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Samstag, April 20, 2024

KUNST!? IN BERLIN

Editors’ Choice

Dieser Artikel erschien zuerst am 13.06.2021 in der Kunstzeitung DEEDS als 5. Buch im Tagesspiegel. Der Schriftzug “No one should have to live without art” ist inspiriert durch Rirkrit Tiravanija, Buenos Aires.

Liebe Leserinnen und Leser des Tagesspiegel, wir danken dem Tagesspiegel für die Möglichkeit, Teil dieser Sonntagsausgabe sein zu dürfen, und möchten uns Ihnen kurz vorstellen. Wir sind die Macher der Kunst-News-Seite DEEDS.WORLD, der Kunstplattform ART COMPASS und von ART@Berlin, einem der umfangreichsten Kunstportale der Stadt mit über 3.000 veröffentlichten Ausstellungen unterschiedlichster bildender Künstler:innen.

Unter normalen Umständen, also ohne Corona, verlegen wir die Kunstzeitung DEEDS.NEWS zwei Mal im Jahr. Während des Gallery Weekends und der Berlin Art Week legen wir DEEDS an wesentlichen Kunstorten in Berlin wie in den über 350 Galerien, in vielen kunstbezogenen Museen und Berliner Kulturinstitutionen zur Mitnahme aus. Durch die aktuellen Einschränkungen besuchen jedoch deutlich weniger Menschen als üblich diese Orte. Damit unsere Kunstzeitung – und somit die Botschaft der Kunst – Sie dennoch sicher erreicht, erscheint DEEDS dieses Mal als sogenanntes 5. Buch des Tagesspiegel. Mit dieser Sonderausgabe im Tagesspiegel möchten wir Sie auf das Schaffen der bildenden Künstler:innen und Galerist:innen in Berlin aufmerksam machen und Sie für die Kunst begeistern.

DEEDS NEWS - Titelseiten DEEDS als 5 Buch im Tagesspiegel 13 06 2021
DEEDS.NEWS – The Art Newspaper for Berlin als 5. Buch im Tagesspiegel am 13.06.2021

Einige von Ihnen werden sich bei der Lektüre dieses Artikels vielleicht wissend zurücklehnen, weil Sie der bildenden zeitgenössischen Kunst schon sehr nahestehen. Dafür werden Sie auf den folgenden Seiten Themen finden, die Sie gewiss ansprechen. Für andere wiederum wird es in diesem Artikel manch neue Erkenntnis geben, da sie bisher wenig Berührung mit dieser Kunst hatten. Sofern man den Statistiken Glauben schenken darf, handelt es sich hierbei um die weitaus größere Gruppe. Im Kern richtet sich dieser Artikel an die Kunstliebhaber:innen und Kunstsammler:innen von morgen. Wobei er nicht das Sammeln im Fokus hat, sondern der Entdeckung der Liebe zur Gegenwartskunst dienlich sein soll. Denn dafür gibt es gute Gründe.

Drei Mal Nein

Die Berliner Künstler- und Galerielandschaft ist bunt. Sie ist jung. Sie ist etabliert. Und sie ist in nicht unwesentlichen Teilen international von Bedeutung. Aber wird das von den Berliner:innen überhaupt wahrgenommen? Wird es geschätzt? Wird es honoriert? Man ist geneigt, diese Fragen drei Mal mit „nein“ zu beantworten. Man hat das Gefühl, dass wir alle nicht zu schätzen wissen, was die Künstler:innen und ihr Schaffen für Berlin eigentlich bedeuten. Für das gesellschaftliche Klima in der Stadt, die Vielfalt der Stadt, die Ausgewogenheit Berlins, ja für das Lebensgefühl in Berlin.

#kauftkunst, denn #kunstmachtschön.

