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Dienstag, September 17, 2024

THE INTERVIEW IN|DEEDS: WHO IS … Gerold Miller

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PROLOG | PERSÖNLICHES

Herr Miller, woher kommen Sie, wo sind Sie wann geboren? Ich wurde 1961 im oberschwäbischen Altshausen geboren. Wo leben und arbeiten Sie derzeit? Wir pendeln zwischen Berlin und Pistoia/Italien. Welche Stationen und Menschen haben Sie geprägt? Lange Arbeitsaufenthalte in Chicago, New York, Sydney und Paris. Welche Schriftsteller*innen finden Sie derzeit spannend und welche Bücher finden sich in Ihrem Bücherregal? Ich habe ein raumfüllendes Regal mit Literatur von – bis. Was lesen Sie aktuell und wo liegt das Buch griffbereit? Bücher über Gartenbau und italienische Renaissance Gärten. Die liegen immer da, wo ich sie zuletzt gelesen habe. Welche Musik hören Sie und wann? Ich höre den ganzen Tag Musik. Am liebsten starke Frauenstimmen wie Ceu, Cesaria Evora, Cecile Mcloin Salvant oder Canan Uzerle. Wenn Sie etwas für uns kochen würden, was wäre es? Panzanella. Was essen Sie am liebsten? Panzanella. Was halten Sie vom Frühstücken? Einen doppelten Espresso. Welches Persönlichkeitsmerkmal macht Sie aus? Eine klare Haltung.

Abb.oben: Gerold Miller, Portrait, 2022, Courtesy the artist & Wentrup, Berlin

INTERVIEW | KÜNSTLER + POSITION

Zu Beginn erzählen Sie uns bitte in ein paar Sätzen Ihre künstlerische Vita.

Von 1984 bis 1989 habe ich Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Jürgen Brodwolf studiert.

1997 bin ich schließlich nach Berlin gezogen, wo ich 2002 eine Einzelausstellung in der Nationalgalerie am Hamburger Bahnhof hatte.

Erläutern Sie uns kurz Ihr aktuelles Projekt bzw. die kommende Ausstellung

Meine erste Einzelausstellung bei WENTRUP.

Worüber machen Sie sich zurzeit am meisten Gedanken; was beschäftigt Sie?

Meine Arbeit.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen? Warum Kunst?

Man plant ja nicht Künstler zu werden, schon gar nicht ein Minimalist, man wird es einfach. Das war alternativlos. Schon während meiner Schulzeit habe ich immer versucht, meine Welt im Einklang von Formen und Inhalten zu formulieren.

Was macht Sie aktuell glücklich?

Meine Familie, meine Freunde, meine Arbeit, mein Garten in Italien.

Was macht Ihnen aktuell Angst?

Gleichgültigkeit

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Gerold Miller, instant vision 159, 2021, 280 x 280 x 15 cm, Aluminium lackiert,
Courtesy the artist & Wentrup, Berlin

Glauben Sie, dass Kunst eine gesellschaftliche Verantwortung trägt? Und was denken Sie, was sie bewirken kann?

Jeder Künstler trägt eine nicht zu unterschätzende Verantwortung, sowohl künstlerisch wie auch gesellschaftlich. Ich bin hier und mache in diesem Bewusstsein meine Arbeit, das ist mein Beitrag.

Was macht Ihre Kunst aus? Worum geht es in Ihrem Werk – was sind die zentralen Themen?

Dinge ganz konzentriert zu bündeln, die Aussage ganz klar auf das Wesentliche zu fokussieren. Ich möchte nur Arbeiten machen, die notwendig sind, im Sinne von Kunstgeschichte oder im Sinne von „das muss ich festhalten“ und „das möchte ich machen“. Deshalb versuche ich auch, mich auf das zu konzentrieren, was mir wichtig ist.

Was ich anstrebe, sind Kunstwerke, die direkt und eindeutig sind. Ich habe immer so funktioniert: Wenn ich Ja sage, dann meine ich das auch so. Ich bin kein Typ mit Zwischentönen.

THE DEED | DAS WERK: Gerold Miller

Der deutsche Künstler Gerold Miller, der in Altshausen geboren wurde und heute in Berlin und Pistoia (Italien) lebt, spricht in seinem Interview über die zentrale Botschaft seines künstlerischen Werks.

Bitte beschreiben Sie das Kernthema und die zentrale Botschaft Ihres Werks.

Freiheit in jeglicher Form ist für mich das Wichtigste. Das ist auch der Grund, warum ich diesen Beruf ausübe. Mit meiner Kunst versuche ich ständig, die Grenzen der Freiheit auszuloten: Was ist möglich, was nicht? Wie weit kann ich gehen? Ich markiere so meinen Bewegungsrahmen, in dem ich lebe und arbeite. Vielleicht ist es sogar so, dass dieser von mir abgesteckte Handlungsraum das ist, was ich brauche, um Kunst zu machen.

