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Dienstag, Oktober 15, 2024

Spiegelungen der Zeit: Bernhard Heisig + Gudrun Brüne – CSR.ART | 17.01.-13.04.2024

Editors’ Choice

CSR.ART präsentiert ab 17. Januar 2024 die Duo-Ausstellung “Spiegelungen der Zeit: Bernhard Heisig + Gudrun Brüne”. Gezeigt wird eine umfangreiche Auswahl an Werken des wohl bekanntesten Malerpaares der ehemaligen DDR.

Abb. oben: Gudrun Brüne, Lebensspiele, 2006, Öl auf Hartfaserplatte, 160 x 300 cm, Foto: Werner Grossmann.

Zum Auftakt des neuen Kunstjahres zeigt CSR.ART in der Friedrichstraße die Ausstellung “Spiegelungen der Zeit” mit Gemälden des Künstlers Bernhard Heisig und der Künstlerin Gudrun Brüne. Zu sehen sind Gemälde, Zeichnungen und Lithographien aus verschiedenen Jahrzehnten, welche die unterschiedlichen Stile und künstlerischen Positionen des Paares eindrücklich veranschaulichen. Gleichzeitig spürt die Ausstellung dem Paar Heisig/Brüne nach. Die Ausstellung stimmt ein auf das Jahr 2025, in dem sich der Geburtstag von Bernhard Heisig zum 100. Mal jährt.

Bernhard Heisig, Selbst, Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm

Bernhard Heisig (1925-2011) gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten der Kunst in der DDR und Mitbegründer der Leipziger Schule. Sein Malstil zeichnet sich durch eine expressiv-dynamische Darstellungsweise mit kontrastreichen Farben und einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Themen aus. Gudrun Brüne (1941), eine der wenigen weiblichen Vertreterinnen der Leipziger Schule, schuf mit dem wiederkehrenden Motiv von Masken und Puppen ihre eigene Bildsprache in technischer Perfektion und emotional berührender Kraft. Nicht nur die künstlerische Brillanz der Einzelwerke macht diese Ausstellung besonders, sondern auch die Tatsache, dass Gudrun Brüne und Bernhard Heisig über 50 Jahre lang künstlerische Weggefährten und Lebenspartner waren.

Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung

Den Auftakt bildet ein in die Ausstellung einstimmender Pre-Opening Artist Talk mit Gudrun Brüne und Friederike Sehmsdorf am Sonntag, 14. Januar 2024 um 15 Uhr. Anschließend gibt es Gelegenheit zum Austausch bei Kaffee und Sekt. Zugleich bietet sich die Möglichkeit, einen ersten Blick auf die im Aufbau befindliche Ausstellung zu werfen.

Gudrun Brüne, Flora, 2009, Mischtechnik auf Hartfaser, 100 x 80 cm

Die Ausstellung eröffnet mit einer festlichen Vernissage am Dienstag, 16. Januar 2024 ab 18 Uhr, begleitet von einem klassischen Konzert mit Musikerinnen der Brandenburgischen Sommerkonzerte (Eintritt: 10 EUR für die Musikerinnen). Karten sind erhältlich über die Brandenburgischen Sommerkonzerte unter Tel. 030 89 04 34 0, oder per Email an tickets@brandenburgische-sommerkonzerte.org. Die Plätze sind begrenzt – first come, first serve. In den Pausen gibt es eine Einführung in die Bilderwelten durch Stephanie Schneider, M.A., Leiterin des CSR.ART. Ab 19 Uhr ist die Vernissage dann öffentlich zu besuchen. Der Eintritt ist ab 19 Uhr frei.

Bernhard Heisig

Bernhard Heisig ist einer der führenden Vertreter der sogenannten “Leipziger Schule”, eine Strömung der modernen Malerei der 1970er bis 80er Jahre, die ab den 60er Jahren von überwiegend in Leipzig aktiven Malern ausging und die Stadt zu einem beachteten Zentrum der Kunst machte. Stil- und generationsübergreifend steht die Leipziger Schule für einen hohen künstlerischen Anspruch, verbunden mit einer bewussten Gesellschaftsanalyse, ausgeführt mit bemerkenswertem handwerklichen Können.

