Das Deutsche Historische Museum lädt von Februar bis April 2025 in Kooperation mit der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte zu der eintrittsfreien Diskussionsreihe „Berliner Mittwochsgesellschaft“ in den Pei-Bau ein. Begleitend zur aktuellen Wechselausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ lässt das DHM das historische Format der Mittwochsgesellschaften an fünf Abenden wiederaufleben. Wie zur Zeit der Aufklärung steht der Austausch über gesellschaftspolitische Themen der Epoche im Fokus. Dabei rücken insbesondere die Fortschritte, Ambivalenzen und Widersprüche der Aufklärung in den Blick, die unsere Gesellschaft bis heute prägen.
Abb. oben: Akademie für Alte Musik Berlin (AKAMUS) © Uwe Arens.
Mit wechselnden Gästen wie der Schriftstellerin Sibylle Berg, der Publizistin Marina Weisband und der Dokumentarfilmerin und Autorin Ruth Beckermann bietet die „Berliner Mittwochsgesellschaft“ eine Bühne für einen geistreichen Austausch und spannende Diskussionen. Die Reihe wird vom Direktor der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte Kai-Michael Sprenger und der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin des DHM Julia Voss moderiert.
Zum Auftakt diskutieren am Mittwoch, den 5. Februar 2025 um 18.30 Uhr die Medien- und Kulturtheoretikerin Astrid Deuber-Mankowsky und die Philosophen Thomas Khurana und Volker Gerhardt ausgehend von Kants Schrift „Zum Ewigen Frieden“ (1795) über das Thema: „Wie schließt man Frieden? Voraussetzungen und Vereinbarungen des internationalen Miteinanders“. Dabei greifen sie Kants Überlegung auf, dass der „Friedenszustand unter Menschen, die nebeneinander leben, kein Naturzustand“ sei und fragen nach den Bedingungen eines stabilen Friedens und der Rolle der Aufklärung in der Friedensfindung: Wie können wir an die Gedanken und Methoden der Aufklärung anknüpfen, um Frieden in der heutigen Zeit zu fördern?
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Eine Anmeldung ist online im Ticketshop oder vor Ort an der Museumskasse erforderlich.
Am Freitag, den 7. Februar 2025 um 18.30 Uhr stehen zwei bereits zu Lebzeiten bekannte, aber gesellschaftlich marginalisierte Aufklärerinnen im Vordergrund: Das DHM und die Akademie für Alte Musik Berlin (AKAMUS) laden bei freiem Eintritt in das Auditorium der James Simon Galerie ein. In Kooperation mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und mit freundlicher Unterstützung der Aventis Foundation findet dort die „Hommage à Sara Levy und Phillis Wheatley“ mit Konzert und Lesung statt.
Die emanzipierte Jüdin und versierte Cembalistin Sara Levy (1761–1854) spielte als Gastgeberin von Teegesellschaften in Berlin eine wichtige Rolle in der deutschen Aufklärung und sammelte auch bedeutende Musikalien. Die Akademie für Alte Musik Berlin spielt Werke der Bach-Familie, die Levy wiederentdeckte und deren Aufführung sie förderte. Dazu liest die Schauspielerin Sira Anna Faal ausgewählte Gedichte von Phillis Wheatley (um 1753–1784), die als erste schwarze Autorin der USA gilt. Als Kind aus Westafrika verschleppt und versklavt, thematisierte Wheatley in ihren Gedichten Rassismus, Unterdrückung und den Transatlantischen Sklavenhandel.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Eine Anmeldung ist online im Ticketshop oder vor Ort an der Museumskasse erforderlich. In einem Buchungsvorgang können maximal zwei Plätze gebucht werden.
Alle Termine der Diskussionsreihe „Berliner Mittwochsgesellschaft“:
Mittwoch, 05. Februar 2025 um 18.30 Uhr
Wie schließt man Frieden? Voraussetzungen und Vereinbarungen des internationalen Miteinanders
mit Astrid Deuber-Mankowsky, Thomas Khurana und Volker Gerhardt
Moderation: Kai-Michael Sprenger und Julia Voss
„Der Friedenszustand unter Menschen, die nebeneinander leben, ist kein Naturzustand“ schrieb Kant 1795 in seiner Schrift „Zum Ewigen Frieden“. Der Frieden müsse „gestiftet werden“. Doch was bedeutet es, Frieden zu stiften? Ist ein stabiler Frieden zwischen Menschen möglich, was wären die Grundbedingungen hierfür? Wie friedvoll war die Aufklärung? Und an welche Gedanken und Methoden der Aufklärung zur Friedensfrage können wir in heutigen Zeiten anknüpfen?
Mittwoch, 19. Februar 2025 um 18.30 Uhr
Wie wird man mündig? Demokratische Bildung und öffentlicher Gebrauch von Vernunft
mit Ruth Beckermann, Heinrich Bosse und Marina Weisband
Moderation: Kai-Michael Sprenger und Julia Voss
Mündigkeit ist der „Wahlspruch der Aufklärung“, denn mündig ist, wer sich seines „eigenen Verstandes bedient“. Sie spricht dem Individuum dadurch viel Eigenverantwortung zu – doch was hat die Mündigkeit eines Einzelnen mit der Gesellschaft als Ganzes zu tun? Inwiefern kann Bildung und Pädagogik zu einer aufgeklärten Öffentlichkeit beitragen? Und was bedeutet Mündigkeit in unserer heutigen Zeit?
