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Zum 90. Geburtstag: Gerhard Richter – Künstlerbücher. Eine Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie | 10.02.-29.05.2022

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Anlässlich seines 90. Geburtstags am 9. Februar 2022 zeigt die Kunstbibliothek in der Neuen Nationalgalerie erstmals die Künstlerbücher Gerhard Richters in einer großen Überblicksausstellung. Die Bücher, für die Richter immer auf eigene Bildmotive zurückgriff und mit abstrakten Verfahren experimentierte, sind für das Verständnis seiner Arbeit und sein Selbstbild als Künstler unverzichtbar. Mit Werken aus der Sammlung der Kunstbibliothek, der Nationalgalerie und dem Kupferstichkabinett sowie Leihgaben des Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Verlags der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln, gibt die Ausstellung einen einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt des Künstlers.

Abb. oben: Gerhard Richter, Portrait, © Werner Bartsch

Gerhard Richter, geboren am 9. Februar 1932 in Dresden, ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Künstler der Gegenwart. Seit Jahrzehnten begeistert seine Kunst durch die malerischen Techniken, die intellektuelle Stringenz der Themen und die konsequenten Umbrüche der Arbeitsweisen, von den ersten grau verwischten Bildern nach Fotografien bis zu den farbigen abstrakten Bildern. Bereits 1966 entstand das erste Künstlerbuch von Richter in Zusammenarbeit mit Sigmar Polke. Seitdem sind Bücher für das Verständnis seiner Arbeit und sein Selbstbild als Künstler unverzichtbar geworden.


YouTube-Fundstück zu Gerhard Richter: Der 26 Minuten kurze Dokumentarfilm “Ema auf der Treppe. Gerhard Richter 1966” von Filmemacherin Corinna Belz, der am 20.05.2012 erstmals gesendet wurde. Das (fast) gleichnamige Gemälde “Ema (Akt auf einer Treppe)” befindet sich im Museum Ludwig in Köln. Im Jahre 1982 wurde es von einem/r unbekannten Ausstellungsbesucher:in mit einem scharfen oder spitzen Gegenstand aufgeschlitzt. Den anschließenden Restaurationsprozess zeigt dieser Kurzfilm von Corinna Belz, die Gerhard Richter schon mehrfach bei seinem Schaffensprozess filmen durfte (Gerhard Richter. Painting). Dabei erzählt die Dokumentation aber auch von den ersten Jahren Gerhard Richters in Düsseldorf aus persönlicher sowie künstlerischer Perspektive.

Filmdauer: 26 Min.
Buch & Regie: Corinna Belz
Kamera: Dieter Stürmer, Matthias Schellenberg, David Wesemann
Schnitt: Ole Heller
Musik: Ulrike Haage
Ton: Gerrit Lucas
Eine Produktion von zero one film in Koproduktion mit SWR und ARTE.
Erstausstrahlung: 20.5.2012

In der Ausstellung im Grafischen Kabinett der Neuen Nationalgalerie werden Richters Künstlerbücher aus der Sammlung der Kunstbibliothek in einer Gesamtschau mit druckgrafischen Editionen aus der Sammlung des Kupferstichkabinetts präsentiert und durch das für sein Schaffen paradigmatische, große abstrakte Bild „Atelier“ aus der Sammlung der Nationalgalerie ergänzt.

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Hotel Diana, 1967, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
© Gerhard Richter 2022, Foto: Dietmar Katz

Vom Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König in Köln, in dem fast sämtliche Künstlerbücher Gerhard Richters erschienen sind, stammen zahlreiche Publikationen, die zum Blättern, Entdecken und Lesen in die Hand genommen werden können.

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Gerhard Richter. Künstlerbücher, Ausstellungsansicht, Neue Nationalgalerie 2022
© Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Wertvolle Vorzugsausgaben, Editionen, Entwürfe und Briefe aus dem Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden runden die Sonderausstellung ab.

