Die Ausstellung Tanzwelten in der Bundeskunsthalle Bonn beleuchtet den Tanz als globale Performance- und Ausdrucksform und präsentiert ein zeit- und raumübergreifendes Konzept, das viele Formen des Tanzes einbezieht. Die Ausstellung wird vom 27. September 2024 bis zum 16. Februar 2025 zu sehen sein.
Abb. oben: Foto: Peter Oszvald, Bernd Lammel, 2020 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
Eine These zur Entstehung des Tanzes lautet, dass er zunächst ein Mittel der Kommunikation war. Ob nun aus Bewegungen bei der Arbeit oder als Reaktion auf Naturphänomene entwickelt, beschreibt der Tanz seit jeher menschliche Interaktionen.
Schon in den frühesten Kulturen war das Tanzen ein wichtiger Bestandteil von Ritualen, Zeremonien, Festen und Unterhaltung. Möglicherweise spielte er auch eine zentrale Rolle bei der Überlieferung von Geschichten, bevor sie schriftlich festgehalten wurden. In vielen Teilen der Welt ist das Tanzen stark in der Gemeinschaft verwurzelt und schafft Zugehörigkeitsgefühl.
Die Ausstellung präsentiert das Tanzen als globale Darstellungs- und Ausdrucksform und erzählt multiperspektivische Verflechtungsgeschichten zwischen dem Tanzen in seinen sozialen Funktionen und seiner Rolle als Kunstform. In thematisch aufgebauten Kapiteln blickt sie auf die Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen und Stilrichtungen und beleuchtet das Tanzen als wesentlichen Bestandteil unseres Daseins.
Aus dem zentralen Kapitel Gemeinsam tanzen, das Tanz als kollektives Erlebnis vorstellt und seine soziokulturellen Funktionen thematisiert, entwickeln sich vier große Bereiche: Tänze imaginieren, Geschichten erzählen, Auf:Brüche und Show Time! Sie beleuchten die rituellen, spirituellen, politischen, identitätsstiftenden und unterhaltenden Funktionen des Tanzes und lassen dabei die Grenzen zwischen Alltags- und Hochkultur verschwinden. So werden im Kapitel Gemeinsam tanzen sowohl das klassische Ballett als Geschichtenerzähler als auch die narrativen Tänze des afrikanischen Kontinents sowie verschiedene Formen des Tanztheaters vorgestellt. Tänze imaginieren geht Beispielen für spirituelle und kunstphilosophische Tanzwelten nach und beleuchtet das Thema der Aneignung und des kulturellen Transfers. Das Tanzen als Ausdruck von Protest und Widerstand und als Gegenbewegung ist Thema des Kapitels Auf:Brüche und der Bereich Show Time! beleuchtet die unterhaltsamen Aspekte.
Da Tanz selten für sich allein steht, werden in der Ausstellung auch seine vielfältigen Verbindungen zu anderen Kunstformen betrachtet. Dabei reichen die Exponate von Artefakten mit Tanzdarstellungen in frühen Kulturen bis zur neuzeitlichen bildenden Kunst und Beispielen des zeitgenössischen Tanzes.
Bettina WitteVeen ist in der Ausstellung mit ihrer Arbeit Götterfunken vertreten. Der poetische Film verwebt rituelle Tanzsequenzen, die die Künstlerin im Laufe eines Jahrzehnts auf ihren Reisen in Indonesien, Kambodscha, Bhutan, Sri Lanka, Kuba und in einem Lakota-Reservat in den Vereinigten Staaten von Amerika vor Ort aufgenommen hat, mit abstrakten Filmbildern. Auch wenn die einzelnen Sequenzen aus den unterschiedlichsten ethnografischen Quellen schöpfen, offenbart die Erzählung des Films eine übergreifende Einheit, die WitteVeen als den „kosmischen Tanz des Lebens“ beschreibt, in dem wir alle miteinander verbunden sind.
Bettina WitteVeen (*1958) ist eine in Deutschland geborene und in New York lebende Künstlerin und Aktivistin. Ihr Interesse an Geschichte und Rechtsphilosophie sowie ihr Engagement für Pazifismus und Gerechtigkeit bilden die konzeptuelle Grundlage ihrer Kunst. Ihre Fotografien und Filme wurden in großformatigen Installationen an historisch bedeutsamen Orten gezeigt, die einst von Gewalt, Zerstörung und Krieg gezeichnet waren. In einzigartigen begehbaren Erfahrungsräumen öffnete sie Türen für Reflexion, Dialog und Empathie und ermutigte die Zuschauer:innen sich schmerzhaften Erinnerungen zu stellen und zu kollektiven Heilungsprozessen beizutragen. Die Kraft des Geschichtenerzählens nutzt sie auch um die Kulturen von indigenen Völkern in unterschiedlichen Regionen der Welt festzuhalten.
Kuratorinnen: Katharina Chrubasik, Daniela Ebert, Claudia Jeschke
WANN?
Eröffnung: Donnerstag, 26. September 2024, 19 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 27. September 2024 – Sonntag, 16. Februar 2025
Öffnungszeiten: Mittwoch, 10 – 21 Uhr, Dienstag, Donnerstag – Sonntag, 10 – 19 Uhr
WO?
Bundeskunsthalle
Museumsmeile Bonn
Helmut-Kohl-Allee 4
53113 Bonn