Tomas Schmit, Porträt, 1978, © Dagmar Gebers
Das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k.) widmen sich derzeit dem deutschen Aktionskünstler und Zeichner Tomas Schmit (1943–2006). Seit der Berlin Art Week (seit 15.09.) zeigen beide Häuser noch bis Anfang Januar 2022 parallel zwei große Ausstellungen unter dem Titel, der Schmits Credo aufgreift: „sachen m a c h e n“. Diese Ausstellungen wurden in Kooperation mit dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst und dem tomas schmit archiv, Berlin, realisiert.
Während sich der n.b.k. auf die Fluxus-Aktivitäten Schmits konzentriert, richtet das Kupferstichkabinett die erste Retrospektive seines zeichnerischen Werks in Berlin aus. Die rund 170 Exponate umfassende Ausstellung mit Werken aus eigenem Bestand, ergänzt durch herausragende Leihgaben, spiegelt das mannigfaltige Spektrum von Schmits nahezu 40 Jahre umfassender Sprach- und Zeichenkunst wider.
Als Performer und Organisator hatte Tomas Schmit an den Aktionen der europäischen Fluxus-Gruppe teilgenommen, bis sie sich 1964 allmählich aufzulösen begann. Ab 1966 widmete er sich vorrangig dem Schreiben und Zeichnen.
Doch die Idee der Bühne als einem Ort, an dem eine Handlung vor und mit einem Publikum zur Aufführung gelangt, war damit nicht aus seiner Kunst verschwunden.
Stattdessen avancierte nun das Zeichenpapier zum neuen Ort seines vom Fluxus durchdrungenen Credos „[…] sachen m a c h e n, eben nicht Sachen darstellen oder kommentieren oder schematisieren oder interpretieren, sondern m a c h e n“. Auf dem Papier inszenierte Schmit fortan „die Aufführung des Zeichnens“. Die enge Verzahnung von Aufführungs- und Zeichenpraxis, die Schmits gesamtes Schaffen kennzeichnet, wird erstmals in der Ausstellung des Kupferstichkabinetts in den Blick genommen.
Den Kern der Ausstellung bilden die Werke Schmits, die aus einer ereignishaften, Zufallsgeschehnisse integrierenden Zeichenpraxis hervorgegangen sind, wie dem Blindzeichnen. Ihnen ist das „sachen m a c h e n“ in besonderer Weise eigen. Umschlossen wird dieser thematische Fokus von einer chronologischen, alle Schaffensphasen des Künstlers umspannenden Werkpräsentation. Zu sehen sind Beispiele seiner frühen Aktionsliteratur wie auch die ab 1966 entstehenden Blei- und Buntstiftzeichnungen auf Papier, die Editionen der 1970er-Jahre, die durch Rechen- und Würfelspiele hervorgebrachten Zeichnungen der 1990er Jahre, die späten Tuschezeichnungen auf Museumskarton ab 2003 sowie digitale Zeichnungen von 2004.
Ernsthaft und zugleich humorvoll, ging Schmit in seinem vielfältigen Werk, in seinen Aktionen, Büchern, Editionen und Zeichnungen, den Gesetzmäßigkeiten des Lebens nach, wobei er den Alltag betrachtete und weit darüber hinaus sein Augenmerk auf die Evolutionstheorie, auf Fragen von Bewusstsein und Wahrnehmung richtete. Stets begleitete und leitete ihn dabei die tief im Fluxus verwurzelte, mit den Jahren erweiterte Methode: nicht darstellen, nicht kommentieren oder imitieren, sondern „sachen m a c h e n“.
Die Ausstellung wird kuratiert von Jenny Graser, Kuratorin für zeitgenössische Kunst am Kupferstichkabinett. Während sich die Ausstellung im Kupferstichkabinett auf Schmits Arbeiten auf Papier konzentriert, werden die Fluxus-Aktivitäten des Künstlers parallel in der Ausstellung „Tomas Schmit. Stücke, Aktionen, Dokumente 1962–1970“ im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) beleuchtet.
Zur Ausstellung im Kupferstichkabinett erscheint während der Laufzeit ein umfangreicher Katalog im Hatje Cantz Verlag, ca. 256 Seiten, ca. 250 Abb., ISBN 978-3-7757 5126-1, Buchhandelspreis: 48 €, Museumspreis: 35 €. Der n.b.k. veröffentlicht im kommenden Jahr die Publikation Tomas Schmit (n.b.k. Ausstellungen Band 25) im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln.
Beide Ausstellungen werden begleitet von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm zu Tomas Schmit und den Folgen des Fluxus. Geplant ist ein Filmabend im Kino Arsenal (22.10.2021) und ein Symposium im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin (23.10.2021).
WANN?
Mittwoch, 15. September 2021 – Sonntag, 9. Januar 2022
Kupferstichkabinett: Di-Fr 10-18 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr
Neuer Berliner Kunstverein: Di-So 12-18 Uhr, Do bis 20 Uhr
WO?
Kupferstichkabinett, in der Gemäldegalerie, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin-Tiergarten
Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), Chausseestraße 128-129, 10115 Berlin-Mitte
Weitere Informationen
[…] Lesen Sie den Beitrag weiter auf DEEDS.NEWS. […]
[…] Read the article further on DEEDS.NEWS. […]