Die RuhrKunstMuseen machen gemeinsame Sache und setzen Highlights ihrer Kunstsammlungen in Dialog – digital als WebApp und ab April 2025 in einer großen Sonderausstellung in der Villa Hügel.
Abb. oben: Grete Stern, Traum Nr. 7, Buenos Aires, 1949, Silbergelatineabzug, Reprint, Fotomontage, 20 x 25 cm © The Estate of Grete Stern courtesy of Galeria Jorge Mara – La Ruche, Museum Folkwang, Essen.
Die 21 RuhrKunstMuseen stehen für die einzigartige urbane Museumslandschaft im Ruhrgebiet und präsentieren jährlich über 150 Kunstausstellungen in 16 Städten des Reviers. Sie zählen nicht nur zu den ersten Museumssammlungen der Moderne in Deutschland, sondern gemeinsam bilden sie auch eine der größten.
Jetzt werden die facettenreichen Bestände auf spielerische Art verknüpft und können gemeinsam entdeckt werden: Die digitale WebApp www.21×21.de geht am 7. November online. Sie zeigt über 400 Kunstwerke aus den 21 Museen im Dialog und vermittelt einen Querschnitt durch die regionale wie internationale Sammlungsgeschichte der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Vom 11. April bis 27. Juli 2025 folgt dann eine große Sonderausstellung mit Highlights aus den Sammlungen der RuhrKunstMuseen in der Villa Hügel in Essen.
Besonderheiten des Kunststandorts Ruhrgebiet – Die Sammlungsgeschichte
Die Sammlungen der RuhrKunstMuseen umfassen heute mehr als 500.000 Arbeiten, die von Meisterwerken der Moderne wie von August Macke, Paula Modersohn-Becker, Ernst Ludwig Kirchner oder Marc Chagall bis zu bedeutenden Positionen der Gegenwartskunst wie von Rosemarie Trockel, Nan Goldin, Timm Ulrichs oder Ai Weiwei reichen. Wichtige nationale und internationale Kunstströmungen wie der Expressionismus und die Nachkriegskunst mit Informel, Konkreter Kunst, Zero und Fluxus sowie die feministische Avantgarde sind in den Sammlungen vertreten. Neben den Gattungen Malerei, Skulptur und Grafik nimmt vor allem die Fotografie, aber auch die Medienkunst eine wichtige Rolle in den Sammlungen ein. Ebenso finden sich Vertreter*innen regionaler Künstlergruppen wie junger westen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Recklinghausen gegründet, eine abstrakte Formen sprache propagierte und diese mit den industriellen Landschaften des Ruhrgebiets verband. Während sich das Lehmbruck Museum in Duisburg, das Josef Albers Museum Quadrat Bottrop und das Emil Schumacher Museum Hagen dem Schaffen einzelner herausragender Künstlerpersönlichkeiten aus dem Ruhrgebiet und deren internationalem Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen widmen, bestechen andere Häuser wie das Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna oder das Skulpturen museum Marl mit thematischen Sammlungen und neuen künstlerischen Medien.
Die Entstehung der Sammlungen verdankt sich zumeist einem bürgerschaftlichen Engagement oder dem wirtschaftlichen Aufschwung in zu ihrer Zeit finanzstarken Kommunen. Die ersten Gründungen wie das Museum Folkwang – ab 1902 in Hagen, ab 1922 in Essen – gehen auf das frühe 20. Jahrhundert zurück. Mit den ersten Universitäten im Revier in Bochum und Dortmund in der Nachkriegszeit eröffnen ab den 1960er-Jahren auch immer mehr Museen, die sich der Kunst der Moderne und der Gegenwart widmen. 2010 gründet sich das Netzwerk der mittlerweile 21 RuhrKunstMuseen im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010. Anlässlich ihres 15-jährigen Jubiläums präsentieren die RuhrKunstMuseen unter dem Titel 21 x 21 erstmals zusammen die Geschichte, Vielfalt und Gemeinsamkeiten ihrer Sammlungen digital und 2025 in einer großen Sonderausstellung in der Villa Hügel.
Die digitale Sammlungspräsentation – Surfen durch 21 Kunstmuseen und im Museumsmatch die eigenen Favoriten finden
Die facettenreichen und diversen Kunstsammlungen können ab November 2024 auf spielerische Art entdeckt werden: Das digitale Projekt 21 x 21. Die Sammlungen der RuhrKunstMuseen vermittelt über 400 Kunstwerke der einzelnen Museen im Dialog und ergibt einen Querschnitt durch die Sammlungen.
