Das Stedelijk Museum Amsterdam eröffnet am 15. Februar 2025 Oltre Terra, eine Ausstellung, die auf einem laufenden Forschungsprojekt des Designstudios Formafantasma basiert. Das Projekt befasst sich mit der Geschichte, der Ökologie und der globalen Dynamik der Wollgewinnung und -produktion und untersucht deren Zusammenhang mit der biologischen Evolution der Schafe. Oltre Terra präsentiert Materialien, Objekte und Technologien in einem multidisziplinären Ausstellungsdesign, das die Erfahrung des Betrachters bereichert.
Abb. oben: Joanna Piotrowska and Formafantasma, Tactile Afferents, 2022, still from movie. Commissioned and co-produced by Nasjonalmuseet, co-produced by Fondazione In Between Art Film, creative producer Alessandro Rabottini © Joanna Piotrowska, Fondazione In Between Art Film, Formafantasma.
Der italienische Ausstellungstitel Oltre Terra leitet sich von der Etymologie des Begriffs „Transhumanz“ ab, der sich aus den lateinischen Wörtern trans (quer, auf Italienisch „oltre“) und humus (Boden, auf Italienisch „terra“) zusammensetzt. Die Transhumanz beschreibt die saisonale Bewegung des Viehs zwischen Weidegebieten. In ähnlicher Weise spiegelt die Idee des „Crossing Ground“ den transdisziplinären Ansatz der Ausstellung wider, der in Zusammenarbeit mit Designern, Künstlern, Anthropologen, Evolutionsforschern, Rechtsexperten, Kuratoren, Hirten und Landwirten entwickelt wurde.
Während der Mensch das Schaf durch seine Domestizierung geformt hat, hat das Schaf als Wolllieferant die Geschichte der Menschheit maßgeblich beeinflusst – die Grenzen zwischen Dompteur und Gezähmtem verschieben sich jedoch ständig. Die Ausstellung untersucht die vielschichtigen Verbindungen zwischen Menschen und Schafen und befasst sich mit den wirtschaftlichen und ethischen Implikationen der Gewinnung von Materialien aus lebenden Kreaturen.
Das Setting von Oltre Terra bietet eine kritische Neuinterpretation des traditionellen Dioramas, das in Naturkundemuseen häufig zur Darstellung statischer Szenen aus der Natur verwendet wird. In diesem Fall wird das Diorama erweitert und zeigt sieben lebensgroße Nachbildungen verschiedener Schafrassen, darunter das niederländische Drents Heideschaap, zusammen mit Dokumenten, Filmen, Nebenprodukten aus Produktionsprozessen und verschiedenen Arten von organischem Material. Durch die gemeinsame Präsentation von Materialien, Techniken und Lebewesen stellt die Ausstellung die gängigen Trennungen zwischen Mensch und Tier sowie zwischen Produkten und biologischer Materie in Frage. Ausführliche Beschriftungen, verfasst vom Philosophen Emanuele Coccia, interpretieren diese unterschiedlichen Materialien und ihre Zusammenhänge.
MULTIDISZIPLINÄRE SCHLÜSSELWERKE
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Video Tactile Afferents, das von der Künstlerin Joanna Piotrowska und Formafantasma geschaffen und vom Nasjonalmuseet und der Fondazione In Between Art Film koproduziert wurde. Der Film nähert sich den Themen der Ausstellung auf einzigartige Weise, indem er sich auf den Tastsinn konzentriert, um die Ko-Domestizierung zu erkunden. Er stellt dieses Konzept sowohl als Ausdruck von Zärtlichkeit und Liebe zwischen den Arten als auch als eine Form von Gewalt dar. Oltre Terra zeigt auch einen Wollteppich von cc-tapis, der aus vier verschiedenen Wollfasern von zwölf „rustikalen“ italienischen Schafrassen besteht. Diese gröberen Fasern, die oft als minderwertiges Material entsorgt werden, können für Produkte verwendet werden, die nicht in direktem Kontakt mit der Haut stehen. Außerdem spielen recycelte Wollballen von Manteco eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Ausstellung.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, herausgegeben von Walther König und gestaltet von Studio Joost Grootens.
WANN?
Ausstellungsdaten: Samstag, 15. Februar bis Sonntag, 13. Juli 2025
Öffnungszeiten: Täglich: 10 bis 18 Uhr
WO?
Stedelijk Museum Amsterdam
Museumplein 10
1071 DJ Amsterdam, Niederlande
KOSTET?
Erwachsene: 22,50 EUR
Studenten: 10 EUR
Unter 19 Jahren: kostenlos
