CSR.ART präsentiert seit 27. Juni 2024 unter dem Titel „Brüne/Heisig im Dialog“ den zweiten Teil der institutionellen Ausstellung mit Werken von Gudrun Brüne und Bernhard Heisig. Die Duo-Ausstellung zeigt weitere und auch bisher nicht gezeigte Arbeiten des wohl bekanntesten Malerpaares der ehemaligen DDR. Dieser zweite Teil bildet die Fortsetzung der Ausstellung „Spiegelungen der Zeit“, die von Januar bis April 2024 im CSR.ART zu sehen war. Der Dialog stimmt auf das kommende Jubiläumsjahr 2025 ein, in dem der Mitbegründer der Leipziger Schule und Kanzlerportrait-Maler Bernhard Heisig 100 Jahre alt geworden wäre. Eine feierliche Finissage am 23. Juli 2024 mit Umrahmung der Brandenburgischen Sommerkonzerte beschließt die Ausstellungsteile und rundet das Kunsterlebnis ab.
Abb. oben: Bernhard Heisig, Das Endspiel, 1995, Öl auf Leinwand, 150 x 200 cm
Bernhard Heisig (1925-2011) gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten der Kunst in der DDR und Mitbegründer der Leipziger Schule, zusammen mit Hans Mayer-Foreyt, Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer. Heisig prägte die deutsche Kunstlandschaft maßgeblich. Sein Werk erstreckt sich über eine beeindruckende Spanne von der Nachkriegszeit bis ins 21. Jahrhundert. Bereits mit 16 Jahren besucht Bernhard Heisig die Kunstgewerbeschule in seiner Geburtsstadt Breslau, bis er ein Jahr später – mit nur 17 Jahren – als Kriegsfreiwilliger am 2. Weltkrieg teilnimmt. 1945 wird er, nach zwei schweren Verwundungen, als Invalide entlassen. Heisig ist zu dem Zeitpunkt gerade 20 Jahre geworden.

Der weitere Lebensweg führt Bernhard Heisig in den Osten Deutschlands. 1961 wird er Professor und Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Heisig setzt sich künstlerisch mit politischen und persönlichen Themen auseinander, wobei er stets seine eigene kritische Perspektive einbringt. Besondere Bekanntheit im damaligen Westdeutschland erlangt Bernhard Heisig, als sich der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt 1986 von dem damals schon renommierten DDR-Maler portraitieren lässt – ein Statement, und ein Stückchen vorweggenommene Wiedervereinigung auf der Leinwand.

Heisigs Malerei zeichnet sich durch eine expressiv-dynamische Darstellungsweise mit kontrastreichen Farben und die inhaltlich tiefgreifende Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Themen aus. Ein immer wiederkehrendes Thema in seinen Werken ist Konflikt. Seine traumatischen Erlebnisse bearbeitet er lebenslang in eindrücklichen Kunstwerken. Seine spätere Frau, die Malerin Gudrun Brüne, wird darüber sagen: “ Mein Mann hat im Krieg Dinge erlebt, über die er bis zu seinem Lebensende nicht gesprochen hat.“ Es scheint so, als ob die Leinwand für Heisig zum stummen Dialogpartner wurde. Gudrun Brüne hält ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes die Erinnerung an ihn in einem Portrait fest. Sie stellt ihm darin auch die Schatten, die ihn verfolgt haben mögen, an die Seite.

Gudrun Brüne (1941), eine der wenigen Vertreterinnen der Leipziger Schule, schuf mit dem wiederkehrenden Motiv von Masken und Puppen ihre eigene Bildsprache in technischer Perfektion und emotional berührender Kraft. Ihre Malerei ist von einem klaren, figurativen Stil geprägt, der mit metaphorischen Abbildern von Menschen, Puppen, Masken und Szenerien die Themen Liebe, Natur, Vergänglichkeit, Zerstörung, Abhängigkeit und Manipulation umkreisen.

