Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen als Kommissar für den Deutschen Pavillon der Kunstbiennale in Venedig 2026 überträgt die kuratorische Leitung an Kathleen Reinhardt, Direktorin des Georg Kolbe Museums. Aus eingeladenen Expert*innen aus Kunstpraxis und -theorie wurde sie von einem Auswahlgremium einstimmig als Kuratorin für den Deutschen Pavillon im kommenden Jahr bestimmt.
Abb. oben: Kathleen Reinhardt im Garten des Georg Kolbe Museums, 2025, Foto: Diana Pfammatter
Die Biennale Arte di Venezia zählt zu den wichtigsten internationalen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Das ifa ist als Kommissar für die Umsetzung des deutschen Beitrags verantwortlich, den es bereits seit 1971 koordiniert und realisiert. Für die diesjährige Benennung der kuratorischen Position hat das ifa ein Auswahlgremium in einem zweistufigen Auswahlverfahren mit der Entscheidungsfindung beauftragt.
Das Auswahlgremium begründete seine Entscheidung für Kathleen Reinhardt wie folgend: „In ihrer kuratorischen Arbeit hat Kathleen Reinhardt uns zutiefst beeindruckt. Mit ihrer Fähigkeit, die drängenden Fragen unserer Zeit vielschichtig und aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, gelingt es ihr, uns zu inspirieren. Sie versteht es, komplexe Themen in eine ästhetisch anspruchsvolle und zugleich klare Bildsprache zu übersetzen. Dadurch macht sie relevante Themen der zeitgenössischen Kunst einer breiten und internationalen Öffentlichkeit zugänglich und regt die Betrachtenden zu einem tiefgehenden Dialog über aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen an.”
Kathleen Reinhardt zu ihrer Ernennung zur Kuratorin des Deutschen Pavillons 2026: „Ich danke dem Auswahlgremium, dem ifa und dem Auswärtigen Amt für das mir entgegengebrachte Vertrauen und freue mich darauf, dieses wichtige Projekt gemeinsam anzugehen. Kunst bietet in unserer höchst herausfordernden Gegenwart dringend benötigte Freiräume für kreative Visionen, für Begegnung, für gesellschaftliche Aushandlung und für gemeinsame kritische Reflexion. Kunstschaffende fragen in ihren Werken danach, wo wir stehen, wie wir hierher gekommen sind und vor allem wohin wir gehen und wie dies aussehen und sich anfühlen könnte. Die im Deutschen Pavillon traditionsgemäß betriebene kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gesellschaft ist sicherlich ein idealer Ausgangspunkt gerade jetzt diese Fragen zu stellen.“
Gitte Zschoch, Generalsekretärin des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen: „Wir freuen uns außerordentlich, dass Kathleen Reinhardt die in ihrer visionären und interdisziplinären Herangehensweise die internationale Kunstszene bereichert, als Kuratorin für den Deutschen Pavillon ausgewählt wurde. Kathleen Reinhardt schafft es, durch ihre kuratorische Arbeit einen tiefgehenden Dialog zwischen verschiedenen Perspektiven zu fördern und somit die Kunst als verbindendes Element zu nutzen. Wir sind überzeugt, dass ihr Beitrag zur Biennale einen bedeutenden Einfluss auf die weltweite Kunstlandschaft haben wird.“
Seit Dezember 2022 ist Dr. Kathleen Reinhardt Direktorin des Georg Kolbe Museums in Berlin, wo sie ihr institutionelles Programm mit Ausstellungen zu Lin May Saeed, Noa Eshkol und Gisèle Vienne eröffnete. Von 2016 bis 2022 war sie Kuratorin und Konservatorin für Gegenwartskunst am Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Sie initiierte wichtige Sammlungsankäufe, kuratierte monographische Ausstellungen mit u.a. Marlene Dumas (Skulls 2017), Slavs and Tatars (Made in Dschermany 2018) und arbeitete u.a. mit Künstler:innen wie Ruth Wolf-Rehfeldt, David Horvitz, Céline Condorelli, Kapwani Kiwanga, Judy Radul, Mario Pfeifer, Emeka Ogboh und Hassan Khan. 2020/21 kuratierte sie die vielbeachtete Gruppenausstellung 1 Million Rosen für Angela Davis und initiierte das Forschungs- und Ausstellungsprojekt Revolutionary Romances? Transkulturelle Kunstgeschichten in der DDR (2019-2024). Zuvor leitete sie die Studios der Berliner Künstler:innen Candice Breitz und Petrit Halilaj. Stationen davor waren u.a. documenta 12, die Peggy Guggenheim Sammlung Venedig und das Goethe-Institut Palermo. Kathleen Reinhardt schreibt für Kataloge und Fachzeitschriften und unterrichtet zu Kunstgeschichte, kuratorischer Praxis und Kunstschaffen in post-sozialistischen Räumen an Universitäten und Kunstakademien weltweit. Sie wurde in Sondershausen geboren, studierte Literatur- und Kulturwissenschaften und Internationales Management an den Universitäten Bayreuth, Amsterdam und Los Angeles, war Fulbright Stipendiatin an der University of California, Santa Cruz und promovierte zu afro-amerikanischer Kunstgeschichte am Fachbereich Kunst Afrikas der Freien Universität Berlin.
