischen und formalen Bedeutungen des vom Künstler erforschten Materials konzentriert sich die Ausstellung auf die Hauptthemen, die sich durch sein Werk ziehen, wie die Suche nach Vollkommenheit, der Zweifel als existenzieller Ansatz und die Endlichkeit des menschlichen Wesens, und lädt das Publikum ein, über das alchemistische Potenzial der Kunst zur Gestaltung der Realität nachzudenken.

WANN?

Austellungdaten:
Freitag, 10. Mai bis Sonntag, 01. Semtember 2024

Öffnungszeiten:
Jeden Tag in der Woche geöffnet
April – September von 10:00 – 22:00 Uhr

WO?

Veranstaltungsort Parque del Retiro. Palacio de Velázquez und Palacio de Cristal.
P.º de Cuba, 4, Retiro, 28009 Madrid

KOSTET?

Freier Eintritt

- Advertisement -spot_img

IHRE MEINUNG | YOUR OPINION

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

OPEN CALL 2025

spot_img
- Advertisement -spot_img

Latest article