Als ART@Berlin im Herbst 2012 seine ersten Gehversuche unternahm, war die Kunstwelt der meisten Künstler:innen und Galerien noch in Ordnung. Keine Champagnerstimmung, kein „la vie sans soucis“ wie die Franzosen zu sagen pflegen, aber es war in Ordnung. Doch diese Ordnung ist in den letzten 1,5 Jahre durcheinandergewirbelt worden. Mit Corona hat eine tiefere Unsicherheit Einzug gehalten. Galerien konnten nur unter erschwerten Bedingungen für die Besucher öffnen. Kunstmessen, die in normalen Zeiten zur wirtschaftlichen Existenz von Künstler:innen und Galerien einen erheblichen Beitrag leisten (bis zu 60 %), wurden aufgrund der Pandemie gestrichen bzw. sind fast ersatzlos weggebrochen.

Die I(s)st-Situation

Doch nun keimt ein Hoffnungsschimmer. Mit steigenden Impfquoten, rückläufigen Infektionszahlen und der daraus resultierenden schrittweisen Öffnung des gesellschaftlichen Lebens hoffen auch die Künstler:innen auf ein Stückweit (zurück zur) Normalität. Normalität – ein Wort das Wikipedia uns so erklärt: „Normalität bezeichnet in der Soziologie das Selbstverständliche in einer Gesellschaft, das nicht mehr erklärt und über das nicht mehr entschieden werden muss. Dieses Selbstverständliche betrifft soziale Normen und konkrete Verhaltensweisen von Menschen. Es wird durch Erziehung und Sozialisation vermittelt.“ Was aber bedeutet eigentlich „Normalität für Künstler:innnen“ in Deutschland? Berliner erwerben – wie der Rest der Republik – kaum Kunst. Weniger als 2 % ist der Anteil, den die Deutschen am jährlichen, ca. 50.0650.000.000 US-Dollar schweren weltweiten Kunstmarkt haben, ergo rund 1,001 Mrd. US-Dollar. Bei 83,2 Mio. Bundesbürgern macht das 12,03 US-Dollar, oder umgerechnet 9,88 EUR pro Person und Jahr für Kunst. Für die Currywurst an der Imbissbude geben wir Deutsche bei ca. 2,50 EUR pro Wurst durchschnittlich 24,03 EUR im Jahr aus, in Summe 2 Mrd. EUR – und somit fast das Zweieinhalbfache. Mit diesem Wissen bleibt einem sogar die leckerste Currywurst (ob fleischhaltig oder vegan) im Halse stecken und man möchte ausrufen: „Oh, Deutschland, Du Land der Dichter und Denker, Du liebst Deine Künstler nicht.“

Zurück zur Normalität?

Ist das die Normalität, zu der wir zurückkehren wollen? Ehrlich gesagt, nein. Wenn wir uns etwas wünschen dürften: dass mehr Berliner:innen erkennen, wie schön und bereichernd es ist, mit Kunst zu leben, dass die Kunst nicht nur Wände oder Plätze verschönert, sondern auch die Menschen, die sie in ihr Leben integrieren.

DEEDS NEWS - DEEDS als 5 Buch im Tagesspiegel 13 06 2021 Wir werben fuer die Kunst
Fußnote auf jeder Seite von DEEDS.NEWS.

Denn differenziert betrachtet stellt sich die Situation wahrscheinlich noch drastischer dar. Es ist davon auszugehen, dass etliche Menschen bisher überhaupt keinen Kontakt zur zeitgenössischen Kunst haben. Sie gehen davon aus, Kunst sei ohnehin unbezahlbar und nur einem elitären Kreis vorbehalten. Für einen Teil der Szene mag das sogar stimmen. Aber für das Gros, für das wir in dieser Ausgabe werben, können wir ihnen an dieser Stelle versichern: Sie alle sind mehr als willkommen und eingeladen, unabhängig von Vorbildung oder vom Geldbeutel. Schwellenängste sind total fehl am Platz und unangebracht. Die Galerist:innen freuen sich auf ihren Besuch und geben gerne Auskunft über das ausgestellte Programm. Das Beste daran: der Besuch ist völlig kostenfrei. Aber nicht umsonst, denn sie nehmen in jedem Fall etwas mit. Kunst öffnet Horizonte und gibt ihnen Einblick in neue Welten und auf neue Sichtweisen. Und hat ein Werk ihr vermeintlich unstillbares Interesse geweckt, können sie dieses in Galerien – im Gegensatz zu Museen – sogar erwerben und besitzen. Es ist für jedes Budget etwas dabei.

