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Schering Stiftung zeigt Jenna Sutela: Stellar Nursery | 15.09.-27.11.2022

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Am 14. September 2022 eröffnet die erste Berliner Einzelausstellung der finnischen Künstlerin Jenna Sutela in der Schering Stiftung. Stellar Nursery vereint eine neue Installation mit dem Titel „HMO Nutrix“ (2022) und die jüngste Filmarbeit der Künstlerin, „Milky Ways“ (2022). Beide Arbeiten befassen sich mit einem körpereigenen Produkt, das über erstaunliche Superkräfte verfügt: Es geht um menschliche Milch. Sutela diskutiert in ihren recherchebasierten Arbeiten zum einen die Symbiose von Mensch und Mikroorganismen und verweist zum anderen auf die Bemühungen der Nahrungsmittelindustrie, die Inhaltsstoffe der Brustmilch biotechnologisch zu kopieren und sie als Teil einer neuen Generation optimierender Nahrungsergänzungsmittel zu vermarkten.

Abb. oben: Jenna Sutela, Stellar Nursery, 2022, synthetische menschliche Muttermilch, elektrische Milchpumpen, Acrylsäule mit Licht und Ton, 220 x 30 cm, © die Künstlerin, ko-produziert mit der Schering Stiftung und Haus der Kunst, München
Foto: Joseph Kadow © Jenna Sutela

Im „HMO Nutrix“ wird synthetisch hergestellte menschliche Milch als blubbernder „Brunnen“ inszeniert. Das Blubbern entsteht mithilfe von Milchpumpen, die die Flüssigkeit aufwirbeln, während ein biomimetischer Kehlkopfgesang die Installation animiert. Die Lösung ist mit Stoffen angereichert, die die Forschung als wichtigste Bestandteile der Brustmilch identifiziert hat. Sogenannte Humanmilch-Oligosaccharide (HMOs) können zwar nachweislich vom Säugling nicht verdaut werden, füttern aber seine Darmbakterien. Sie schützen dadurch das Neugeborene nicht nur vor Krankheiten, sondern fördern auch seine kognitive Entwicklung und bauen sein Mikrobiom entscheidend auf. Sutela nutzt die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse, um sie im Film „Milky Ways“ in einer poetischen Erzählung mit dem Mythos der Entstehung der Milchstraße durch die spritzende Brustmilch der Göttin Hera zu verknüpfen. Während die griechische Göttin die Galaxie erschafft, entsteht mithilfe der Brustmilch ein mikrobielles Universum im Körper eines Kindes.

Die Ausstellung, die vom 15. September bis 27. November im Ausstellungsraum der Schering Stiftung zu sehen sein wird, entsteht mit Unterstützung von Primer, Kopenhagen und dem Haus der Kunst, München. Die Ausstellung findet in Kollaboration mit der Screen City Biennial statt, die ebenfalls im Herbst eröffnet wird.

DEEDS NEWS - Jenna Sutela - Milky Way
Foto: Jenna Sutela, Milky Ways, 2022, Video-Standbild. A Projekt in Kooperation mit Primer

Jenna Sutela (*1983, Turku, Finnland) arbeitet mit lebenden Organismen wie Bakterien und Schleimpilzen sowie mit Klang und Sprache. In ihren audiovisuellen Werken, Skulpturen und Performances knüpft die Künstlerin Verbindungen zwischen biologischen Entitäten und Technologien. Ihr besonderes Interesse gilt dem produktiven Zusammenwirken von menschlichen und nicht-menschlichen Organismen. Im Werk „nimiia cétii“ schuf sie etwa eine neue geschriebene Sprache, deren technisch erzeugte Schriftzeichen auf dem Erfassen und Nachzeichnen der Bewegungen des Bacillus subtilis nattō basierten. Von 2019 bis 2020 war Sutela Gastkünstlerin am MIT Center for Art, Science & Technology. Sutelas Arbeiten wurden u.a. im Castello di Rivoli (2022), auf der Liverpool Biennale (2021), in der Kunsthalle Trondheim (2020), im ZKM, Karlsruhe (2020), in den Serpentine Galleries (2019) oder im Kiasma, Helsinki (2017) präsentiert.

Die Schering Stiftung wurde 2002 errichtet und dient der Förderung von Wissenschaft und
Kultur mit Schwerpunkt auf den Lebenswissenschaften sowie der zeitgenössischen Kunst. Ein besonderer Fokus liegt auf Projekten in Grenzbereichen, insbesondere an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst. Neben der operativen Stiftungsarbeit fördert die Schering Stiftung wissenschaftliche und kulturelle Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche.

WANN?

Laufzeit: 15. September–27. November 2022
Eröffnung: 14. September 2022, 18–22 Uhr

Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag 13–19 Uhr
Samstag und Sonntag 11–19 Uhr

WO?

Schering Stiftung, Unter den Linden 32–34, 10117 Berlin-Mitte

KOSTET?

Eintritt frei

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