Gudrun Brüne wird in Berlin geboren und verliert mit nur zwei Jahren ihren Vater während eines U-Boot-Einsatzes im 2. Weltkrieg. Mit Mutter und Schwester wird sie in die Nähe von Bremen evakuiert. 1947 zieht die Familie nach Leipzig, wo Gudrun Brüne aufwächst. Ende der 50er Jahre absolviert sie eine Buchbinderlehre in Pößneck / Thüringen. Von 1961 bis 1966 folgt ihr Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Heinz Wagner und Bernhard Heisig, das sie mit Diplom abschließt. Die prägende Einflussnahme dieser Lehrer spiegelt sich in ihrem späteren Werk wider. Zugleich gelingt ihr das Finden eines unverkennbaren Stils, zu dem ihr späterer Mann Bernhard Heisig sie ermutigt hat.

Von 1966 bis 1977 arbeitet Gudrun Brüne freischaffend und zeitweise im Atelier ihres späteren Ehemannes Bernhard Heisig. 1973 präsentiert sie ihre erste Einzelausstellung in Leipzig. Von 1974 bis 1982 ist Brüne Mitglied der Sektionsleitung Maler/Grafiker des Verbandes Bildender Künstler der DDR, was ihre Stellung in der Kunstszene zusätzlich festigt. Ab 1977 übernimmt sie die Rolle einer Assistentin und unterrichtete von 1979 bis 1999 als Dozentin für Malerei und Grafik und Leiterin einer Fachklasse an der Hochschule für Kunst Burg Giebichenstein. 1988 wird die Malerei von Gudrun Brüne auf der Biennale in Venedig gezeigt, zehn Jahre später auf der Art Cologne. Die Themen ihrer Werke betreffen zeitlose Fragestellungen des Menschseins. Die Masken und Puppen stehen allegorisch für die große Frage nach der Anwesenheit (oder Abwesenheit) des Menschlichen und der Menschlichkeit in der Welt.
In „Brüne/Heisig im Dialog“ werden Gemälde aus verschiedenen Jahrzehnten gezeigt, welche die unterschiedlichen Stile, die künstlerischen Positionen des Paares und auch die malerische Entwicklung eindrücklich veranschaulichen.
Das Paar
Die Ausstellungsteile „Spiegelungen der Zeit“ und „Brüne/Heisig im Dialog“ im CSR.ART werden zu einer der überaus seltenen Gelegenheiten, die Arbeiten des Künstlerpaares an einem Ort und in Gegenüberstellung zu erleben. Somit entsteht eine weitere Ebene, die es in der Ausstellung zu entdecken gilt: die Tatsache, dass Bernhard Heisig und Gudrun Brüne über 50 Jahre lang künstlerische Weggefährten und Lebenspartner waren. 1961 begegnet die 20-jährige Brüne dem 36-jährigen Heisig. 1991 heiraten Gudrun Brüne und Bernhard Heisig. Ihr Lebensmittelpunkt ist vorerst Leipzig, 1999 zieht das Paar nach Strodehne ins Havelland, was laut Gudrun Brüne damals als das Worpswede des Ostens galt.

Ihre gemeinsame Lebensreise spiegelt sich nicht nur in ihren Kunstwerken, sondern auch in der Verflechtung ihrer künstlerischen Schaffensphasen wider. Die Ausstellung wirft somit auch ein Schlaglicht auf die Themen von Verflechtung und Emanzipation, von gegenseitiger Unterstützung, sowie dem Suchen und Finden eines eigenen Weges zum Ausdruck von individueller Persönlichkeit und künstlerischer Botschaft.
WANN?
Vernissage: Mittwoch, 26. Juni 2024, 18:00 – 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Donnerstag, 27. Juni bis Dienstag, 23. Juli 2024
geöffnet Di – Sa 11:00 – 19:00 Uhr
Finissage: Dienstag, 23. Juli 2024, ab 18:00 Uhr
ab 18.00 Uhr Musikalische Umrahmung durch Künstler der Brandenburgischen Sommerkonzerte – Eintritt frei
ab 19:00 Uhr öffentliche Finissage, mit Thüringer Rostbratwurst vom Grill und Getränken an der Bar
WO?
CSR.ART
Friedrichstraße 69 (im QUARTIER 25)
10117 Berlin-Mitte
[…] Lies den Beitrag weiter auf DEEDS.NEWS […]