Mittwoch, 05. März 2025 um 18.30 Uhr
Wie spricht man mit? Demokratisierungsprozesse in und durch Revolutionen
mit Sibylle Berg, Iwan-Michelangelo D’Aprile und Susanne Lachenicht
Moderation: Kai-Michael Sprenger und Julia Voss
„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“: Der Freiheitsruf der Französischen Revolution mündete nicht in der Befreiung aller und auch nicht in einer einheitlichen Solidaritätsbewegung mit gesellschaftlich Marginalisierten; bei den Menschenrechten waren nicht alle mitgemeint. In welchem Verhältnis stehen Emanzipation und Gewalt in den Revolutionen des 18. Jahrhunderts? Warum mussten und müssen Mitspracherecht und Gleichstellung erkämpft werden und inwiefern spielt Gewalt dabei eine Rolle? Lassen sich hier Anknüpfungspunkte zu heutigen Protestbewegungen finden?
Mittwoch, 19. März 2025 um 18.30 Uhr
Wie teilt man Gewalten? Republik und Rechtsstaatlichkeit in und seit der Aufklärung
mit Gertrude Lübbe-Wolff, Annette Meyer und Kolja Möller
Moderation: Kai-Michael Sprenger und Julia Voss
Die Forderung nach Gewaltenteilung ist ein Erbe der Aufklärung und die Bedingung einer Republik: Montesquieu formulierte die „ewige Erfahrung, dass jeder, der Macht hat, ihrem Missbrauch geneigt ist“ und plädierte für eine Verfassung, die dem Volk mehr politische Freiheit ermöglichen sollte; Rousseau formulierte die Idee eines Gesellschaftsvertrags, durch den Regierungen im Sinne des Gemeinwohls handeln. Doch wie funktioniert das in der Praxis? Wie und wann wurde Rechtsstaatlichkeit etabliert und weiterentwickelt? Und welche Rolle spielt(e) dabei die Verfassung?
Mittwoch, 02. April 2025 um 18.30 Uhr
Was bleibt? Zum Erbe der Aufklärung(spraxis)
mit Corine Pelluchon und Barbara-Stollberg Rilinger
Moderation: Kai-Michael Sprenger und Julia Voss
Die Menschenrechte wurden im 18. Jahrhundert formuliert, doch an der Umsetzung für alle scheiterte der auf dem Papier formulierte Universalismus. Diese Ambivalenz und die verschiedenen Facetten der Epoche scheinen bis zu uns ins 21. Jahrhundert durch und werfen Fragen auf: Wie steht Aufklärung in heutigen politischen Diskursen da? Was macht das Erbe der Aufklärungs(-praxis) aus? Wenn wir Aufklärung als einen Prozess sehen, der bis in die Gegenwart wirkt, wie können wir eine „neue Aufklärung“ denken?
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Eine Anmeldung ist online im Ticketshop oder vor Ort an der Museumskasse erforderlich. In einem Buchungsvorgang können maximal zwei Plätze gebucht werden.
Das gesamte Begleitprogramm kann auf dem DHM-Soundcloud-Kanal und auf dem DHM-Spotify Kanal nachgehört werden.
Zur Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“:
„Was ist Aufklärung?“, fragte der Berliner Pfarrer Johann Friedrich Zöllner 1783 in einem Beitrag für die Berlinische Monatsschrift. Diese griff die Frage auf und stellte sie ihren Leserinnen und Lesern. Damit begann eine Debatte um diesen Begriff, der die Philosophiegeschichte prägen sollte und unter anderem Moses Mendelssohn und Immanuel Kant zu ihren berühmten Antworten anregte. Das Deutsche Historische Museum nimmt die Frage nach dem Wesen der Aufklärung in einer umfangreichen Ausstellung auf und stellt zugleich weitere „Fragen an das 18. Jahrhundert“, die aus ihr hervorgehen.
In aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen werden die universalen Werte der Aufklärung oft zitiert oder in ihrer Reichweite hinterfragt. Zugleich prägen die Widersprüche dieser Epoche das heutige Denken und Handeln. Die Ausstellung schafft einen historischen Rahmen für die Debatten unserer Zeit: Sie konzentriert sich auf die zentralen Auseinandersetzungen der Epoche und beleuchtet ihre Ambivalenzen, indem sie die Ideen der Aufklärung nicht als homogenes Fortschrittsprojekt präsentiert, sondern die Konflikte um Konzepte und Forderungen sichtbar macht. Dabei wird deutlich, dass damalige Vorstellungen von Gleichberechtigung oder Toleranz unseren heutigen Vorstellungen nicht entsprechen und oft in der Praxis nicht eingelöst wurden. Die Suche nach Wissen und der neuen Wissenschaft, Fragen nach der Religion, Gleichheit und Freiheit der Menschen und Forderungen nach bürgerlichen Rechten bis hin zu Merkantilismus und Weltbürgertum – diese Themen des sogenannten „langen 18. Jahrhunderts“ nimmt die Ausstellung in einer internationalen Perspektive in den Blick.
WANN?
Mittwoch, 05. Februar 2025, 18.30 Uhr
Wie schließt man Frieden? Voraussetzungen und Vereinbarungen des internationalen Miteinanders
Freitag, 07. Februar 2025, 18.30 Uhr
Hommage à Sara Levy und Phillis Wheatley – Konzert und Lesung
Mittwoch, 19. Februar 2025, 18.30 Uhr
Wie wird man mündig? Demokratische Bildung und öffentlicher Gebrauch von Vernunft
Mittwoch, 05. März 2025, 18.30 Uhr
Wie spricht man mit? Demokratisierungsprozesse in und durch Revolutionen
Mittwoch, 19. März 2025, 18.30 Uhr
Wie teilt man Gewalten? Republik und Rechtsstaatlichkeit in und seit der Aufklärung
Mittwoch, 02. April 2025, 18.30 Uhr
Was bleibt? Zum Erbe der Aufklärung(spraxis)
WO?
Deutsches Historisches Museum
Unter den Linden 2
10117 Berlin