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Samstag, Oktober 5, 2024

50 JAHRE MONGOLEI – DEUTSCHLANDART – ART CAMP BAVARIA – THEgallery | 17.06.-07.06.2024

Editors’ Choice

Anlässlich des 50. Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Mongolei, bringt der Verein ZEIGEN e.V. im Sommer 2024 Künstlerinnen und Künstler aus beiden Ländern zusammen. In Künstlerresidenzen in Süddeutschland und der monologischen Provinz Bulgan arbeiten sie gemeinsam über postnomadische Erfahrung, kulturellen Austausch, Naturerfahrung, Nachhaltigkeit und Genderfragen. Mit Baatarzorig Batjargal und Gerelkhuu Ganbold sind u.a. zwei mongolische Künstler dabei, die aktuell auf der Biennale in Venedig zu sehen sind. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem „Blue Sun“ Zentrum für zeitgenössische Kunst der Mongolei realisiert.

Abb. oben: Gerelkhuu Ganbold, 2023, Detail eines Bildes aus dem Zanabazar Museum

MONGOLEI ZU GAST IN DEUTSCHLAND ART CAMP BAVARIA & AUSSTELLUNG MÜRSBACH
Vom 17. Juni bis zum 7. Juli treffen sich Künstler:innen aus Deutschland und der Mongolei im Art Camp Bavaria in Mürsbach im Bamberger Land. Gemeinsam arbeiten sie an Werken und tauschen sich über Ideen zur Naturerfahrung und Nachhaltigkeit aus – vor dem jeweiligen kulturellen Hintergrund, der die Lebenswirklichkeit und das soziale Gefüge in beiden Ländern bis heute prägt.

Die Ausstellung Die Post-Nomadische Erfahrung vermittelt anhand ausgewählter Kunstwerke zentrale Inhalte des Naturverständnisses der nomadischen Kultur der Mongolei. Im Mittelpunkt steht „Der große blaue Himmel“ – ein bis heute identitätsstiftendes Element mongolischer Kultur, das sich auf das Prinzip eines gestaltlosen Himmelsgottes im Tengrismus bezieht. Sichtbar wird dieses Prinzip in bronzezeitlichen Felszeichnungen im Altaigebirge, die die Kräfte der Natur in schamanischen Zeichen präsentieren. Dem stehen in der Ausstellung die Kosmologien von A.R. Penck gegenüber, der eine post-kommunistisch zerfasernde Welt in Zeichensysteme übersetzt. Die Ausstellung fokussiert auf die Wirkkräfte der Natur im visuellen Gedächtnis der Mongolei, die mit den Auswirkungen der Moderne in Widerstreit treten. Nadine Rennert widmet sich dem Flüstern dieser Naturkräfte. Aus intensivem Hinhören entstehen ihre Arbeiten, die sich schamanistischen Inhalten annähern und körperlich werden. Auch Enkhzaya Erdenebileg arbeitet im Nahbereich ihres Körpers mit Video und Performance.

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A.R. Penck: Sie (Rot-Gelb) II, 1992, Courtesy of THEcollection © VG Bild-Kunst Bonn, 2024 / A.R. Penck, Foto: THE

Weitere Einflüsse auf die zeitgenössische Kunst der Mongolei speisen sich aus dem Lamaismus, der bis heute bildmächtig ist. Der Kunstrichtung „Mongol Zurag“ ist derzeit eine Sonderausstellung auf der Biennale di Venezia gewidmet, an der Baatarzorig Batjargal und Gerelkhuu Ganbold beteiligt sind. Beide Künstler nehmen Anleihen bei den Dämonen der traditionellen mongolischen Zurag-Malerei, wie sie auch auf lamaistischen Thangkhas zu sehen sind, um ihre Kritik an den gegenwärtigen gesellschaftlichen und ökologischen Krisen der Mongolei zu formulieren. Auch der in Nürnberg lebende Dashdemed Sampil schöpft aus dieser Tradition.

