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Freitag, November 8, 2024

Zerreißprobe TALKS – Eine Veranstaltungsreihe der Neue Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin | 13.11.2024–16.07.2025

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Anlässlich der aktuellen Sammlungspräsentation ‘Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945-2000“ lädt die Neue Nationalgalerie von Mittwoch, 13. November 2024, bis Mittwoch, 16. Juli 2025, Künstler*innen und Expert*innen zum Gespräch über ‚Zerreißproben‘ in Geschichte und Gegenwart ein. Die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichnet sich durch eine Vielfalt von Materialien, Medien und Methoden aus. Gleichzeitig war kaum eine andere Epoche so sehr von Spaltung und Bruch, aber auch von Erneuerung geprägt. Holocaust und Krieg, Umbruch und Emanzipation, der Kalte Krieg und der Fall der Berliner Mauer führten zu Spannungen innerhalb der Gesellschaft und zu grundlegenden Neuorientierungen in der bildenden Kunst. An 10 Abenden sprechen Künstler und Experten über die Rolle der Kunst zwischen Politik und Gesellschaft, zwischen Alltag und Pop, zwischen Natur und Ökologie, sowie über Feminismus und flüchtige Identitäten.

Abb. oben: Cornelia Schleime, Ich halte doch nicht die Luft an, Selbstinszenierung in Hüpstedt, Fotografie, 1982 © The artist and Courtesy Galerie Judin, Berlin (Foto: Bernd Hiepe)

Mit Candice Breitz, Eckhart Gillen, Kirsten Glöckner, Katy Hessel, Ewa Partum, Gregor Quack, Anja Salomonowitz, Cornelia Schleime, Marta Smolińska, Klaus Steack, Eric Otieno Sumba, Wolfgang Ullrich, Philip Ursprung und Franz Erhard Walther.

Die TALKS finden von November 2024 bis Juli 2025 an 10 Abenden jeweils mittwochs um 18 Uhr im Foyer der Neuen Nationalgalerie statt. Wenn nicht anders angegeben finden die Veranstaltungen in deutscher Sprache statt. Der Eintritt ist frei, Anmeldung nicht erforderlich.

PROGRAMM
Mittwoch, 13. November 2024, 18 Uhr und Donnerstag, 14. November 2024, 16 – 20 Uhr
FRANZ ERHARD WALTHER. Handlung als Skulptur
Diskussionsabend mit dem Kunsthistoriker Gregor Quack und dem Künstler und Aktivierung ausgewählter Werke von Franz Erhard WaltherAnfang der 1960er-Jahre erklärte Franz Erhard Walther (geboren 1939) die Handlung zum Werk. In seinen Arbeiten werden die Betrachtenden zu Akteur*innen. An zwei Tagen ist der weltweit bekannte Künstler zu Gast in der Neuen Nationalgalerie. Am Mittwoch (13.11., 18 Uhr) findet neben der Demonstration einer seiner Arbeiten ein Gespräch zwischen dem Künstler und dem Kunsthistoriker Gregor Quack über dessen wegweisende Neudefinition der Skulptur seit den 1960er-Jahren statt. Am Donnerstag (14.11., 16-20 Uhr) können Besucher*innen im Rahmen von Volkswagen Group Art4All ausgewählte Arbeiten von Walther in der gläsernen Halle von Mies van der Rohe in Anwesenheit des Künstlers vom Publikum aktivieren.

Mittwoch, 4. Dezember 2024, 18 Uhr
MARIA LASSNIG. „Mit einem Tiger schlafen“
Screening und Diskussion mit der Regisseurin Anja Salomonowitz
„Mit einem Tiger schlafen“ lautet der Titel eines Gemäldes der Malerin Maria Lassnig (1919-2014). Der gleichnamige Film widmet sich dem Leben dieser erst spät zu Ruhm und Ehre gekommenen österreichischen Künstlerin. Die Regisseurin porträtiert Lassnig als radikale Einzelgängerin, stets bereit, ihr Gegenüber herauszufordern, die gleichzeitig aber auch oft am Rand der Verzweiflung steht. Verkörpert wird die Künstlerin von der
Schauspielerin Birgit Minichmayr. Über die sehr eigene, poetische
Filmsprache sprechen wir nach der Vorführung des Films (2024, 107 Minuten) mit der Regisseurin Anja Salomonowitz.

Mittwoch, 15. Januar 2025, 18 Uhr
WILLI SITTE. Pop und Propaganda in der DDR?
Vortrag und Diskussion mit dem Kunsthistoriker Eckhart Gillen
Gab es Pop Art in der DDR? Offiziell war die Pop Art durch ihre Orientierung an der kapitalistischen, westlichen Warenwelt dort verpönt. Dennoch fand die Formensprache der Massenmedien und Popkultur auch in densozialistischen Staaten Eingang in die Kunst. Auf welche Weise dies geschah, wird in der Ausstellung „Zerreißprobe“ an den Arbeiten des in der DDR gefeierten Staatskünstlers Willi Sitte (1921-2013) deutlich. Der Kunsthistoriker und Experte für die Kunst des 20. Jahrhunderts, Eckhart Gillen, diskutiert, wie und ob sich Sittes expressive, oft an den Massenmedien orientierende Bildsprache, mit den politischen Vorgaben der DDRRegierung vereinbaren ließ.

