Iwalewahaus zeigt ab 11. Mai 2023 die Ausstellung AL’UMMA, Society Celebrating Life der Künstler*innen Nina Fischer-Stephan und Mudi Yahaya. Die Ausstellung ist aus einem im vergangen Jahr in Lagos realisierten Projekt hervorgegangen und wird bis zum 15. Dezember 2023 in Bayreuth zu sehen sein. Fotografien aus dem Nachlass der deutschen Fotografin Nina Fischer-Stephan (1922-2018), die Anfang der 60er Jahre in Nordnigeria entstanden sind, ist die eine Position, die zweite eine zeitgenössische, von dem in Lagos lebenden Fotografen Mallam Mudi Yahaya, der seit mehr als achtzehn Jahren die Gesellschaft in Nordnigeria fotografiert und filmt. Kuratiert wurde die Ausstellung von Gisela Kayser, eine der erfahrendsten Kuratorinnen für Fotografie in Berlin.
Abb. oben: AL’UMMA Society Celebrating Life 6, Mallam Mudi Yahaya
Die Ausstellung AL‘UMMA Society Celebrating Life bietet einen konzentrierten Blick durch die Linse der Fotografie auf mittelalterliche Architektur, Ästhetik, Mode, soziale Strukturen und gemeinschaftliches Feiern einer majestätischen Geschichte und Tradition der dominierenden Kultur und größten ethnischen Gruppe in Westafrika – der Hausa-Kultur. Das arabische Lehnwort AL‘UMMA bedeutet sowohl Gesellschaft als auch Volk und dient hier als Schlüssel zum Verständnis des sozialen und kulturellen Lebens der Hausa-Kultur, die sich mit signifikanten Populationen in Benin, Kamerun, Elfenbeinküste, Tschad, Sudan, Togo, Ghana, Gabun, Senegal und Gambia verbreitet hat.
Die Ausstellung bietet zwei künstlerische Positionen, eine aus dem Archiv des Iwalewahauses mit den Arbeiten der deutschen Fotografin Nina Fischer-Stephan, die in den frühen 1960er Jahren in Nordnigeria aufgenommen wurden, und die zweite zeitgenössische Perspektive des nigerianischen Künstlers, Schriftstellers und Archivars Mudi Yahaya, der die Hausa-Gesellschaft seit mehr als achtzehn Jahren fotografiert und das Gespräch über die Bedeutung und die enormen, aber kritischen kulturellen und künstlerischen Möglichkeiten im Umgang mit Archiven erweitert hat, wie er es als „Künstler im Archiv“ im Iwalewahaus getan hat.
Kuratorin
Nach fünfundzwanzig Jahren und dreihundert Ausstellungen dokumentarischer, politischer und künstlerischer Fotografie im WillyBrandt-Haus in Berlin hat Gisela Kayser Erfahrung wie kaum eine andere auf diesem Gebiet. Als künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des Freundeskreises Willy-Brandt-Haus war sie mit ihrem Team für das Kulturprogramm des Hauses verantwortlich und gab wichtige Impulse für den gesellschaftlichen Diskurs. Sie begleitete und unterstützte weitere Ausstellungsprojekte in Museen und Galerien als Kuratorin, war Jurymitglied bei mehreren Preisverleihungen an der Universität der Künste Berlin, Nominatorin beim International Center of Photography New York und Jurymitglied für den Alfred Fried Photography Award 2019. Seit Juli 2021 ist Gisela Kayser international als freie Kuratorin für ausgewählte Projekte tätig.
Fotografen
1922 in München geboren, wächst Nina Fischer-Stephan in einem kulturellen Umfeld auf. Ihr Vater ist Opernsänger; ihre Mutter gibt ihre eigenen Karrierepläne auf, um ihren Mann am Klavier zu begleiten. 1959 reist Nina Fischer-Stephan zum ersten Mal nach Afrika und ist so fasziniert, dass sie und ihr Mann beschließen, zukünftig auf dem Kontinent zu leben. Sie kehren kurz nach Deutschland zurück und entscheiden sich nach einem Blick auf die Landkarte schnell für Nigeria, des enormen kulturellen Reichtums wegen. Für die nächsten Jahre wird Ibadan das neue Zuhause. Ihr Sohn Oliver geht hier zur Schule. Mit ihrem Mann Klaus Stephan, der als Sonderkorrespondent des Bayrischen Rundfunks in Nigeria tätig ist, reist Nina Fischer-Stephan ausgiebig durch Afrika und arbeitet mit ihm an TV-Reportagen. Nina Fischer-Stephan beginnt zur fotografieren und es entsteht im Laufe der Jahre ein umfangreiches Werk. Das Ergebnis ist eine reichhaltige und bisher noch unerforschte Dokumentation der Kunst- und Kulturgeschichte der neuen unabhängigen afrikanischen Länder, mit dem Schwerpunkt Westafrika.
Mudi Yahaya ist ein bildender Künstler, der in seiner Arbeit Interpretationen afrikanischer hybrider Identitäten, in ihren unterschiedlichen visuellen Dialekten, Währungen und Vokabularien erforscht. Angesichts der massiven Digitalisierung von Mediendaten untersucht Mallam Mudi eine Ästhetik, die postkoloniale, postglobale afrikanische Identitäten, vermittelt durch Fotografie und Kino, mit Politik, Philosophie, Geschichte, Zeit, Religion, Macht, Gewalt, Intoleranz, Geschlecht und Rassenfragen verbindet. Mudi’s Arbeit konzentriert sich darüber hinaus auf die Beziehungen und Spannungen zwischen Bildern, wie sie mit Begriffen und Strategien der postkolonialen Dekonstruktion und Dekolonisierung der afrikanischen Identität in synkretistischen afrikanischen Räumen und Nicht-Räumen interagieren. Mudi’s Interesse an Identität erstreckt sich auch auf Fotoarchive, in denen er konzeptionell Gegenerzählungen der fotografischen Konstruktion und Repräsentation erforscht, die sich mit der Beziehung zwischen dem Fotoarchiv und der Idee einer Nation und nationalen Identität befassen. Seine konzeptionellen Archivprojekte gehen von der Performativität und Multimodalität von Fotoarchiven aus, die Archivfotos als visuelle Ressource präsentieren, die die semiotische Konstruktion mit soziokultureller Bedeutung beeinflussen.
WO?
Iwalewahaus
Wölfelstraße 2
95444 Bayreuth
WANN?
Donnerstag, 11. Mai bis Freitag, 15. Dezember 2023
Mo-Fr 9-15 Uhr
KOSTET?
Eintritt frei