ART COMPASS - CSR.ART - Bernhard Heisig - Schutzversuche mit Musik
Bernhard Heisig, Schutzversuche mit Musik, 1997, Öl auf Leinwand, 150 x 70 cm

Bernhard Heisig wird mit Hans Mayer-Foreyt, Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer zu den Gründern der Leipziger Schule gezählt und gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten der Kunst in der DDR. Er prägte die deutsche Kunstlandschaft maßgeblich. Sein Werk erstreckt sich über eine beeindruckende Spanne von der Nachkriegszeit bis ins 21. Jahrhundert.

Ich hätte gern freundlichere Bilder gemalt” – so der Titel eines der späteren Werke von Bernhard Heisig. Ein Titel, der wie ein Resümee erscheint – selbstbewusst und trotzig und resignativ zugleich. Bernhard heisig, dieser große deutsche Maler, war eine JahrhHundertgestalt, ein Zeitzeuge par excellence, ein Moralist aus Erfahrung.

Wolfgang Thierse, ehemaliger Präsident des deutschen Bundestages,
in seiner Trauerrede für Bernhard Heisig, 2011

Bereits mit 16 Jahren besuchte Heisig die Kunstgewerbeschule in seiner Geburtsstadt Breslau, bis er ein Jahr später als Kriegsfreiwilliger am 2. Weltkrieg teilnahm. Seine traumatischen Erlebnisse verarbeitete er später in eindrücklichen Kunstwerken. Der weitere Lebensweg führte Heisig in den Osten Deutschlands, und zeichnete sich durch seine künstlerische Auseinandersetzung mit politischen und persönlichen Themen aus, wobei er stets seine eigene kritische Perspektive einbrachte. Besondere Bekanntheit im damaligen Westdeutschland erlangte Bernhard Heisig, als sich der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt 1986 von dem damals schon renommierten DDR-Maler und Professor der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig portraitieren ließ – ein Statement, und ein Stückchen vorweggenommener Wiedervereinigung auf der Leinwand.

Gudrun Brüne

Gudrun Brüne ist eine der wenigen weiblichen Vertreterinnen der Leipziger Schule. Ihre Malerei ist von einem klaren, figurativen Stil geprägt, der mit metaphorischen Abbildern von Menschen, Puppen, Masken und Szenerien die Themen Liebe, Natur, Vergänglichkeit, Zerstörung, Abhängigkeit und Manipulation umkreisen. Gudrun Brüne wird 1941 in Berlin geboren und verliert mit nur zwei Jahren ihren Vater während eines U-Boot-Einsatzes im 2. Weltkrieg. Mit Mutter und Schwester wird sie in die Nähe von Bremen evakuiert. 1947 zieht die Familie nach Leipzig, wo Gudrun Brüne aufwächst. Ende der 50er Jahre absolviert sie eine Buchbinderlehre in Pößneck / Thüringen. Von 1961 bis 1966 folgt ihr Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Heinz Wagner und Bernhard Heisig, das sie mit Diplom abschließt. Die prägende Einflussnahme dieser Lehrer spiegelt sich in ihrem späteren Werk wider. Zugleich gelingt ihr das Finden eines unverkennbaren Stils. Von 1966 bis 1977 arbeitet Gudrun Brüne freischaffend und zeitweise im Atelier ihres späteren Ehemannes Bernhard Heisig. 1973 präsentiert sie ihre erste Einzelausstellung in Leipzig. Von 1974 bis 1982 ist Brüne Mitglied der Sektionsleitung Maler/Grafiker des Verbandes Bildender Künstler der DDR, was ihre Stellung in der Kunstszene zusätzlich festigt. Ab 1977 übernimmt sie die Rolle einer Assistentin und unterrichtete von 1979 bis 1999 als Dozentin für Malerei und Grafik und Leiterin einer Fachklasse an der Hochschule für Kunst Burg Giebichenstein. 1988 wird die Malerei von Gudrun Brüne auf der Biennale in Venedig gezeigt, zehn Jahre später auf der Art Cologne.