Ich kann das nur jedem empfehlen, der noch nicht so viel Kunst gesehen hat: Fangen Sie damit an, das macht extrem Spaß.

Stephan Balzer, Unternehmer + Kunstliebhaber

Die Beschäftigung mit Kunst ist sinnvoll und wichtig. Diesen Bereich unserer Gesellschaft zu fördern und zu unterstützen, ist für uns alle eminent. 20 namhafte Kunstsammler:innen, nach ihren Motiven zum Kunstkauf befragt, nannten im Kern die folgenden Gründe und äußerten sich unter anderem so:

Kunst bringt Freude, Inspiration, Anregung und Energie. Sie öffnet das Fenster in andere Welten, führt zu Gesprächen, Diskurs und neuen interessanten Kontakten. Sie dient als Wahrnehmungskatalysator und Gegenentwurf zum Alltag. Kunstkauf ist eine Challenge, ein Erlebnis und eine Wertschöpfung. Kunst ist auch Asset, Investment und Spekulationsobjekt. Kunst macht jedoch vor allem das Leben schöner, intellektueller, anspruchsvoller und wertiger. Kunst erwirtschaftet in erster Linie eine emotionale Rendite.

Allen Kunstsamler:innen ist eines gemein: Sie können es sich nicht mehr vorstellen, ohne die Kunst zu leben. Sie ist ein fester, untrennbarer und geschätzter Teil ihres Lebens, ist Identifikation und Lebensqualität. Denn Kunst gehört zum Leben einfach dazu.

„Es hat viel mit Lust zu tun, ich bin ein sehr lustbetonter Mensch, ich lebe sehr gern: Gutes Essen, Spaß, und Kunst gehört für mich auch dazu. Das ist der Kick für das Gehirn, den ich mir gebe, und das wird sich auch nicht verändern. Ich habe diesen schönen Kunstvirus vor Jahren bekommen, den ich auch nicht mehr loswerden will. Ich kann das nur jedem empfehlen, der noch nicht so viel Kunst gesehen hat: Fangen Sie damit an, das macht extrem Spaß. Menschen, die nur ein kleines Budget haben, können zeitgenössische Kunst sammeln von Künstlern, die um uns sind, die mit ihren Arbeiten unser Leben bereichern.“ (Stephan Balzer, in: KUNST Magazin Sammlergespräche, geführt von Jan Kage, 6. Mai 2010)

Nutzen Sie die Gelegenheit, denn es gibt zurzeit viele interessante Ausstellungen in Berlin zu besuchen. Etliche Galerien zeigen zum Teil in Verlängerung bis zu den Sommerferien und darüber hinaus Ausstellungen, welche sie für das Gallery Weekend kuratiert haben. Den wohl wichtigsten Kunsttermin des Jahres Ende April (neben der Berlin Art Week im September), der aufgrund der Corona-Beschränkungen in diesem Jahr kaum Sichtbarkeit erhielt. Nun veranstalten die Galerien ein Gallery Weekend Summer Special vom 18. bis 20. Juni 2021, zu dem die Galerien Sie herzlich willkommen heißen.

Auf den folgenden Seiten (Anm. d. Red: DEEDS im Tagesspiegel erschien auf 8 Seiten) finden Sie viele Tipps zu empfehlenswerten Ausstellungen. Und auf unserer Ausstellungsplattform www.artatberlin.com finden Sie noch viel mehr.

Verfasst von Andreas Kramer und Stephanie Schneider.

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