Mittwoch, 19. Februar 2025, 18 Uhr
KLAUS STAECK. „Nichts ist erledigt“: Warum die Kunst kämpferisch sein muss
Künstlerin Kirsten Glöckner im Gespräch mit dem Künstler
„Die Kunst findet nicht im Saale statt“ lautet seit Ende der 1960er-Jahre das Credo des Grafikers, Rechtsanwalts und Aktivisten Klaus Staeck. Besonders berühmt geworden sind seine Plakate zu Themen wie Umwelt, Konsum, Krieg, Migration, Ausbeutung, Identität und sozialer Ungleichheit. Ironisch-überspitzt wenden sie sich an ein breites Publikum und lenken den Blick auf Missstände in der westlichen Gesellschaft, die zum Teil bis heute gelten. „Nichts ist erledigt“ ist das aktuelle Motto des Künstlers, wie er selbst an diesem Abend erklären wird.

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HOECHST-Katastrophal, Plakat, 1989/2023 © Klaus Staeck, VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Mittwoch, 19. März 2025, 18 Uhr
Der „Fall“ BARNETT NEWMAN. Angriffe auf die Kunst
Vortrag und Diskussion mit dem Wissenschaftler Wolfgang Ullric
Ein Angriff auf das Bild „Who‘s Afraid of Red, Yellow and Blue IV“(1969/70) in der Neuen Nationalgalerie hielt in den 1980er-Jahren die Kunstwelt in Atem. Das riesige Gemälde von Barnett Newman (1905-1970) war zuvor in der Öffentlichkeit auf großes Unverständnis gestoßen. In der Presse wurde es als „Werk eines Anstreicherlehrlings“ herabgewürdigt. Noch immer ist das Werk mit der Konzentration auf die Primärfarben Rot, Gelb und Blau eine radikale Komposition. Doch was macht Angst an dieser Malerei und was bringt Menschen generell zu Angriffen auf die Kunst? Dies erklärt der Bestseller-Autor und Wissenschaftler Wolfgang Ullrich.

Mittwoch, 2. April 2025, 18 Uhr
CORNELIA SCHLEIME und EWA PARTUM. Feminismus in der DDR und Polen
Diskussionsabend mit den Künstlerinnen und der Kunsthistorikerin Marta Smolińska
Sowohl im Osten als auch im Westen wurde der Körper bei vielen Künstlerinnen in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren zu einem Mittel des gesellschaftspolitischen Protests. Rebelliert wurde gegen die ÜberSexualisierung der Frau, gegen vorherrschende Machtgefälle und das Patriarchat. Künstlerinnen wie Cornelia Schleime (geboren 1953) in der DDR oder Ewa Partum (geboren 1945) in Polen, setzten ihren nackten Körper ein, um gegen Rollenvorgaben und das Eingeschlossen sein innerhalb des Staates zu rebellieren. Die Kunsthistorikerin Marta Smolińska spricht mit den beiden Künstlerinnen über ihre Erfahrungen im Sozialismus bei ihrem Kampf gegen eine männerdominierte Bildwelt.

Frühjahr 2025

KIKI KOGELNIK oder ANDY WARHOL. Kunstgeschichte ohne Männer?
Vortrag und Diskussion mit der Kunsthistorikerin Katy Hessel (auf Englisch)
Frauen wurden lange Zeit in der Geschichte der Kunst übergangen und vernachlässigt. Auch in den Museen sind Künstlerinnen noch nicht genügend repräsentiert. Katy Hessel, Autorin des Bestsellers „The Story of Art Without Men“ (Jahr), diskutiert am Beispiel der Pop Art Künstlerinnen Kiki Kogelnik (1935-1997) und Andy Warhol (1928-1987) über den noch immer männerdominierten Kanon in der bildenden Kunst. Kogelnik war in den 1960er-Jahren Teil der „Factory“, einer Art Kommune in New York, zu der auch Andy Warhol und andere bekannte Künstlerinnen gehörten und
ist bis heute trotzdem kaum bekannt. Wie ließe sich die Kunstgeschichte umschreiben, um Künstlerinnen eine größere Rolle einzuräumen?

