Die KW Institute for Contemporary Art präsentieren ihr Herbstprogramm 2023, das erneut das Selbst und dessen Darstellung erforscht. In ihrer ersten großen Retrospektive hinterfragt Coco Fusco jene institutionellen Infrastrukturen, die die Präsentation, Zirkulation und Wertschöpfung in der Kunst und der visuellen Kultur bedingen. Kameelah Janan Rasheed, Gewinner*in des Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung, schlägt mithilfe von Materialität und Lesbarkeit von Text eine Brücke zwischen Politik und Poesie. Die Ausstellung SKIN IN THE GAME präsentiert wegweisende Prototypen aus den persönlichen Archiven von Ruth Buchanan, Otobong Nkanga, Collier Schorr, Rosemarie Trockel, Joëlle Tuerlinckx und Andrea Zittel, die sich auf jenen anfänglichen Moment der beruflichen und existenziellen Emanzipation konzentrieren, als diese Künstler*innen ihre Haut ins Spiel geworfen und sie sich ganz der Kunst verschrieben haben.
Abb. oben: Coco Fusco, Your Eyes Will Be an Empty Word, 2021. Video-Still. Courtesy die Künstlerin.
Coco Fusco
Tomorrow, I Will Become an Island
14. September 23 – 7. Januar 24
Kurator*innen: Anna Gritz, Léon Kruijswijk
Assistenzkuratorin: Linda Franken
Coco Fusco – Tomorrow, I Will Become an Island ist die erste große Retrospektive der kubanisch-amerikanischen Künstlerin Coco Fusco (*1960, US). Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Fusco eine wichtige Stimme in Diskursen über Repräsentation, Feminismus, postkoloniale Theorie und Institutionskritik. Anhand einer breiten Auswahl von Videos, Fotografien, Texten, Installationen und Live-Performances aus den 1990er Jahren bis heute zeichnet die Ausstellung in den KW den bedeutenden Einfluss des Werks der Künstlerin auf den zeitgenössischen Kunstdiskurs in Deutschland und weltweit nach.
Mit ihrer Arbeit hinterfragt Fusco jene institutionellen Infrastrukturen, die die Präsentation, Zirkulation und Wertschöpfung in der Kunst und der visuellen Kultur im Allgemeinen bedingen. Darüber hinaus setzt sie sich mit den anhaltenden Auswirkungen kolonialer Macht und imperialer Kräfte auseinander, was diese Überblicksausstellung gerade auch vor dem Hintergrund aktueller politischer und kultureller Debatten in Deutschland höchst relevant macht. Die KW würdigen die Vielschichtigkeit und Multidisziplinarität von Fuscos schriftstellerischer, aktivistischer und performativer Arbeit mit einem abwechslungsreichen öffentlichen Programm. Gemeinsam mit dem ICI Berlin veranstalten sie eine Vortragsreihe. Darüber hinaus entwickelt Fusco im Auftrag der KW eine neue Multimedia-Performance, die Anfang Dezember 2023 in Zusammenarbeit mit den Sophiensaelen aufgeführt wird.
Parallel zu der Ausstellung in den KW erscheint im Verlag Thames & Hudson eine umfangreiche, gleichnamige Monografie zu Fuscos Werk mit Beiträgen von Julia Bryan-Wilson, Anna Gritz, Jill Lane, Antonio José Ponte und der Künstlerin selbst.
Die Ausstellung wird durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert. Die Kulturstiftung des Bundes wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Medienpartner: ARTE
Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung 2022:
Kameelah Janan Rasheed
in the coherence, we weep
14. September 2023 – 7. Januar 2024
Kuratorin: Sofie Krogh Christensen
Assistenzkuratorin: Linda Franken
Kameelah Janan Rasheed (*1985, US) hat im Jahr 2022 den Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung erhalten.
