Die Ausstellung zeichnet mit rund 70 Werken die künstlerische Entwicklung von Christo und Jeanne-Claude seit Mitte der 1950er Jahre bis zu Christos Tod im Mai 2020 nach. Zum ersten Mal wird das in Frankreich entstandene Frühwerk im Kontext mit Arbeiten von internationalen Weggefährt*innen wie Arman, Jean Dubuffet, Lucio Fontana, Yves Klein, Niki de Saint Phalle und anderen präsentiert. Aus dem vielfältigen Bezugsfeld der Avantgarde im Paris der 1950er Jahre wird deutlich, wie die Werkentwicklung des Künstlerpaars verlief und was ihre künstlerische Position ausmacht. Mit ihren Projekten gelang es Christo und Jeanne-Claude, die Grenzen des Kunstbetriebs zu erweitern und eine breite Öffentlichkeit zu begeistern.
Abb. oben: © Christo and Jeanne-Claude Foundation
„Diese Werkschau“, hebt Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast, hervor, „ist die letzte Ausstellung, der Christo kurz vor seinem Tod im Mai 2020 noch zugestimmt hat. Ich freue mich, dass wir diese Präsentation 60 Jahre nach Christos und JeanneClaudes ersten Aufenthalten in Düsseldorf und im Rheinland hier realisieren können“.
Die Ausstellung präsentiert in 10 Themenräumen die wichtigsten Projekte des Künstlerpaares – vom Eisernen Vorhang in Paris 1962 bis zur noch nicht verwirklichten Mastaba in Abu Dhabi. Sie beginnt mit Christos Frühwerk und seinen ersten künstlerischen Arbeiten in Paris. Hier kam der 1935 geborene, an der Kunstakademie Sofia ausgebildete und aus Bulgarien geflohene Christo Vladimirov Javacheff in Kontakt mit den Werken verschiedener internationaler Kolleginnen. Mit einzelnen Künstlerinnen, insbesondere mit der Künstlergruppe Les Nouveaux Réalistes stand er in einem engen Austausch. In Paris begegnete Christo 1958 bei der Ausführung eines Porträtauftrags der ebenfalls 1935 geborenen Jeanne-Claude Denat de Guillebon. „Als Christo und Jeanne-Claude ihre ersten Arbeiten entwickelten, war.
Paris noch das Zentrum der Internationalen Avantgarde“, betont Kay Heymer, Kurator der Ausstellung. „Einen besseren Ort hätten sie nicht finden können, um ihre eigene künstlerische Sprache zu bilden. Wir zeigen in der Ausstellung mit ausgewählten Beispielen ihrer Frühwerke zusammen mit ihren Inspirationsquellen und Weggefährten, wie dieser Prozess von den Anfängen bis zu ihrer vollständigen Eigenständigkeit verlaufen ist.
Seit Ende der 1950er Jahre pflegte Christo Kontakte zu Galerien und Sammler*innen im Rheinland. Er freundete sich mit Nam June Paik, Joseph Beuys und den ZEROKünstlern Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker an. In Köln fand 1961 in der Galerie Haro Lauhus Christos erste Einzelausstellung überhaupt statt. 1963 präsentierte er in der Düsseldorfer Galerie Schmela Verhüllter VW-Käfer, ein Jahr darauf die Werkgruppe Ladenfronten.