Stellen Sie uns die Arbeit vor, die aus Ihrer Sicht exemplarisch für die Botschaft Ihres Werks steht, oder diese aus Ihrer Sicht am besten verkörpert.

Das sind die Verstärker, meine ersten freistehenden Skulpturen. In der Renaissance entstand zum ersten Mal ein humanistisch-universelles Weltbild, das den Menschen als freies, selbstständig denkendes und handelndes Individuum definierte. In diesem Kontext war die freistehende Skulptur eine der größten Errungenschaften und der stärkste Ausdruck dieser Haltung und verkörpert auf ideale Weise die Vision von der Freiheit und der Selbstbestimmtheit jedes Einzelnen. Das gleiche trifft auch auf die Verstärker zu.

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Gerold Miller Studio, Verstärker 47 (1/3), 2022, 220 x 62.90 x 70.60 cm,
Marmor poliert: Rosso Venezia, Courtesy the artist & Wentrup, Berlin

Was ist das Ziel Ihrer Kunst, Ihres Werks – was soll es beim Betrachter bewirken?

Partizipation. Ich gebe nicht vor, was meine Arbeiten darstellen sollen oder was man darin sehen soll. Daher nehme ich den Betrachter bei der Bildfindung aktiv in die Verantwortung. Jeder ist für das, was er sieht oder sehen möchte, selbst verantwortlich.


Die Frage nach THE DEED | DAS WERK ist ein ergänzender und separat präsentierter Teil des THE INTERVIEW IN|DEEDS mit Gerold Miller.

Wie schützen Sie sich in der heutigen Zeit vor zu viel Inspiration?

Es kann nie zu viel Inspiration geben.

Wie viel in Ihren Arbeiten ist vorher geplant – wie viel entsteht intuitiv?

Ich plane alles.

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Gerold Miller Studio, 2022, Courtesy the artist & Wentrup, Berlin

Was sind Ihre (nächsten) Ziele?

Die sind in Italien: der Umbau meines Ateliers. Die Zusammenarbeit mit Handwerkern, die auf Bronzeguss und Steinplastik spezialisiert sind auszubauen.

Wie stehen Sie zum Thema Glauben? Haben Sie Glaubensgrundsätze oder gibt es einen Leitspruch?

Alles ist machbar.

Welches Projekt würden Sie gerne noch realisieren, wenn fehlende Zeit, mangelnder Mut oder finanzielle Ressourcen keine Rolle spielen würden?

Die Dinge, die ich mir vornehme, realisiere ich meistens.

Was sind aus Ihrer Sicht Attribute für gute Kunst?

Authentizität, Originalität und Modernität

Wird man als Künstler*in geboren? Oder ist ein Kunststudium Pflicht?

Man wird als Künstler geboren, das Studium ist der Weg dahin.

Wem zeigen Sie ein neues Werk zuerst?

Meiner Frau, der Kuratorin Friederike Nymphius

Wie sieht die erste Stunde Ihres Tages aus?

Mit einem doppelten Espresso in der Hand vor der langen Fensterfront stehend, den Blick ins Grüne schweifen lassend.

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Gerold Miller, Verstärker 34 (1/3), 2019, 240 x 68.60 x 77 cm, Edelstahl spiegelpoliert,
Courtesy the artist & Wentrup, Berlin

Sind im Zeitalter des Internets der Dinge Galerien noch notwendig? Wenn ja, warum und wofür?

Ohne Galerie als zuverlässigen Partner geht nichts. Die Galerien bieten mir die Platform und ich biete ihnen die Performance, das beruht auf Gegenseitigkeit.

Social-Media – Segen oder Fluch?

Ich arbeite mit Instagram. Aber das beeinflusst mein künstlerisches Werk in keinster Weise. Social-Media kann man sich heute bei aller angebrachten Kritik kaum noch entziehen. Es gibt kein anderes Forum, in dem sich Bilder in Jetztzeit über die ganze Welt verbreiten. Ich kann für mich aber noch nicht sagen, wohin das führt.

EPILOG | AKTUELLES

Die Ausstellung mit neuen Arbeiten  von Gerold Miller ist vom 29. April bis 4. Juni 2022 in der Galerie WENTRUP, Knesebeckstraße 95, 10623 Berlin-Charlottenburg zu sehen.


Das schriftliche Interview ist ein wichtiges Medium, um Künstler:innenpersönlichkeiten vorzustellen, ihre Botschaften zu verbreiten und mit Kunstliebhaber:innen in Kontakt zu treten. Die Interviews werden von unserer Redaktion nicht redigiert oder gekürzt und stets im O-Ton wiedergegeben. Daher nehmen wir auch keine Übersetzung des Interviews in Englische bzw. Deutsche vor, es sei denn, diese wird seitens des/der Interviewten eingereicht.

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