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Donnerstag, April 18, 2024

Flores y mujeres aus der sammlung hierling – Museum der Phantasie | 15.09.2022-26.02.2023

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2018 sorgte das Gedicht »Avenidas y flores y mujeres« (Prachtstraßen, Blumen und Frauen) des bolivianisch-schweizerischen Schriftstellers und Begründers der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer für große Aufregung: Da es Frauen zu Objekten männlicher Blicke mache, wurde es als sexistisch kritisiert und schließlich von der Fassade einer Berliner Hochschule entfernt.

Abb. oben: Walter Becker, Trio III, 1968

Frauen und Blumen sind häufige Motive in der bildenden Kunst, vor allem auch in den Gemälden der expressiven Realisten. Jene Generation von Künstlerinnen und Künstlern feierte zwischen den beiden Weltkriegen ihre Erfolge, in der Nazi-Zeit wurde sie als »entartet« verfemt und nach dem Zweiten Weltkrieg galt sie wegen ihrer realistischen Malerei als antiquiert.

Auch Karoline Wittmann, die ihr komplettes Frühwerk in einer Bombennacht Ende 1944 verlor, erging es so. Ihr Selbstbildnis als Halb-Akt mit Gladiolen von 1949 ist ein kühner Sprung in die Emanzipation von dem nationalsozialistischen Frauenbild der züchtigen Hausfrau. Es kann als Beispiel dafür gelten, dass die von Frauen gemalten weiblichen Akte nicht nur die gesellschaftliche Stellung der Frau im Laufe der Geschichte widerspiegeln, sondern auch dem jeweiligen Frauenbild ein künstlerisches Statement entgegensetzen können.

Vor dem Hintergrund der Kritik an Gomringer bieten auch Walter Beckers Werke „Trio 3″ oder „Im Bad” interessantes Anschauungsmaterial. Im hohen Alter entwickelt Becker in einem neuen Anlauf seine Bilder ganz aus der Farbe. Was als oberflächlicher und großflächiger Betrachtungsgenuss pointierter Aktdarstellungen erscheint, ist in Wirklichkeit der Versuch, mit Farbe einen musikalischen Klang zu bilden, den Klang von Erinnerungen, Eindrücken und Sehnsüchten eines langen Lebens. Wo aber nun ist die Grenze zu ziehen zwischen künstlerische Freiheit und moralischer Maßgabe?

FLORES Y MUJERES regt an zur Auseinandersetzung mit Fragen, die sich bei der Befassung mit Kunst immer wieder auf das Neue stellen: Was ist Schönheit? Welche Frauenbilder werden konstruiert? Was wiegt schwerer: erotische Fantasie oder der Respekt vor dem anderen Geschlecht? Die Ausstellung will sensibel machen für diese Themen und diese kunsthistorisch bedeutsamen Werke neuen Rezeption offen und kritisch vorlegen. Schließlich ist diese Ausstellung eine herzliche Einladung zur genussvollen Betrachtung von Kunst.

WO?

Museum der Phantasie
Am Hirschgarten 1
82347 Bernried am Starnberger See

WANN?

Oktober 2022 bis 26. Februar 2023

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