Franz Ackermanns künstlerische Praxis war von Anfang an nomadisch geprägt. Seine Mental Maps entstehen als visuelle Aufzeichnungen und Ausdruck einer beschleunigten Welt, die auch vor der Mongolei nicht Halt macht. Die bunt verzierten „Gasmasken“ von Nomin Bold, die bereits 2017 an der documenta14 teilnahm, erzählen von den unerträglichen Luftverhältnissen in Ulaanbaatar, den schlechtesten auf der ganzen Welt. Die Zusammenarbeit von Heike Baranowsky und Simone Körner ist nur vordringlich dokumentarisch. Ihre aufmerksamen Beobachtungen fügen sich zu Erzählungen, die zwischen Erfahrungs- und Darstellungsräumen vermitteln. Im auditiven Bereich ist es Karl Heinz Jeron, der an solchen künstlerischen Übersetzungsprozessen arbeitet, die den Betrachter verrücken.

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Bronzezeitliche Felsritzungen im Altai-Gebirge. Schamane und Tiere © Protection Administration of Petroglyphic Complexes of Mongolian Altai 

DEUTSCHLAND ZU GAST IN DER MONGOLEI ART CAMP MONOGLIA & AUSSTELLUNG ULAANBAATAR
Vom 25. Juli bis zum 11. August treffen sich Künstler:innen aus Deutschland und der Mongolei im Art Camp Mongolia in der Steppe der Provinz Bulgan. Ohne Strom, Wasser und Internet leben sie gemeinsam in traditionellen Jurten in der Nähe einer Nomadensiedlung zwischen Ulaanbaatar und Kharakhorum. Die intensive gemeinsame Naturerfahrung steht im Kontrast zur üblichen Bewegungsform der Künstler als urbanen Individual-Nomaden. Während des Aufenthalts werden historische, archäologische und auch heilige Berge in der mongolischen Steppe besucht.

Die Ausstellung im Zanabazar Museum in Ulaanbaatar bildet den Abschluss der beiden Art Camps und führt die gesammelten Erfahrungen des deutsch-mongolischen Sommers 2024 zusammen. Erlebnisse in der bayerischen Kulturlandschaft und der mongolischen Steppe kontrastieren mit modernem Jetset-Nomadentum und den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels. Die Ausstellung untersucht, ob in den jeweiligen kulturellen Gehalten und Prägungen der verschiedenen Kulturen Resilienzen zu finden sind, die für einen veränderten Umgang mit Ressourcen aktiviert werden können.

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Graffiti am Zanabazar Museum nach einer tengristischen Felszeichnung © ZEIGENeV, Foto: THE

Das Zanabazar Museum beherbergt eine Sammlung, die den Bogen spannt von schamanisch-tengrischen Artefakten der Bronzezeit über lamaistische Ritualmasken und Thangkhas bis hin zu modernen mongolischen Zurag–Gemälden. Der Namensgeber Öndör Geegen Zanabazar, 1635 – 1523, war der erste spirituelle Anführer des Gelupa Buddhismus in der Mongolei und der bedeutendste Künstler, Architekt, Dichter und Gelehrte seiner Zeit.

WANN IN DEUTSCHLAND?

Art Camp Bavaria
Montag, 17. Juni bis Sonntag, 7. Juli 2024

Austellungdaten:
Samstag, 6. Juli bis Dienstag, 15. Oktober 2024

Eröffnung:
Samstag, 6. Juli um 15:00 Uhr

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr
Samstag 10:00 bis 16:00 Uhr

WANN IN MONGOLEI?

Art Camp Mongolie
Donnerstag, 25. Juli bis Sonntag, 11. August 2024

Austellungdaten:
Mittwoch, 14.August bis Mittwoch, 28. August 2024

Eröffnung:
Mittwoch, 14. August um 15:00 Uhr

WO?

THEgallery
Mühlstraße 8
96179 Rattelsdorf

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