Gudrun Brüne, Die Überfahrt, 2015, Mischtechnik auf Hartfaser, 100 x 80 cm

Während sich ihre Ausstellungen bis zum Mauerfall vornehmlich auf Städte in der ehemaligen DDR beschränkten, werden ihre Arbeiten ab 1990 auch in Galerien und Museen westdeutscher Städte und in Chicago / USA gezeigt. Ihr Wirken wurde geehrt durch Auszeichnungen, darunter der Kunstpreis des FDGB (1974), die Verdienstmedaille der DDR (1981) und der Kunstpreis der DDR (1987). Die Themen ihrer Werke betreffen zeitlose Fragestellungen des Menschseins. Die Masken und Puppen stehen allegorisch für die große Frage nach der Anwesenheit des Menschlichen und der Menschlichkeit in der Welt.

“Von den zerstörten Puppen geht doch eine gewisse Faszination aus. Sie lassen bei den Leuten Gefühle und Gedanken auf sehr unterschiedliche Weise wach werden. Das gefällt mir. Ich glaube nämlich. dass die Puppen mehr Betroffenheit auslösen als die Realität der Zerstörung, die zum Beispiel durch das Fernsehen täglich zu uns ins Zimmer kommt. Die Koppelung von heiler Welt, die die Puppe symbolisiert, und Zerstörung bringt die Gemüter der Leute in Bewegung.”

Gudrun Brüne im Gespräch mit K. Karlson, 1988

Das Paar

Die Ausstellung “Spiegelungen der Zeit: Bernhard Heisig und Gudrun Brüne” wird zu einer der überaus seltenen Gelegenheiten, die Arbeiten des Künstlerpaares an einem Ort und in Gegenüberstellung zu erleben. Somit entsteht eine weitere Ebene, die es in der Ausstellung zu entdecken gilt: die Tatsache, dass Bernhard Heisig und Gudrun Brüne über 50 Jahre lang künstlerische Weggefährten und Lebenspartner waren. 1961 begegnet die 20-jährige Brüne dem 36-jährigen Heisig. 1991 heiraten Gudrun Brüne und Bernhard Heisig. Ihr Lebensmittelpunkt ist vorerst Leipzig, 1999 zieht das Paar nach Strodehne ins Havelland, was laut Gudrun Brüne damals als das Worpswede des Ostens galt.

ART COMPASS - CSR.ART - Gudrun Bruene - Wir - Gegenseitig 2016
Gudrun Brüne, Wir – gegenseitig, 2016, Mischtechnik auf Hartfaser, 100 x 120 cm

Ihre gemeinsame Lebensreise spiegelt sich nicht nur in ihren Werken, sondern auch in der Verflechtung ihrer künstlerischen Schaffensphasen wider. Die Ausstellung wirft somit auch ein Schlaglicht auf die Themen von Verflechtung und Emanzipation, von gegenseitiger Unterstützung, sowie dem Suchen und Finden eines eigenen Weges zum Ausdruck von individueller Persönlichkeit und künstlerischer Botschaft.

WANN?

Pre-Opening Artist Talk: Sonntag, 14. Januar 2024, 15:00 – 18:00 Uhr
Kunsthistorikerin Friederike Sehmsdorf im Gespräch mit Künstlerin Gudrun Brüne
15:00 Uhr Doors open mit Kaffee und Sekt
ab 16:00 Uhr Künstlergespräch
anschließend Gelegenheit zum Austausch + Ausklang bis 18:00 Uhr

Vernissage: Dienstag, 16. Januar 2024
ab 18:00 Uhr Konzert durch Musikerinnen der Brandenburgischen Sommerkonzerte (Eintritt: 10 EUR, Karten unter Tel. 030 89 04 34 0, oder tickets@brandenburgische-sommerkonzerte.org), in der Pause Einführung in die Bilderwelten von Bernhard Heisig und Gudrun Brüne durch Stephanie Schneider, Leiterin CSR.ART
ab 19:00 Uhr öffentliche Vernissage

Ausstellungsdaten: Mittwoch, 17. Januar bis Samstag, 13. April 2024
geöffnet Di – Sa 11:00 – 19:00 Uhr

WO?

CSR.ART
Friedrichstraße 69 (im QUARTIER 25)
10117 Berlin-Mitte

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