Bernd und Hilla Becher (1931-2007; 1934-2015) gelten weithin als die einflussreichsten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit. Als seltenes Künstlerpaar entwickelten sie eine rigorose Praxis, die sich auf ein einziges Thema konzentrierte: die verschwindende Industriearchitektur Westeuropas und Nordamerikas, die die Moderne befeuerte.
Abb. oben: Bernd and Hilla Becher, Framework House, 1961 © Estate Bernd & Hilla Becher, represented by Max Becher, Courtesy The Metropolitan Museum of Art, New York.
Die Ausstellung Bernd & Hilla Becher, die am 15. Juli 2022 im Metropolitan Museum of Art eröffnet wird, zeigt rund 200 Kunstwerke und ist die erste posthume Retrospektive des Künstlerpaares, die ihre 50-jährige Karriere beleuchtet. Die Ausstellung wird mit vollem Zugang zu Bechers umfassendem Archiv und ihrer persönlichen Sammlung von Arbeitsmaterialien organisiert und ist die erste amerikanische Retrospektive seit 1974 (als sich ihr reifer Stil noch entwickelte).
Die Ausstellung wird ermöglicht durch Joyce Frank Menschel, die Barrie A. and Deedee Wigmore Foundation, die Edward John & Patricia Rosenwald Foundation und Linda Macklowe.
Sie wird vom Metropolitan Museum of Art in Zusammenarbeit mit Studio Bernd & Hilla Becher und Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur organisiert.
“Bernd und Hilla Becher haben die Fotografie des späten 20. Jahrhunderts verändert, und ihr bahnbrechendes Werk beeinflusst die Künstler bis heute”, sagte Max Hollein, Marina Kellen French Director of The Met. “Es ist ein Privileg, diese erste posthume Retrospektive zu präsentieren und ihr Vermächtnis und ihre bemerkenswerte künstlerische Leistung zu feiern.”
Überblick über die Ausstellung
Die scheinbar objektive Ästhetik der Bechers knüpfte an Vorbilder aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert an, fand aber auch Anklang bei den seriellen, vorsätzlichen Fortschritten des zeitgenössischen Minimalismus und der Konzeptkunst. Ebenso bedeutsam ist, dass ihre Ästhetik die vermeintliche Kluft zwischen Dokumentar- und Kunstfotografie in Frage stellt. Die Künstler benutzten eine großformatige Fachkamera – ähnlich denen, die von Fotografen des 19. Jahrhunderts wie den Bisson Frères in Frankreich und Carleton Watkins im amerikanischen Westen verwendet wurden – und verschmähten die handgehaltenen 35-mm-Rollfilmkameras, wie sie von Journalisten und Vor- und Nachkriegskünstlern wie Henri Cartier-Bresson und Robert Frank bevorzugt wurden. Sie arbeiteten ausschließlich mit schwarz-weißem Fotomaterial und vermieden absichtlich den unvermeidlichen Wechsel des Mediums zur Farbe, der in den 1960er und 1970er Jahren stattfand, und nahmen methodisch Hochöfen, Fördertürme, Getreidesilos, Kühltürme und Gastanks mit Präzision, Eleganz und Leidenschaft auf. Ihr standardisierter Ansatz ermöglichte vergleichende Analysen von Strukturen, die sie in Rastern von 4 bis 30 Fotografien ausstellten. Sie bezeichneten diese formalen Anordnungen als “Typologien” und die Gebäude selbst als “anonyme Skulpturen”.
Die Bechers hatten einen direkten und tiefgreifenden Einfluss auf mehrere Generationen von Studenten an der renommierten Kunstakademie Düsseldorf, wo Bernd 1976 zum ersten Professor für Fotografie ernannt wurde. Zu den Mitgliedern der sogenannten Becher-Schule oder Düsseldorfer Schule der Fotografie gehören einige der anerkanntesten deutschen Künstler der letzten 40 Jahre, wie Thomas Struth, Andreas Gursky, Candida Höfer und Thomas Ruff.
In der Ausstellung werden neben den Einzel- und Rasterfotografien, für die die Bechers am bekanntesten sind, außergewöhnliche fotografische und andere mediale Arbeiten gezeigt, die sie vor und nach der Gründung ihrer kreativen Partnerschaft im Jahr 1959 geschaffen haben. Diese selten gezeigten Lithografien, Collagen, Fotografien, Tusche- und Bleistiftskizzen, Polaroids und persönlichen Schnappschüsse bieten einen tiefen Einblick in die Arbeitsmethoden und Denkprozesse der Künstler.
Bernd & Hilla Becher wird kuratiert von Jeff L. Rosenheim, Joyce Frank Menschel Curator in Charge of the Department of Photographs, mit Unterstützung von Virginia McBride, Research Assistant in the Department of Photographs, beide an The Met.
Das Met hat die Ausstellung mit Max Becher, dem Sohn des Künstlers, und mit Gabriele Conrath-Scholl, der Leiterin der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln, in der das umfangreiche fotografische Abzugsarchiv des Künstlers aufbewahrt wird, entwickelt.
WO?
The Met Fifth Avenue
1000 Fifth Avenue New York
NY 10028
WANN?
Freitag, 15 Juli bis Sonntag, 6 November 2022