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Kupferstichkabinett + Neuer Berliner Kunstverein: sachen m a c h e n. Tomas Schmit. Zeichnung, Aktion, Sprache 1970–2006 | bis 09.01.2022

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Tomas Schmit, Porträt, 1978, © Dagmar Gebers

Das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k.) widmen sich derzeit dem deutschen Aktionskünstler und Zeichner Tomas Schmit (1943–2006). Seit der Berlin Art Week (seit 15.09.) zeigen beide Häuser noch bis Anfang Januar 2022 parallel zwei große Ausstellungen unter dem Titel, der Schmits Credo aufgreift: „sachen m a c h e n“. Diese Ausstellungen wurden in Kooperation mit dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst und dem tomas schmit archiv, Berlin, realisiert.

Während sich der n.b.k. auf die Fluxus-Aktivitäten Schmits konzentriert, richtet das Kupferstichkabinett die erste Retrospektive seines zeichnerischen Werks in Berlin aus. Die rund 170 Exponate umfassende Ausstellung mit Werken aus eigenem Bestand, ergänzt durch herausragende Leihgaben, spiegelt das mannigfaltige Spektrum von Schmits nahezu 40 Jahre umfassender Sprach- und Zeichenkunst wider.

DEEDS NEWS - KK_03_Tomas Schmit_brotverminderung_1972 - Foto Dietmar Katz
Tomas Schmit, brotverminderung, 1972, Brot, Blei- und Farbstift auf Papier, in: 2T SCH8L („17.karton“ der Edition Hundertmark, Berlin), © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz, © tomas schmit archiv, Berlin

Als Performer und Organisator hatte Tomas Schmit an den Aktionen der europäischen Fluxus-Gruppe teilgenommen, bis sie sich 1964 allmählich aufzulösen begann. Ab 1966 widmete er sich vorrangig dem Schreiben und Zeichnen.

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Tomas Schmit, and how they rise from nothing II, 1978, Blei- und Farbstift auf Papier, © tomas schmit archiv, Berlin

Doch die Idee der Bühne als einem Ort, an dem eine Handlung vor und mit einem Publikum zur Aufführung gelangt, war damit nicht aus seiner Kunst verschwunden.

DEEDS NEWS - nbk_Tomas Schmit_Sanitas79 - Foto Roman Maerz
Tomas Schmit, Sanitas – 200 Blatt Theater #79, 1962, tomas schmit archiv, Berlin

Stattdessen avancierte nun das Zeichenpapier zum neuen Ort seines vom Fluxus durchdrungenen Credos „[…] sachen m a c h e n, eben nicht Sachen darstellen oder kommentieren oder schematisieren oder interpretieren, sondern m a c h e n“. Auf dem Papier inszenierte Schmit fortan „die Aufführung des Zeichnens“. Die enge Verzahnung von Aufführungs- und Zeichenpraxis, die Schmits gesamtes Schaffen kennzeichnet, wird erstmals in der Ausstellung des Kupferstichkabinetts in den Blick genommen.

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Tomas Schmit, Verlegerbesteck, 1966, tomas schmit archiv, Berlin, Foto © Roman März

Den Kern der Ausstellung bilden die Werke Schmits, die aus einer ereignishaften, Zufallsgeschehnisse integrierenden Zeichenpraxis hervorgegangen sind, wie dem Blindzeichnen. Ihnen ist das „sachen m a c h e n“ in besonderer Weise eigen. Umschlossen wird dieser thematische Fokus von einer chronologischen, alle Schaffensphasen des Künstlers umspannenden Werkpräsentation. Zu sehen sind Beispiele seiner frühen Aktionsliteratur wie auch die ab 1966 entstehenden Blei- und Buntstiftzeichnungen auf Papier, die Editionen der 1970er-Jahre, die durch Rechen- und Würfelspiele hervorgebrachten Zeichnungen der 1990er Jahre, die späten Tuschezeichnungen auf Museumskarton ab 2003 sowie digitale Zeichnungen von 2004.

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Tomas Schmit, what do you mean by asking what do you mean said the wallpaper to the paperwall and there was no reply or two, 16.5.1993, Blei- und Farbstift auf Papier, Galerie Michael Werner, Märkisch Wilmersdorf, Köln & New York, © tomas schmit archiv, Berlin

Ernsthaft und zugleich humorvoll, ging Schmit in seinem vielfältigen Werk, in seinen Aktionen, Büchern, Editionen und Zeichnungen, den Gesetzmäßigkeiten des Lebens nach, wobei er den Alltag betrachtete und weit darüber hinaus sein Augenmerk auf die Evolutionstheorie, auf Fragen von Bewusstsein und Wahrnehmung richtete. Stets begleitete und leitete ihn dabei die tief im Fluxus verwurzelte, mit den Jahren erweiterte Methode: nicht darstellen, nicht kommentieren oder imitieren, sondern „sachen m a c h e n“.

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Tomas Schmit, Fingertext, 1965, tomas schmit archiv, Berlin

Die Ausstellung wird kuratiert von Jenny Graser, Kuratorin für zeitgenössische Kunst am Kupferstichkabinett. Während sich die Ausstellung im Kupferstichkabinett auf Schmits Arbeiten auf Papier konzentriert, werden die Fluxus-Aktivitäten des Künstlers parallel in der Ausstellung „Tomas Schmit. Stücke, Aktionen, Dokumente 1962–1970“ im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) beleuchtet.

Tomas Schmit, Zyklus für Wassereimer (oder Flaschen), 1962, De Kleine Komedie,
Amsterdam, 1963, Foto © Dorine van der Klei

Zur Ausstellung im Kupferstichkabinett erscheint während der Laufzeit ein umfangreicher Katalog im Hatje Cantz Verlag, ca. 256 Seiten, ca. 250 Abb., ISBN 978-3-7757 5126-1, Buchhandelspreis: 48 €, Museumspreis: 35 €. Der n.b.k. veröffentlicht im kommenden Jahr die Publikation Tomas Schmit (n.b.k. Ausstellungen Band 25) im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln.

Beide Ausstellungen werden begleitet von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm zu Tomas Schmit und den Folgen des Fluxus. Geplant ist ein Filmabend im Kino Arsenal (22.10.2021) und ein Symposium im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin (23.10.2021).

WANN?

Mittwoch, 15. September 2021 – Sonntag, 9. Januar 2022

Kupferstichkabinett: Di-Fr 10-18 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr
Neuer Berliner Kunstverein: Di-So 12-18 Uhr, Do bis 20 Uhr

WO?

Kupferstichkabinett, in der Gemäldegalerie, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin-Tiergarten

Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), Chausseestraße 128-129, 10115 Berlin-Mitte

Weitere Informationen

www.nbk.org

www.smb.museum

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