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Dienstag, Dezember 10, 2024

RESIDENZPFLICHT – Das Stipendienprogramm für Künstler*innen in Modularen Unterkünften für Geflüchtete in Berlin geht in die zweite Runde

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Seit 2019 vergibt die Künstlerinnengruppe msk7 in ihrem Projekt RESIDENZPFLICHT zehn Stipendien an internationale Künstler*innen für einmonatige Arbeitsaufenthalte in Berliner Unterkünften für Geflüchtete. Ziel des Programms ist es, die in sich geschlossenen Unterkünfte temporär für Ansätze und Entwicklungen zeitgenössischer Kunst zu öffnen. Die Stipendiat*innen sind in einem mobilen Wohnatelier untergebracht, das mit jeder Residenz den Standort wechselt und in jeder der zehn nahezu baugleichen Unterkünfte für Geflüchtete zentral platziert wird.

Abb. oben: Foto Merle von Heyer, 2019

2019 waren die ersten fünf RESIDENZPFLICHT-Stipendiat*innen Manaf Halbouni (*1984, lebt in Dresden), Andreea Chirica (*1978, lebt in Bukarest), Simone Bailey (*1982, lebt in San Francisco), Albrecht Fersch (*1970, lebt in Berlin) und Sebastian Acker (*1981, lebt in Berlin). Die Bandbreite ihrer künstlerischen Projekte reichte von temporären skulpturalen Installationen und Aufzeichnungen im Graphic Novel-Format über ein poetisches Musikstück und Recherchen zum Thema Nichts bis hin zu einem partizipatorischen Angebot für Film- und Fotoaufnahmen vor einem Green Screen. Die vierwöchigen Aufenthalte wurden von den Stipendiat*innen jeweils als sehr intensiv beschrieben und waren bestimmt von einer stetigen Auseinandersetzung mit Themen wie Fremdheit, Beobachtet-Werden und Beobachter*in-Sein.

Nach der pandemiebedingten Unterbrechung in den letzten beiden Jahren kann der zweite Teil des Projekts in diesem Jahr realisiert werden.

6. Artist in Residence: Patrick Timm

6. Mai – 3. Juni 2022

MUF Rudolf-Leonhard-Straße 13 A-F, 12679 Berlin / Marzahn-Hellersdorf (Marzahn Mitte)

Patrick Timms (*1979, lebt in Iden) oft von absurden Verschiebungen ausgehende Arbeiten im öffentlichen Raum sind zumeist partizipatorisch angelegt und von umfassender Recherche begleitet. Während seiner Residenz wird das Wohnatelier zur Poststelle, in der er seine Dienste anbietet.

7. Artist in Residence: Jorn Ebner

10. Juni – 8. Juli 2022

MUF Albert-Kuntz-Straße 61-73, 12627 Berlin / Marzahn-Hellersdorf (Hellersdorf)

Jorn Ebners (*1966, lebt in Berlin) Untersuchungen des öffentlichen Raums finden ihre Form in Geräuschkompositionen, Zeichnungen und Installationen. Während seiner Residenz wird er ausgehend vom Wohnatelier das Gelände der Unterkunft, deren unmittelbare Umgebung und bestehende soziale Beziehungen klanglich erkunden.

8. Artist in Residence: Claudio Beorchia

15. Juli – 12. August 2022

MUF Leonorenstraße 33 B-H, 33 K-L, 12247 Berlin / Steglitz-Zehlendorf (Lankwitz)

In ortsspezifischen Annäherungen erforscht Claudio Beorchia (*1979, lebt in Treviso, Italien) die Komplexität und Einzigartigkeit der jeweiligen Umgebung und deren soziale und gesellschaftliche Strukturen. Für RESIDENZPFLICHT untersucht er, ob und wie ein Denkmal für die in einer Unterkunft lebenden Menschen identitätsstiftend wirken könnte.

9. Artist in Residence: Pascal Mayet

19. August – 16. September 2022

MUF Wolfgang-Heinz-Straße 45 A-G, 13125 Berlin / Buch (Karow)

Pascal Mayet (*1980, lebt in Kopenhagen) bezeichnet alltägliche Räume und Situationen als kleine Einblicke in die Welt. Seine Beobachtungen, Begegnungen, Geschichten und Gedanken bringt er in Zeichnungen und Texten zum Ausdruck. In der Unterkunft in Berlin beabsichtigt er jeden Tag eine bestimmte Zeit am selben Ort zu sitzen und zu zeichnen.

10. Artist in Residence: Benedikt Stoll

23. September – 21. Oktober

MUF Am Beelitzhof, 14129 Berlin / Steglitz-Zehlendorf (Nikolassee)

Der Künstler und Architekt Benedikt Stoll (*1988, lebt in Berlin) arbeitet im Spannungsfeld von temporärer Architektur, partizipativer Stadtentwicklung und ortsspezifischer Kunst im öffentlichen Raum. Im Monat seiner Residenz initiiert er aus dem Kreis der Bewohner*innen ein „AGORA KOMITEE“ und begleitet die Umsetzung von Projekten, die von diesem vorgeschlagen und realisiert werden.

Über RESIDENZPFLICHT

Für das Kunstprojekt werden zehn Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) in Berlin abwechselnd und temporär um ein mobiles Modul – einen zum Wohnatelier ausgebauten Bauwagen – erweitert. Dieser dient den Stipendiat*innen als Wohn- und Arbeitsraum und ist jeweils einer Wohneinheit angeschlossen, deren Sanitärräume und Gemeinschaftsküche genutzt werden. Unabhängig vom zunächst ungewöhnlich erscheinenden Ort versteht die Künstlerinnengruppe msk7 den Zugang zu zeitgenössischer Kunst als gesellschaftliches Angebot, eine Realisierung partizipativer Kunstprojekte mit Geflüchteten steht nicht im Vordergrund. Vermittelt wird jedes einzelne Stipendium durch einen Blog, ein Künstlergespräch sowie eine Abschlussveranstaltung vor Ort. Jedes Stipendium ist mit 2.000 Euro Honorar sowie maximal 1.000 Euro Material- und Reisekostenerstattung dotiert. Es besteht Residenzpflicht.

Aus 205 internationalen Bewerbungen hat eine Fachjury – bestehend aus Mona Babl (msk7), Lilian Engelmann (Geschäftsführung ngbk Berlin), Kati Gausmann (msk7), Veronike Hinsberg (Bildhauerin, Berlin), Ricarda Mieth (msk7), Sabine Sanio (UDK Berlin, sound studies), Anja Sonnenburg (msk7) – 2018 in einem zunächst anonymisierten Auswahlverfahren zehn Künstler*innen ausgewählt.

RESIDENZPFLICHT ist ein Projekt von msk7. Der Entwurf erhielt 2017 den 2. Preis und die Realisierungsempfehlung im berlinweit offenen Kunst-am-Bau-Wettbewerb für die Modularen Unterkünfte für Flüchtlinge, ausgelobt durch das Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa, beauftragt von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen (Abteilung V) in Abstimmung mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten.

msk7 sind Mona Babl, Kati Gausmann, Ricarda Mieth und Anja Sonnenburg.

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