Jedes der 21 RuhrKunstMuseen wählte ein Werk aus seiner Sammlung aus, das als Impuls für die anderen Häuser diente und die Basis für einen kreativen Austausch bildete. Den 21 Impulswerken stellten die Partnermuseen jeweils eine Arbeit aus der eigenen Sammlung zur Seite – so verknüpfen die Kunstwerke verschiedene Epochen, Techniken, Themen und Künstlerinnen zu einem inspirieren den Dialog und spinnen ein breites Netz an Assoziationen zu 21 Themenfeldern. Präsentiert werden die Kunstwerke unter www.21×21.de und auf der Website der RuhrKunstMuseen in Bildern, Texten, Animationen und Filmen (Design und Programmierung: blubb.media, Stuttgart). Als Sprecherin verleiht die renommierte Autorin und Moderatorin Ronja von Rönne dem Projekt eine eigene Stimme. Im interaktiven Museumsmatch, angelehnt an Dating-Plattformen, können Nutzerinnen das zu ihnen passende Museum finden und fortan in der Kunstwelt des Ruhrgebiets ihren Herzen folgen.
Die Sonderausstellung – Dialog der Epochen, Stile und Techniken 21 x 21. Die RuhrKunstMuseen auf dem Hügel | Villa Hügel, Essen | 11. April – 27. Juli 2025
In der Sonderausstellung 21 x 21. Die RuhrKunstMuseen auf dem Hügel ist das breite Spektrum der Sammlungen live zu erleben. Ausgehend von der digitalen Sammlungspräsentation werden aus gewählte Werke in Themenräumen präsentiert. So ist Wilhelm Lehmbrucks Große Sinnende (1913) Impuls für die künstlerische Diskussion über Geschlechterverhältnisse und das weibliche Bild. Auf den modernen Bronzeakt reagiert ein sogenanntes Herdbild (1993) der Gegenwartskünstlerin Rosemarie Trockel, ebenso wie ein Werk von Lehmbrucks Zeitgenossin Paula Modersohn-Becker oder eine zeitgenössische Arbeit von Eliza Douglas.
Gesellschaftliche Umbrüche finden ihren Ausdruck im Impuls des Bildhauers Anatol Herzfeld, der auf der Insel Hombroich in Neuss wirkte. Sein Stahltisch mit Armfesseln aus der Aktion Drama Tisch von 1969 thematisiert das Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit und Zensur und schlägt unter anderem einen Bogen zu Martin Kippenbergers We don’t have problems with disco door-waiters, if they don’t let us in, we don’t let them out (1986) oder Richard Serras Arbeit Stop Bush von 2004, eine grafische Auseinandersetzung mit den Fotografien von Menschenrechtsverletzungen im Militärgefängnis Abu Ghraib.
Der vielfältige künstlerische Blick auf die Landschaft rückt mit Gabriele Münters Werk Schneelandschaft bei Kochel (1909) in den Mittelpunkt, das in Dialog tritt mit (Schneelandschaft bei) Gelsenkirchen (1962) von Rudolf Holtappel und Auszügen aus der Serie Warm Breath (2022) von Angelika Trojnarski oder Miles Coolidges Bergwerk Prosper-Haniel 4.
Die Gegenüberstellung von international renommierten Künstlerinnen mit Künstlerinnen, die eng mit der vom Steinkohlenbergbau geprägten Geschichte des Ruhrgebiets verbunden sind, kennzeichnet die Ausstellung, die eine Vielfalt an künstlerischen Medien und Techniken in Malerei, Fotografie, Grafik, Skulptur und Installation sowie zeitgenössische Multimediainstallationen und konzeptuelle Arbeiten versammelt.
Das Spannungsfeld von regionalen und globalen Entwicklungen manifestiert sich auch in der Industriegeschichte des Ruhrgebiets. Die Villa Hügel, von 1873 bis 1945 Familiensitz der Industriellenfamilie Krupp, steht wie kaum ein anderer Ort für das Zeitalter der europäischen Industrialisierung. Als Spiegel der Geschichte hat sie zahlreiche politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationen mit Wirtschaftskrisen, Weltkriegen sowie dunklen Zeiten erfahren.
WANN?
Digitale Ausstellung:
ab Donnerstag, 07. November 2024, 17 Uhr
Live-Stream mit Elke Buhr, Chefredakteurin Monopol, und den Sprecher*innen der RuhrKunstMuseen (Peter Gorschlüter, Direktor Museum Folkwang, und Regina Selter, Direktorin Museum Ostwall im Dortmunder U):
Samstag, 9. November 2024, 17 Uhr
Sonderausstellung:
vom Freitag, 11. April bis Sonntag, 27. Juli 2025
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr
WO?
Digitale Ausstellung:
www.21×21.de
Sonderausstellung:
Villa Hügel
Hügel 15
45133 Essen