Die Arbeit Rasheeds setzt sich mit der Materialität und Lesbarkeit von Text, Schrift und Sprache und dem Potenzial intermedialer Übersetzungen auseinander. Rasheed sucht nach Methoden, die erlauben Bedeutungen neu zu fassen und geht der Frage nach, wie wir lesen und wie wir selbst gelesen und verstanden werden wollen. Dafür dekonstruieren und rekonstruieren sie die Bedeutung literarischer und wissenschaftlicher Texte, indem sie z.B. mit Faktoren wie Syntax und Interpunktion aber auch mit der Konnotation und Größe einzelner Wörter experimentieren. Durch das stete Überarbeiten von Text schlägt Rasheed eine Brücke zwischen Politik und Poesie, um der Sprache inhärente Komplexitäten und Bedeutungsverschiebungen zu erkunden und deren Möglichkeitsspielräume offenzulegen.
Die Präsentation von Rasheeds Werken in den KW ist die erste große institutionelle Einzelausstellung des*der Künstler*in in Berlin. Sowohl die Ausstellung als auch die begleitende Publikation sind eng mit Rasheeds Methodik verwoben. In beiden wird der Raum als Index, die Praxis der Überarbeitung durch Anmerkungen sowie die damit verknüpfte Verwischung und Schichtung von Wissen und Lernen untersucht.
Der Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung ist aus dem Kunstpreis der Schering Stiftung hervorgegangen, der von 2005 bis 2018 alle zwei Jahre an internationale Künstler*innen vergeben wurde. 2019 wurde der Preis in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt neu konzipiert. Im Jahr 2022 wurde der Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung bereits zum siebten Mal in Kooperation mit den KW verliehen.
SKIN IN THE GAME
Ruth Buchanan, Otobong Nkanga, Collier Schorr, Rosemarie Trockel, Joëlle Tuerlinckx, Andrea Zittel
14. September 2023 – 7. Januar 2024
Kuratorin: Clémentine Deliss
Kuratorische Assistenz: Nikolas Brummer
Choreographie der Ausstellung: Joëlle Tuerlinckx und Clémentine Deliss
Metabolische Möbel: Diane Hillebrand
Programm Metabolic Museum-University: Christina Scheib
SKIN IN THE GAME, auf Deutsch übersetzt „Die Haut im Spiel“, präsentiert wegweisende Prototypen aus den persönlichen Archiven international bekannter Künstler*innen – von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart. Zu sehen sind Malerei, Skulptur, Banner, Videoperformances, Fotografien, Collagen, Zeichnungen, Bücher und Konzeptnotizen. Die Arbeiten konzentrieren sich auf jenen anfänglichen Moment der beruflichen und existenziellen Emanzipation, als diese Künstler*innen ihre Haut ins Spiel geworfen und sie sich ganz der Kunst verschrieben haben. Diese Prototypen können als generierende Organe eines fortlaufenden Werkkörpers verstanden werden, wie eine Reihe unvollendeter Untersuchungen, die im Laufe eines Lebens zu verschiedenen Zeitpunkten wiederkehren und weiter erforscht werden. Ruth Buchanan, Otobong Nkanga, Collier Schorr und Joëlle Tuerlinckx ergänzen für die Ausstellung ihre frühen Prototypen mit neuen Produktionen. In einer Choreografie, die in Zusammenarbeit mit Joëlle Tuerlinckx entworfen wurde, spielt sich die Installation in übrig gebliebenen Teilen der im dritten Stock der KW vorangegangenen Ausstellung ab. Sie richtet ihren Blick nicht nur auf den konstruktiven Dialog zwischen Künstler*innen und ihren Werken, sondern auch auf die Bedingungen der „nachbarschaftlichen Abneigung“.
Das Begleitprogramm NERVES, BREATH, MUSCLES, BLOOD setzt die Übungen und Methoden der Metabolic Museum-University (MM-U) um, die von Clémentine Deliss seit 2015 an verschiedenen Orten entwickelt wurde (The Metabolic Museum, Hatje Cantz/KW, 2020). MM-U ist eine kuratorische Plattform, die mit bestehenden Sammlungen als Prototypen für ergebnisoffene Untersuchungen und transdisziplinäre Übungen experimentiert. Das Programm findet sowohl innerhalb der Ausstellung als auch online statt (Website Launch im September). Die Publikation SKIN IN THE GAME. Conversations with Artists on Risk and Contention (Hatje Cantz/KW) wird im November 2023 erscheinen.
WO?
KW Institute for Contemporary Art
Auguststraße 69
10117 Berlin