Die Ausstellung zeigt die wichtigsten realisierten Projekte von Christo und JeanneClaude, unter anderen Verhüllte Küste in Australien (1968/69), Umsäumte Inseln (1983) in Miami/Florida, Verhüllte Pont-Neuf in Paris (1985), die zeitgleich in Japan und den USA installierten Schirme (1991), Die Tore im New Yorker Central Park (2005) und Die schwimmenden Stege im Iseo-See in Italien (2016). Für das Künstlerpaar, das für die Finanzierung ihrer aufwändigen Kunstprojekte weder Sponsorengelder noch Spenden akzeptierte, wurde der Verkauf von Zeichnungen, Skizzen, Grafiken und Collagen, mit denen Christo die geplanten Projekte visualisierte, zur entscheidenden finanziellen Grundlage für die Realisierung. Bedeutend war zudem das Kommunikationstalent von Jeanne-Claude sowie die Beharrlichkeit des Künstlerduos bei der Verfolgung ihrer Ziele, deren Verwirklichung sich mitunter über Jahrzehnte hinziehen konnte. „Christo und Jeanne-Claude waren ein Künstlerpaar auf Augenhöhe. Einzigartig, pulsierend und nie müde, an ihre Träume zu glauben. Die beiden interessierten sich nicht für den Kunstmarkt, machten sich unabhängig und generierten durch ihre große FanGemeinde eine Art ‚Crowdfunding‘ für ihre Projekte“, hebt Co-Kuratorin Sophie-Marie.
Sümmermann hervor. „Ich freue mich, dass wir einen neuen Blick auf dieses außergewöhnliche Paar ermöglichen können.“
Zwei der in der Ausstellung gezeigten Projekte bilden im Werk von Christo und Jeanne-Claude Höhepunkte: die Verhüllung des Berliner Reichstags und die Verhüllung des Triumphbogens in Paris. Bereits 1961 hatte sich das Künstlerpaar mit der Idee beschäftigt, ein öffentliches Gebäude zu verhüllen. Seit den 1970er Jahren schuf Christo Zeichnungen, mit denen er die Verhüllung des Reichstags visualisierte. Nach umfänglichen Debatten und einem langjährigen Genehmigungsprozess konnte die Verhüllung des politischen Gebäudes 1995 realisiert werden.
In Studien und Entwürfen präsentiert die Ausstellung das noch nicht verwirklichte Mastaba-Projekt für Abu Dhabi, das im Falle seiner Realisierung die Dimensionen der Pyramide von Gizeh übersteigen und auf unbestimmte Zeit als Denkmal der Kreativität von Christo and Jeanne-Claude zu sehen sein würde.
Neben den Werken von Christo sind in der Ausstellung folgende Künstler*innen vertreten: Arman, Alberto Burri, César, Jean Dubuffet, Lucio Fontana, Raymond Hains, Yves Klein, Jacques Mahé de la Villeglé, Piero Manzoni, Arnulf Rainer, Niki de Saint Phalle, Daniel Spoerri, Antoni Tàpies, Jean Tinguely und Wolf Vostell.
Der Fotograf Wolfgang Volz, der seit 1972 in enger Zusammenarbeit mit dem Künstlerpaar und mit Exklusivrecht die internationalen Projekte von Christo und Jeanne-Claude dokumentarisch begleitet hat, ist ebenfalls vertreten.
Ermöglicht wird die Ausstellung dank der großzügigen Unterstützung von Ingrid und Thomas Jochheim. Das in Recklinghausen und Berlin lebende, mit Christo und Jeanne-Claude freundschaftlich verbundene Sammlerpaar besitzt einen der weltweit umfangreichsten Bestände der Werke des Künstlerduos und unterstützt als Hauptleihgeber die Ausstellung.
Kurator: Kay Heymer, Leiter Moderne Kunst, Kunstpalast Co-Kuratorin: Sophie-Marie Sümmermann, Kunstpalast.
Die Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf wird von Katjes und Credit Suisse AG gefördert.
Kinder erhalten bei Besuch der Ausstellung kostenlos ein Begleitheft zum Zeichnen und Entdecken ausgehändigt.
Begleitend zur Ausstellung Christo und Jeanne-Claude. Paris. New York. Grenzenlos erscheint im Verlag Kettler ein rund 200 Seiten umfassender Katalog mit einem Vorwort von Felix Krämer und Texten von Kay Heymer, Matthias Koddenberg und einem Interview mit dem Sammlerehepaar Jochheim und Sophie-Marie Sümmermann.
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf, Schleswig, präsentiert die Ausstellung in modifizierter Form vom 10. März 2023 bis 3. September 2023
WO?
September 2022 bis 22. Januar 2023
WANN?
Gemäldegalerie Düsseldorf
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf