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Erich Reusch | grenzenlos. Werke 1951-2019 | Stiftung Situation Kunst | Museum unter Tage Bochum | 06.05.-23.08.2020

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Der von der Berliner Galerie ‘kajetan Berlin | Raum für Kunst’ vertretene Künstler Erich Reusch ist gegenwärtig in einer musealen Einzelausstellung im Museum unter Tage Bochum zu sehen, einem Bereich der Stiftung Situation Kunst (für Max Imdahl). Gezeigt werden dort Bilder, Fotobilder, Objekte, Skulpturen und Zeichnungen des im Dezember 2019 verstorbenen Künstlers, der die Konzeption der Ausstellung teilweise noch begleitet hatte.

Abb. oben: Erich Reusch, Ohne Titel, 1965/Variante 2019, Stahl, Holz, Acryl, Epoxylack, 222 x 410 x 170 cm, Leihgabe aus Privatbesitz

Erich Reusch wäre in diesem Jahr 95 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmet ihm die Stiftung Situation Kunst eine Ausstellung, die den Bogen von frühesten Reliefs bis hin zu seinen neuesten, überwiegend explosiv farbigen Bildern spannt. Nachdem Erich Reusch die Konzeption der Ausstellung mit der ihm eigenen Intensität und Gestaltungskraft anfangs rege begleitet hatte, starb er am 29. Dezember 2019 nach längerer Krankheit. Seitdem war und ist es der Stiftung Situation Kunst ein wesentliches Anliegen, die Ausstellung so weit wie möglich in seinem Sinn umzusetzen und damit sein beeindruckendes Werk im Bewusstsein zu halten.

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Erich Reusch, Portrait aus dem Jahr 2019, Foto: Simone Reusch

Schon früh verließ Reusch, der sowohl Architektur als auch Bildhauerei studiert hatte, das Atelier und suchte die Auseinandersetzung mit der Alltagwelt. Seine Werke für den öffentlichen Raum sind schwerlich in Kategorien zu fassen: Sie strukturieren den Raum mit plastischen Elementen, mit irritierenden Tonfrequenzen, Laser oder Ultraschall, oder schaffen, wie am Forum der Ruhr-Universität Bochum, eigene mikroklimatische Zonen durch mehr hör- als sichtbare Wasserläufe. Obwohl mit allen Sinnen angesprochen, steht der Mensch hier nicht im Mittelpunkt, sondern findet sich vielfach relativiert und aufgefordert, das Vertraute und die eigene Existenz neu zu denken. Es geht um die Auslotung von Distanzen, um die Sichtbarmachung zwischenräumlicher Bezüge, die künstlerische Überwindung physikalischer Grenzen. Diese häufig ortsbezogenen Werke, die neben den genannten Experimenten u.a. auch Entwürfe für ein Auschwitz-Mahnmal oder für die Neugestaltung des Ehrenmals für den Deutschen Widerstand im Bendlerblock in Berlin umfassen, überschreiten die Möglichkeiten musealer Präsentation.

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Blick in die Ausstellung

Den meisten wird Erich Reusch durch seine seit den 1970er Jahren aus Plexiglas und Ruß geschaffenen elektrostatischen Objekte bekannt sein, die in der Ausstellung in charakteristischen Varianten vertreten sind. Sie schaffen einen sichtbaren, aber unzugänglichen Raum, sind Objekte an sich und bestimmen in ihrer durchscheinenden Präsenz doch auch das gesamte Umfeld neu. Durch die wechselnde elektrostatische Aufladung befinden sich diese Werke in einem ständigen Prozess der Veränderung, der Ruß an den Innenwänden wird in Bewegung gesetzt und erzeugt immer neue Formationen.

Die Ausstellung umfasst rund 55 Werke, darunter Leihgaben u.a. von der Adolf-Luther-Stiftung Krefeld, dem Museum DKM Duisburg, den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum. Museum moderner und zeitgenössischer Kunst, der Sammlung Peter Raue sowie aus weiteren privaten Sammlungen.

Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Beiträgen von Karen van den Berg, Alexander von Berswordt, Norbert Lammert und Maria Spiegel erschienen: 146 S., 93 Abbildungen.

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Blick in die Ausstellung

Stiftung Situation Kunst + Museum unter Tage

Die Stiftung Situation Kunst wurde am 25. April 2005 gegründet. Im Laufe des Jahres 2005 hat sie ein Erweiterungsgebäude zum bestehenden Projekt Situation Kunst errichtet, das am 6. September 2006 der Öffentlichkeit als Teil der Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum zugänglich gemacht wurde. Die als Dauerausstellung angelegte Präsentation wurde von Alexander und Silke von Berswordt-Wallrabe konzipiert und realisiert, basierend auf Stiftungen aus ihrer Privatsammlung und Schenkungen von Künstlern wie François Morellet und Lee Ufan sowie dem Archivio Gianni Colombo. Die Erweiterungsmaßnahme wurde durch zahlreiche Zustiftungen und Spenden von Privatpersonen und Firmen aus dem In- und Ausland ermöglicht; sie wurde ohne jeglichen Einsatz öffentlicher Mittel verwirklicht.

Das Museum unter Tage (MuT) wurde im November 2015 eröffnet und landschaftsschonend unter der Erde auf der Hauptachse des Schlosspark Haus Weitmar erbaut. Es erfüllt zwei wesentliche Funktionen: Ein Drittel (ca. 500 qm) der Ausstellungsfläche wird für Wechselausstellungen genutzt, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten der RUB entwickelt und wenn möglich von hier aus bundes- bis europaweit in andere Museen auf Tournee geschickt werden. Zwei Drittel (ca. 1.000 qm) der Ausstellungsräume dienen dazu, dauerhaft Teile des Konvolutes Weltsichten zu präsentieren. Dieses umfasst etwa 350 Werke der Landschaftskunst seit dem 15. Jahrhundert, vom klassischen Ölgemälde bis zur raumfüllenden Video-Sound-Installation. In einer von Bochum ausgehenden Ausstellungsreihe wurde dieses Konvolut bereits in mehreren deutschen und internationalen Museen (darunter Kiel, Wiesbaden, Chemnitz, Cottbus, Maastricht) gezeigt.

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Erich Reusch, Zyan (elektrostatische Aufladung), 2014, elektrostatisches Objekt, Acrylfarbe, Ø 50 cm, Höhe 12 cm

Bei Interesse und Nachfragen zu Werken wenden Sie sich an die Galerie kajetan Berlin:

kajetan Berlin | Raum für Kunst
Gneisenaustraße 33 (Fabrikgebäude, 1. Hof)
10961 Berlin-Kreuzberg
Tel. +49 (0)176 57 79 26 51
info@kajetan.berlin
Mittwoch – Freitag 14:00 – 19:00 Uhr , Samstag, 12:00 – 16:00 Uhr und nach Vereinbarung

+++ KEEP IN MIND > stay safe wear masks +++

Ausstellung: Erich Reusch: grenzenlos. Werke 1951-2019

WANN?

6. Mai 2020 – 23. August 2020
Öffnungszeiten: Mi – Fr: 14:00 – 18:00 Uhr, Sa + So: 12:00 – 18:00 Uhr

WO?

Museum unter Tage
Situation Kunst (für Max Imdahl)
Nevelstraße 29c (im Parkgelände von Haus Weitmar)
44795 Bochum
+49 (0)234 3228523

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