Über den deutschen Beitrag
Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen ist als Kommissar für den Beitrag des Deutschen Pavillons der Biennale Arte di Venezia verantwortlich.
2025 wurde die kuratorische Position von einem achtköpfigen Auswahlgremium bestimmt. Mitglieder waren: Johanna Diehl (Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt), Florian Ebner (Centre Pompidou, Paris), Julia Grosse (Kuratorin und Kulturmanagerin), Gaby Horn (ehem. Berlin Biennale), Anh-Linh Ngo (Arch+ sowie Akademie der Künste Berlin), Angelika Richter (Kunsthochschule Berlin-Weißensee), Stefan Rössel (Auswärtiges Amt) und Gitte Zschoch (ifa – Institut für Auslandsbeziehungen).
Künstler*innen wie Gerhard Richter, Joseph Beuys, Bernd und Hilla Becher, Hans Haacke, Nam June Paik, Katharina Fritsch, Rosemarie Trockel, Martin Kippenberger, Candida Höfer, Tino Sehgal, Isa Genzken, Ai Weiwei, Anne Imhof, Maria Eichhorn und zuletzt Yael Bartana sowie Ersan Mondtag haben den Deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig bespielt.
Der deutsche Beitrag gewann bereits sieben Goldene Löwen, davon viermal als bester nationaler Beitrag: 1984 Lothar Baumgarten und A. R. Penck (Kommissar: Johannes Cladders), 1986 Sigmar Polke (Kommissar: Dierk Stemmler), 1990 Bernd und Hilla Becher, 1993 Hans Haacke und Nam June Paik (Kommissar: Klaus Bußmann), 2001 Gregor Schneider (Kommissar: Udo Kittelmann), 2011 Christoph Schlingensief (Kuratorin: Susanne Gaensheimer) und 2017 Anne Imhof (Kuratorin: Susanne Pfeffer).
Das künstlerische Projekt für den Beitrag 2026 wird Ende Mai 2025 bekannt gegeben.
Über das ifa
Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen setzt sich gemeinsam mit Partnern weltweit ein für die Freiheit in Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft. Es gibt Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen eine Stimme, fördert Kooperationen und verfolgt seine Ziele verstärkt mit europäischen Partnern. Basierend auf seinen Kernkompetenzen Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft baut das ifa Netzwerke auf, um nachhaltige Wirkung zu erzielen.
Im Bereich der zeitgenössischen Kunst fördert das ifa Ausstellungen von in Deutschland lebenden Künstler:innen, engagiert sich in internationalen Netzwerken sowie wissenschaftlichen Diskussionen zu Kunst- und Kulturaustausch. Im Zuge seiner Ausstellungsförderung ermöglicht das ifa deutschen und in Deutschland lebenden Kunstschaffenden die Teilnahme an Biennalen weltweit sowie Künstler:innen aus Entwicklungs- und Transformationsländern die Teilnahme an Biennalen in Deutschland.