Caring in Times of Continuous Crisis ist ein Ausstellungs- und Forschungsprojekt des Kasseler Kunstvereins, das Fürsorge als Arbeit, als Konzept und als transformative Kraft untersucht. Nach einer Phase der Unterbrechung und Unsicherheit durch die Corona-Pandemie widmet sich der Kasseler Kunstverein diesem allgegenwärtigen, aber kontinuierlich abgewerteten Thema mit einer mehrteiligen Ausstellungsreihe.
Abb. oben: Ausstellungsansicht , Gesundheit , ein Recht für Alle , in der Burg Galerie im Volkspark Halle, Formate des Dialogs, ©Max Méndez, 2021
Caring in Times of Continuous Crisis untersucht die sozialen Strukturen und Hierarchien, in die Fürsorge eingebettet ist: Wie ist Fürsorge mit globalen und lokalen Machtstrukturen verbunden? Wie sind Ökonomie, Ökologie und soziale Teilhabe miteinander verwoben? Wie kann Fürsorge jenseits von menschenzentrierten, heteronormativen, kapitalistischen und eurozentrischen Strukturen organisiert werden?
Vom 25. August bis zum 16. Oktober 2023 ist Part I der Ausstellungsreihe im Kasseler Kunstverein zu sehen. Die Arbeiten und Veranstaltungen von Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (Julia Bonn/Inga Zimprich), Formate des Dialogs und Luiza Prado de O. Martins ergeben ein Netz aus Perspektiven, Lücken und Verbindungen – einen Lernort, an dem die eigene Einbettung in Machtstrukturen reflektiert und Handlungsmöglichkeiten erarbeitet und erprobt werden können.
Während des Ausstellungszeitraums wird eine wachsende Bibliothek im Ausstellungsraum eingerichtet, in der Texte, Spiele und andere Bezüge zum Thema Fürsorge gesammelt und zugänglich gemacht werden.
Formate des Dialogs ist ein freies Recherche- und Designkollektiv, bestehend aus den drei Kommunikationsdesignerinnen Luise Menz, Lena Würsching und Sophie Pischel. Sie beschäftigen sich mit prekären Gegebenheiten im deutschen Gesundheitssystem und setzen dabei Schwerpunkte auf Aspekte der Zugänglichkeit zu medizinischer Versorgung und Beratung sowie gesellschaftliche und politische Teilhabe. Das Ziel ist es, vielfältige Bedürfnisse und Hindernisse kritisch zu thematisieren und den Austausch zwischen Betroffenen, Akteur*innen und der Öffentlichkeit zu fördern.
Formate des Dialogs setzt sich mit der Arbeit Wenn du an das Thema Gesundheit denkst, was fällt dir ein mit dem Status Quo von Menschen mit Flucht- und/oder Migrationserfahrung im deutschen Gesundheitssystem auseinander und entwickeln ein ortspezifisches Projekt. Teile des fortlaufenden Prozesses werden im Kunstverein sichtbar.
Die Feministische Gesundheitsrecherchegruppe zeigt die Arbeit Die Neue Gesundheitsbewegung, die gemeinsam mit Alina Buchberger, Huong Nam Ngyuen Thi, Pasquale Virginie Rotter und Kim Wichera erarbeitet wurde. Das Projekt Die Neue Gesundheitsbewegung sammelt Forderungen an das Gesundheitssystem in Deutschland.
Die Künstlerin, Aktivistin und Forscherin Luiza Prado De O. Martins erforscht in ihrer Arbeit Beziehungen zwischen Lebensmitteln, Infrastrukturen und Technologie und stellt die Frage, welche Strukturen und Prozesse für kollektive Belange der Fürsorge erforderlich sind.
Die ausstellenden Künstler*innen und Gruppen knüpfen an partizipative, queere, antikoloniale und posthumanistische Traditionen an und zeigen solidarische Wege des füreinander Sorgens und miteinander Lebens auf. Sie thematisieren gesellschaftliche Strukturen und Hierarchien, in die Fürsorge eingebettet ist.
Der Kunstverein wird zum Raum für Auseinandersetzung, zum Ruheraum, zum Diskursraum: Was machen Krisen mit uns? Wie verhalten wir uns in und mit ihnen? Welchen Raum nehmen dabei Institutionen wie der Kunstverein dabei ein? Welchen Raum können wir öffnen? Welche Krisen und Konflikte sind uns inhärent?
WO?
Kasseler Kunstverein
Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
WANN?
Eröffnung: Freitag 25.08.2023 , 19 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag 26.08. – Sonntag 15.10.2023