Mittwoch, 14. Mai 2025, 18 Uhr
CHARLOTTE POSENENSKE in Aktion
Aktivierung der Objekte von Posenenske in der Ausstellung mit anschließendem Gespräch
Künstler wie Donald Judd oder Dan Flavin machen in den frühen 1960erJahren aus makellosen, seriell hergestellten Produkten wie Metallkästen oder Leuchtstoffröhren Kunstwerke. Von dieser Nüchternheit der Minimal Art setzt sich die deutsche Künstlerin Charlotte Posenenske (1930-1985) bewusst ab. Anders als die unveränderbaren Werke von Judd oder Flavin lassen sich ihre Objekte immer wieder neu zusammensetzen. Die soziale Interaktion und Veränderbarkeit ist Teil des Werkes, wie die Besucher*innen am Veranstaltungsabend erleben können. Anschließend findet ein Gespräch über die Funktion von Skulptur und Architektur als „sozialer Katalysator“ statt.

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Charlotte Posenenske, Serie DW, Karton, 1967/2021 © Courtesy: Nachlass Charlotte Posenenske und Mehdi Chouakri, Berlin / Foto: Andrea Rossetti

Mittwoch, 18. Juni 2025, 18 Uhr
AGNES DENES UND JOSEPH BEUYS. Ökoaktivismus oder Kunst?
Vortrag und Diskussion mit dem Kunsthistoriker Phillip Ursprung
Viele Künstlerinnen wenden sich seit den 1960er-Jahren verstärkt den Themen Ökologie und Umweltschutz zu oder widmen ihre Arbeiten dem Spannungsverhältnis von Natur und Kultur. Künstlerinnen wie Richard Long, Mario Merz, Nancy Holt oder Ana Mendieta schaffen raumgreifende Werke, die aus Naturmaterialien wie Erde, Stein oder Pflanzen bestehen. Andere verabschieden sich ganz von klassischen Kunstgattungen und arbeiten aktivistisch. So sät Agnes Denes (geboren 1931) mitten in New York ein Weizenfeld oder Joseph Beuys (1921-1986) pflanzt 7000 Eichen
in Kassel. Was bleibt von solchen Aktionen übrig und bis heute relevant? Dieser Frage widmet sich Phillip Ursprung, Autor u.a. einer großen BeuysMonografie.

Mittwoch, 16. Juli 2025, 18 Uhr
CANDICE BREITZ. Flüchtige Identitäten
Gesprächsabend mit dem Soziologen und Politikwissenschaftler Eric Otieno Sumba und der Künstlerin (auf Englisch)
Seit Mitte der 1990er-Jahre beschäftigt sich die in Südafrika geborene Künstlerin Candice Breitz mit der Frage, wie persönliche und kollektive Identitäten entstehen. Während sich ihre frühesten Arbeiten hauptsächlich auf Fragen des Geschlechts und die gewalttätige Art und Weise konzentrierten, in der Rassifizierung durch Bildsprache konstruiert und aufrechterhalten wird, hat sich ihr Fokus in den letzten drei Jahrzehnten erweitert zusätzlich auf die Auswirkung von in den Massenmedien präsentierten Stereotypen auf die persönliche und kollektive Wahrnehmung von
Identität.Die Künstlerin diskutiert ihre Praxis mit dem Soziologen und Politikwissenschaftler Eric Otieno Sumba.

Die Veranstaltungsreihe wurde konzipiert von Joachim Jäger, stellv. Direktor Neue Nationalgalerie und Maike Steinkamp, wissenschaftliche Mitarbeiterin Neue Nationalgalerie.In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.

WANN?

Ausstenllungsdaten: Mittwoch, 13. November 2024 – Mittwoch, 16. Juli 2025

FRANZ ERHARD WALTHER. Handlung als Skulptur: Mittwoch, 13. November 2024, 18 Uhr und Donnerstag, 14. November 2024, 16 – 20 Uhr

MARIA LASSNIG. „Mit einem Tiger schlafen“: Mittwoch, 4. Dezember 2024, 18 Uhr

WILLI SITTE. Pop und Propaganda in der DDR? Mittwoch, 15. Januar 2025, 18 Uhr

KLAUS STAECK. „Nichts ist erledigt“: Warum die Kunst kämpferisch sein muss: Mittwoch, 19. Februar 2025, 18 Uhr

Der „Fall“ BARNETT NEWMAN. Angriffe auf die Kunst: Mittwoch, 19. März 2025, 18 Uhr

CORNELIA SCHLEIME und EWA PARTUM. Feminismus in der DDR und Polen: Mittwoch, 2. April 2025, 18 Uhr

KIKI KOGELNIK oder ANDY WARHOL. Kunstgeschichte ohne Männer?: Frühjahr 2025

CHARLOTTE POSENENSKE in Aktion: Mittwoch, 14. Mai 2025, 18 Uhr

AGNES DENES UND JOSEPH BEUYS. Ökoaktivismus oder Kunst?: Mittwoch, 18. Juni 2025, 18 Uhr

CANDICE BREITZ. Flüchtige Identitäten: Mittwoch, 16. Juli 2025, 18 Uhr

WO?

Neue Nationalgalerie
Potsdamer Str. 50
10785 Berlin

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