Ab dem 29. Juni 2025 präsentiert die Sammlung Philara in Düsseldorf die Gruppenausstellung „Where are we now“ mit 150 Werken von über 80 Künstler*innen. Die Ausstellung bietet einen einzigartigen Überblick über die Miettinen-Sammlung und präsentiert sie zum ersten Mal in dieser umfassenden Form.
Abb.oben: Alexander Basil, untitled, 2023, oil on canvas, 180 x 180 cm © the artist Courtesy Miettinen Collection.
Die Ausstellung erstreckt sich über alle Räume der Philara-Sammlung und beginnt im großen Atrium mit einem der zentralen Themen der Miettinen-Sammlung: Landschaft und Natur. Dieses Thema prägt die Ursprünge der Sammlung, die von Timo Miettinen und seiner Mutter mit einem Schwerpunkt auf finnischer Landschaftsmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts gegründet wurde. Seit 2004 hat Timo Miettinen die Sammlung gezielt um Werke der internationalen zeitgenössischen Kunst erweitert, die im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Die ausgestellten Werke decken einen Zeitraum von den 1980er Jahren bis heute ab und bieten einen umfassenden und vielfältigen Einblick in die Komplexität der Sammlung.
Besonders bemerkenswert ist das Augenmerk der Sammlung auf finnische zeitgenössische Kunst, die im internationalen Kontext häufig weniger Beachtung findet. In der Ausstellung erhalten finnische Künstler*innen eine prominente Plattform, darunter Elina Brotherus, Ola Kolehmainen und Tommi Toija. Elina Brotherus arbeitet vornehmlich mit Fotografie, wobei ihre Werke die Grenzen zwischen Selbstporträt, Landschaft und Inszenierung ausloten. Ihre Bilder thematisieren häufig persönliche Narrative und verknüpfen autobiografische Elemente mit kunsthistorischen Referenzen.

Ola Kolehmainen hingegen beschäftigt sich mit architektonischen Strukturen und deren Reflexionen, die er in großformatigen Fotografien abstrahiert und in monochrome Farbwelten überführt. Seine Werke zeichnen sich durch eine meditative, fast minimalistische Bildsprache aus. Tommi Toija ist für seine expressiven, oft grotesk überzeichneten Skulpturen bekannt, die mit einer Mischung aus Humor und Melancholie existenzielle Themen wie Verletzlichkeit und Einsamkeit verhandeln. Seine Figuren besitzen eine kindliche Anmutung, tragen jedoch tiefgründige emotionale und gesellschaftskritische Dimensionen in sich.
Die Ausstellung ist in einem dynamischen Wechsel zwischen monografischen Räumen und thematisch strukturierten Bereichen organisiert. Künstlerische Positionen von besonderer Bedeutung für die Sammlung erhalten eigens gewidmete Räume, darunter Leiko Ikemura, Secundino Hernández, Rainer Fetting, Kirsi Mikkola, Georg Baselitz und Tom of Finland. Secundino Hernández wurde früh von Miettinen gefördert, und die Sammlung besitzt eine der weltweit umfangreichsten Werkgruppen des Künstlers.

In der Ausstellung wird unter anderem sein Zyklus der 12 Apostel präsentiert, der auf Grundlage der Werke El Grecos in Toledo eine abstrahierte, gestisch aufgeladene Neuinterpretation religiöser Ikonografie schafft. Leiko Ikemura, eine weitere zentrale Position der Sammlung, hat für die Ausstellung einen eigenen Raum konzipiert, in dem ihre Malereien und Skulpturen in einem atmosphärischen Spannungsverhältnis zwischen Traum und Realität inszeniert sind. Ihre Werke oszillieren zwischen Figuration und Abstraktion und thematisieren existenzielle Fragestellungen zu Identität, Natur und Vergänglichkeit.
Neben den monografischen Räumen verdichten thematische Räume zentrale Strömungen der Sammlung und schaffen atmosphärische Dialoge zwischen unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen. Die Bandbreite reicht von konstruktivistischer Kunst und abstrakter Malerei über Porträtmalerei, queere und politische Kunst bis hin zu Design, Mode und floralen Sujets. Die kuratorische Struktur der Ausstellung erlaubt es, die vielfältigen Interessenbereiche des Sammlers nachzuvollziehen und die Werke in neue, unerwartete Bezüge zu setzen. Die Miettinen Collection wird so in ihrer außergewöhnlichen Diversität erfahrbar und reflektiert zugleich den visionären Blick eines Sammlers, der in jeder dieser künstlerischen Strömungen eine tiefgehende Expertise entwickelt hat.

