Kunst, Gewerbe und Gesellschaft in Hanau zwischen Vormärz und Nachkriegszeit
In keinem Zeitraum zuvor kam es zu so großen Veränderungen und Brüchen in Deutschland und der ganzen Welt, wie in dem Jahrhundert zwischen der 1848er-Revolution und dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.
Abb. oben: Amtskette des Oberbürger – meisters der Stadt Hanau, Entwurf Hugo Leven, Ausführung: Lehrer der Zeichenakademie, 1927, Gold, Feinsilber, MalachitCabochons, Bergkristalle, Lapis – lazuli, Chrysopras, schwarzer Onyx, Saphir, Bergkristall, geschnitten, emailliert, ziseliert (© Detlef Sundermann).
Wie durch ein Brennglas lassen sich die Phänomene dieser Zeit an der Hanauischen Geschichte beobachten. Ob künstlerische Stile, modernes Bauen, Kriege und Krisen, der Kampf um Teilhabe oder die persönlichen Netzwerke in der Stadt – die Ausstellung des Historischen Museums Hanau Schloss Philippsruhe zeigt das ganze Panorama der Stadtentwicklung über ein bis heute prägendes Jahrhundert.
Sie legt die demokratischen und freiheitlichen Aufschwünge in der Stadt, ebenso wie ihre Rückschläge dar. Auch wird die Entwicklung Hanaus zu einer industriali – sierten Gewerbestadt mit ihren Innovationen und Missständen aufgezeigt. Im Zentrum stehen dabei Gemälde, Skulpturen und kunstgewerbliche Objekte von inter – nationalem Rang. Sie offenbaren die herausragende künstlerische Qualität Hanauer Kunstschaffender wie August Gaul, Hugo Leven oder Wilhelm Wagenfeld und der Hanauer Zeichenakademie.
Die Dauerausstellung verdeutlicht aber insbesondere ein Wesensmerkmal dieser Zeit: Die Zerrissenheit der Menschen zwischen rasantem Fortschrittsglauben und Flucht in vermeintliche Idyllen.
MEISTER UND MACHER
DIE MODERNE HANAUER GESELLSCHAFT
Wer waren die Menschen, die an den Modernisierungsprozessen der Stadt beteiligt waren? Wie waren sie miteinander verbunden oder wie standen sie sich gegenüber? Die Betrachtung der Menschen und Netzwerke hinter den großen Stadtentwicklungsprozessen steht hier im Mittelpunkt – interaktive Medienstationen laden die Besuchenden zu ihrer Mitwirkung ein!
TEILHABE UND GEGENWELTEN
DAS STREBEN NACH MITSPRACHE UND GLEICHBERECHTIGUNG
Turner, Arbeiterinnen und Arbeiter, religiöse Minderheiten und Frauen – sie alle strebten nach Teilhabe; Teilhabe an den gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen und Räumen. Das Jahrhundert zwischen 1848 und 1946 war maßgeblich von den Auseinandersetzungen und Aushandlungsprozessen um dieses Streben geprägt.
REFORMEN UND MISSSTÄNDE
LEBENS UND ARBEITSWELTEN IN HANAU
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand – auch dank der Annexion Hanaus durch Preußen – ein Moder – nisierungsschub in vielen Bereichen des städtischen Lebens statt. Zugleich hielt die Industrialisierung in den Hanauer Gewerben Einzug. Dies bedeutete auch schlechtere Arbeits- und Lebensverhältnisse der Industrie – arbeiterinnen und -arbeiter, die nach Hanau strömten. Hier bedurfte es wichtiger sozialer Lösungsansätze.
BEWEGUNG UND VERFLECHTUNG
NETZWERKE IN HESSEN, DEUTSCHLAND UND EUROPA
Mit Erfindung der Eisenbahn wuchs die Welt enger zusammen. Entfernungen konnten immer schneller und einfacher überbrückt werden. Dieser Mobilitäts zuwachs wurde begleitet vom industriell und rohstoffhungrig geprägten europäischen Expansionsdrang. Auch in der Kunst spiegelte sich diese Öffnung der Weltsicht aus eurozentrischer Perspektive.
KRISEN UND KULTUR
FREIZEIT, KUNST UND SCHICKSALE DURCH KRIEG UND NOTZEITEN
Zwischen 1848 und 1946 liegen zwei Revolutionen, zwei Weltkriege, Wirtschaftskrisen und Währungsreformen und nicht zuletzt die Zeit des Nationalsozialismus mit dem Holocaust. Kriegs- und Notzeiten wechselten sich ab mit wirtschaftlichen und künstlerischen Blütezeiten sowie menschlichen Abgründen. Über alle Zeiten hinweg lassen sich viele Kontinuitäten, aber auch gravierende Brüche in den Biografien sowie in den künstlerischen und gesellschaftlichen Ausdrucksformen der Menschen feststellen.
PLANEN UND WACHSEN
DAS MODERNE HANAUER STADTBILD
Seit Gründung der Hanauer Neustadt 1597 veränderte sich das Stadtbild in keinem Zeitraum so rasant wie im 19. und 20. Jahrhundert. Die Industrialisierung und die damit einhergehenden Verstädterungsprozesse führten zu Wohnungsnot, Armut, aber auch zu wichtigen städtebaulichen Erneuerungsschüben, einer modernen Infrastruktur von der Energie- bis zur Krankenversorgung, Bildungsund Kulturorten, genau wie Militärkasernen und neuen Transportwegen.
WO?
Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe
Philippsruher Allee 45
63454 Hanau
WANN?
Sonntag, 1. März 2020 – Montag, 30. Dezember 2024
KOSTET?
Erwachsene 5,– €, Ermäßigt/Gruppen 4,– €
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren kostenfrei