Eine der fünf Stipendiatinnen 2021: Lorin Sookool. Foto: Lorin Sookool
Die Pina Bausch Foundation und die Kunststiftung NRW vergaben 2021 zum sechsten Mal das Pina Bausch Fellowship for Dance and Choreography. Die internationale Jury, bestehend aus Madhusree Dutta, Nora Chipaumire und Ruth Mackenzie haben in diesem Rahmen fünf Stipendiatinnen aus 100 Bewerbungen ausgewählt. Mit Hilfe virtueller Kooperationsformate können die Stipendiatinnen erproben, wie Austausch und künstlerische Weiterentwicklung im digitalen Raum verwirklicht werden können. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartner:innen haben die Stipendiatinnen digitale Formate entwickelt, über die sie in den kommenden Monaten in Austausch kommen. Alle digitalen Stipendien werden pauschal mit 5.000 Euro gefördert.

“The selected fellows are thinkers, artists, choreographers, dancers from North America, Europe, Australia and Africa. They collectively share a love and a thirst for knowledge acquisition (…)“
Nora Chipaumire, Jury
Ade Suharato
Ade Suharato ist eine in Australien geborene Tänzerin und Choreografin mit indonesischen Wurzeln, die an der Erforschung des Zeitgenössischen im asiatisch-pazifischen Raum anhand lokaler Formen interessiert ist. Für ihr digitales Fellowship wird Ade mit der in Indien lebenden Choreografin und Performerin Padmini Chettur zusammenarbeiten. Über einen Zeitraum von 12 Monaten werden sie ihren Forschungs- und Probenprozess beobachten, Einblicke in Bewegungsuntersuchungen teilen, ihr Umfeld kontextualisieren und ihre individuellen jüngsten Arbeiten als Fallstudien betrachten.

Aïda Colmenero Dïaz
Aïda Colmenero Dïaz ist eine in Madrid geborene Künstlerin, Schauspielerin, Choreografin, Tänzerin, Filmemacherin und Kuratorin für darstellende Künste mit galizischer Abstammung. Ihre Arbeiten bieten universelle Botschaften, die sich auf die Wesentlichkeit des Menschen und seine Verbindung mit der sichtbaren und unsichtbaren Natur beziehen. In den letzten zehn Jahren hat Aïda durch verschiedene Projekte starke Verbindungen mit dem afrikanischen Sektor der darstellenden Künste entwickelt. Aïda wird mit António Tavares, einem Choreografen aus Mindelo, Kap Verde, und einer der Schlüsselfiguren in der Geschichte des zeitgenössischen Tanzes auf dem afrikanischen Kontinent, zusammenarbeiten. Durch die Zusammenarbeit mit António Tavares möchte Aïda sich mit ihrer eigenen choreografisch-vibrierenden Klangsprache verbinden.

Irina Demina
Nach ihrer Tanzausbildung in Moskau und Hamburg erhielt Irina Demina ihren Master in Choreografie am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin (HZT) und lebt und arbeitet seitdem in Berlin. Ihre Arbeit bezieht sich auf die Erforschung der Möglichkeiten und des Potenzials eines Dialogs zwischen traditionellen und digital stimulierten Choreografien, wobei sie moderne Technologien (wie Motion Capturing, maschinelles Lernen) nutzt, um choreografische Elemente von z.B. Volkstänzen zu erfassen und neu zu gestalten. Irinas Kooperationspartnerin ist die in Singapur geborene Choreografin und Videokünstlerin Choy Ka Fai (Berlin). Durch ihre Zusammenarbeit möchte Irina Einblicke in Choy Ka Fais multidisziplinären Ansatz in ihrer choreografischen Arbeit gewinnen.

„Once again, the applications reflected wide concerns in the World today – including issues of racism, feminism, ableism, political issues in this post-colonial world where colonial thinking is still a widespread concern. The adventure of travel across cultures which is so important in the Pina Bausch Fellowship history survives well in this digital year (…)“
Ruth Mackenzie, Jury
Lorin Sookool
Lorin Sookool ist eine unabhängige südafrikanische Tänzerin, Choreografin und Moderatorin. Ihre Interessen reichen über Choreografie und Performance hinaus, in den breiteren Bereich der Rolle, Position und Zugänglichkeit des Künstlers in der Gesellschaft, sowie das Entschlüsseln der unbestreitbaren Körperpolitik, die der Arbeit zugrunde liegt – besonders im Zusammenhang mit Südafrikas sozio-politischen Kontexten. Für ihr Stipendium wird Lorin für drei Monate mit dem italienischen Choreografen Roberto Castello zusammenarbeiten, um ihre Sensibilität für Tanz und Tanzmachen zu erweitern und ihre Stimme als unabhängige südafrikanische Tanzkünstlerin zu schärfen.

Sarah Friedland
Sarah Friedland ist eine Choreografin und Filmemacherin, die an der Schnittstelle von bewegten Bildern und bewegten Körpern arbeitet. Durch hybrides, tänzerisches und experimentelles Filmemachen, Mehrkanal Videoinstallationen und ortsspezifische Live-Tanzperformances inszeniert und skriptet sie Körper und Kameras im Konzert miteinander, um die unentdeckten, verkörperten Muster des sozialen Lebens und der Körperpolitik zu erhellen und zu destillieren. Für einen Zeitraum über 14 Monate arbeitet Sarah mit den bewegungsbasierten, interdisziplinären Künstlern Wen Hui und Eiko Otake zusammen. Während dieser Zeit werden sie sich alle zwei Monate für insgesamt acht Gespräche digital treffen. Durch ihre Zusammenarbeit möchte Sarah ihre Untersuchung der Beziehung zwischen verkörperter Erinnerung, Choreografie und nicht-fiktionalen Filmpraktiken erweitern.

Aufgrund des erweiterten Zeitrahmens des diesjährigen Fellowships und der andauernden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, wird die MEET THE FELLOWS!-Veranstaltung in diesem Jahr nicht stattfinden. Die neuen Stipendiatinnen stellen sich und ihre Stipendienpläne in selbst konzipierten Video Portraits auf fellowship.pinabausch.org vor.
Der Auftrag der Pina Bausch Foundation ist, das künstlerische Erbe der großen Tänzerin und Choreografin zu bewahren, lebendig zu halten und in die Zukunft zu tragen. Eine grundlegende Aufgabe der Foundation ist es dabei, die vielschichtigen und außerordentlich umfangreichen Materialien des künstlerischen Nachlasses von Pina Bausch in einem Archiv zu erschließen und große Teile der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ergänzend dazu geht die Foundation auf Spurensuche, um das Wissen und die Erfahrung von Pina Bauschs Weggefährt:innen, Tänzer:innen und Mitarbeiter:innen zu sammeln. Das Ziel dieser Arbeit ist, Pina Bauschs Kunst lebendig zu halten, indem sie auch für zukünftige Generationen erfahrbar wird – für Fachleute und Laien, Neugierige und Neulinge, Menschen jeden Alters und besonders für eine junge Tänzergeneration. Indem ihre Stücke auch in Zukunft immer wieder auf der Bühne wirklich werden.