© the artist Courtesy Miettinen Collection
Timo Miettinen pflegt seit Jahrzehnten eine enge Verbindung zu Deutschland – nicht zuletzt durch seine beruflichen Tätigkeiten in einem Unternehmen im Sauerland, wo auch seine älteste Tochter geboren wurde, und seinen langjährigen Wohnsitz in Süddeutschland. Diese tiefe Verwurzelung führte folgerichtig zum Erwerb des Gründerzeithauses in der Marburger Straße in Charlottenburg vor rund fünfzehn Jahren. Dort fand die bereits früh begonnene Sammlertätigkeit ihren institutionellen Ausdruck im Salon Dahlmann, der nach der ehemaligen Eigentümerin des Hauses benannt ist.
Seit nunmehr zehn Jahren dient dieser als Schauplatz regelmäßiger Ausstellungen aus der eigenen Sammlung, in Kooperation mit anderen Sammlungen sowie thematischen Präsentationen, ergänzt durch Lesungen und Konzerte. Während sich der Sammlungsschwerpunkt zunächst stark auf die finnische Gegenwartskunst konzentrierte, erweiterte sich der Fokus rasch um bedeutende deutsche und internationale Positionen. Die Salonkultur wird weiterhin von der Miettinen Collection gepflegt und entwickelt.

Courtesy Miettinen Collection
Miettinen versteht sich als engagierter Vermittler finnischer Kunst im Ausland und hat mit großem Einsatz dazu beigetragen, diese insbesondere in Deutschland sichtbar zu machen. Zugleich nutzt er seine weitreichenden Netzwerke, um deutsche und internationale Künstlerinnen in Finnland und darüber hinaus zu etablieren. Seine mäzenatische Tätigkeit spiegelt sich in Ausstellungen in Helsinki, Paris, Spanien sowie im Museum Weserburg in Bremen wider, stets mit dem Ziel, kulturellen Austausch zu fördern und neue Dialoge zu ermöglichen. Der in Berlin öffentlich zugängliche Salon fungiert dabei als Plattform, die insbesondere jüngste künstlerische Positionen mit etablierten Künstlerinnen in einen lebendigen Austausch bringt.
Aus diesem Geist des interkulturellen Dialogs heraus entstand auch die Kooperation mit der Sammlung Philara in Düsseldorf. Die Ausstellung WHERE ARE WE NOW bietet einen umfassenden Einblick in die Bandbreite von Miettinens Sammlungstätigkeit und spannt einen Bogen von finnischer Gegenwartskunst über renommierte deutsche und internationale Positionen. Es ist der erste umfassende Auftritt der Miettinen Collection im Rheinland und ermöglicht dem Publikum, zahlreiche Künstler*innen erstmals in dieser Region zu entdecken. Damit leistet die Ausstellung einen wertvollen Beitrag zur vielfältigen Kulturlandschaft des Rheinlands mit seiner ausgeprägten Sammlerszene.

© the artist Courtesy Miettinen Collection
Unter dem Titel In anderen Händen präsentiert die Sammlung Philara ab April 2025, eine der bedeutendsten Institutionen für zeitgenössische Kunst im Rheinland, eine Auswahl ihrer eigenen Bestände in der Miettinen Collection in Berlin. Gil Bronner, der Gründer der Sammlung, verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie Timo Miettinen, indem er mit seinem privaten Museum in Düsseldorf seit Jahren einen dynamischen Ort für Gegenwartskunst etabliert hat. Die Kooperation vereint zwei Sammlerpersönlichkeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die jedoch in ihrem Engagement für junge Kunst in Kombination mit internationalen Positionen und der Förderung des öffentlichen Diskurses eine gemeinsame Vision teilen.
Mit Werken von:
Etel Adnan, Joachim Bandau, Georg Baselitz, Amoako Boafo, Louise Bourgeois, Elina Brotherus, Miriam Cahn, Sarah Cunningham, Tracey Emin, Rainer Fetting, Tom of Finland, Oska Gutheil, Secundino Hernández, Leiko Ikemura, Justyna Janetzek, Eemil Karila, Kirsi Mikkola, Lars-Gunnar Nordström, Francis Picabia, Janne Räisänen, Aurora Reinhard, Julian Schnabel, Emanuel Seitz, Barthélémy Toguo, Tommi Toija, Lee Ufan, Stanley Whitney u.a.
WANN?
Pressetermin mit Ausstellungsrundgang: Freitag, 27. Juni 2025, 12:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Sonntag, 29. Juni – Sonntag, 21. September 2025
WO?
Sammlung Philara
Birkenstraße 47,
40233 Düsseldorf