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Gerhard Richter. Künstlerbücher, Ausstellungsansicht, Neue Nationalgalerie 2022
© Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Drei Themen durchziehen die Ausstellung: Die Sektion „Das Bild des Künstlers“ richtet den Fokus auf die Selbstinszenierung Gerhard Richter als Autor seiner Bilder. Sein Selbstbild als Maler entstand aus vielen Variationen und Verschiebungen der gesellschaftlichen Erwartungen an einen Künstler. Parodie, Maskerade und Spiel, vor allem Ironie und Humor sind die Mittel, mit denen er sich einer Festlegung auf einen Malstil entzog. Im Mittelpunkt der Sektion „Das Bild der Fotografie“ stehen die fotografischen Repräsentationen seiner gemalten Bilder, die es Richter ermöglichten, die Motive von ihrem Bildträger zu lösen und Distanz zu gewinnen. Neue Kontexte entstanden in Büchern durch die Technik der fotografischen Vergrößerung in extreme Details.

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128 details from a picture (Halifax 1978), Halifax 1980, Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
© Gerhard Richter 2022, Foto: Dietmar Katz

Im Buch traten die zahllosen eigenen Fotografien von Gerhard Richter an die Stelle von Pressebildern, sie wurden mit Lackfarben übermalt oder fanden ihren Ort im Atlas, dem großen Archiv der künstlerischen Arbeit. Das dritte Thema „Das Bild des Zufalls“ zeigt das Zusammenspiel von Kalkül und Zufall im Werk von Gerhard Richter. Um neue Bildmotive zu finden, brachte er nach dem Vorbild der Kompositionen von John Cage und Steve Reich den Zufall ins Spiel, als Gegenüber des Künstlers, mit dem er in kontrollierten Operationen die Texte in Büchern zerteilte und zusammensetzte oder die Dynamik von Farben und Mustern in Bildern erprobte.

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Patterns. Divided – Mirrored – Repeated, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2011, Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
© Gerhard Richter 2022, Foto: Dietmar Katz

Die Ausstellung eröffnet einen Ausblick auf die intensive Zusammenarbeit der Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin im künftigen Museum des 20. Jahrhunderts. Sowohl die Kunstbibliothek als auch das Kupferstichkabinett werden im neuen Haus der Nationalgalerie eigene Ausstellungsbereiche mit ihren reichen Beständen bespielen.

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Atelier Gerhard Richter, Köln 2011, © Gerhard Richter 2022, Foto: Joe Hage

Ebenso stellt die Gerhard Richter Kunststiftung der Nationalgalerie 100 Arbeiten für das Museum des 20. Jahrhunderts am Berliner Kulturforum als langfristige Leihgaben zur Verfügung – darunter bedeutende Einzelwerke wie „Besetztes Haus“ (1989) oder Werkserien wie der vierteilige Zyklus „Birkenau“ (2014). Ab 2023 werden ausgewählte Werke des Konvoluts im Grafischen Kabinett der Neuen Nationalgalerie präsentiert; nach
Fertigstellung des Neubaus von Herzog & De Meuron werden sie in dem Gerhard Richter gewidmeten Raum im Obergeschoss des Museums zu sehen sein.

In der Sammlung der Nationalgalerie befinden sich bereits zahlreiche Arbeiten von Gerhard Richter, darunter Hauptwerke wie „Vorhang III“ (1965) oder „Seestück (See-See)“ (1970). Bereits 1986 fand im Untergeschoss der Neuen Nationalgalerie die Sonderausstellung „Gerhard Richter. Bilder 1962-1985“ statt; 2012 folgte die große Retrospektive „Gerhard
Richter. Panorama“ in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie.

Patterns. Divided – Mirrored – Repeated, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2011, Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
© Gerhard Richter 2022, Foto: Dietmar Katz

Die Ausstellung „Gerhard Richter. Künstlerbücher“ wird kuratiert von Michael Lailach, Leiter der Sammlung Buchkunst der Kunstbibliothek.

Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Gerhard Richter Archiv, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, dem Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln, der Nationalgalerie und dem Kupferstichkabinett – Staatliche Museen zu Berlin. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln: ISBN 978-3-7533-0179-2, 25 €. Mit „Gerhard Richter. Künstlerbücher 1966–2021“ ist im selben Verlag ein kommentiertes Werkverzeichnis erschienen: ISBN 978-3-7533-0150-1, 68 €.

WANN?

Donnerstag, 10. Februar bis Sonntag, 29. Mai 2022

Di – Mi 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Fr – So 10 – 18 Uhr

WO?

Neue Nationalgalerie im Kulturforum
Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin-Tiergarten

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