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Samstag, April 20, 2024

Kunst und Kontext im Stadtlabor Moabit präsentiert die Ausstellung Baustelle | 26.08.-20.09.2022

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Orte im Umbruch. Orte under construction. Orte, die weiterführen. Der Titel der aktuellen Ausstellung im Kurt-Kurt ist inspiriert von der Stadt, die sich langsam in eine Baustelle verwandelt. Der Raum zwischen den Baustätten wird immer kleiner und die gesamte urbane Landschaft verwandelt sich allmählich in eine große Baustelle. Parallel zu dieser Entwicklung in Berlin verändert sich auch der globale Kontext. Klimawandel, Krieg, Kohle sind nur ein kleiner Bruchteil der Neu- und UmBauten, die es gilt in sehr naher Zukunft anders und nachhaltiger zu gestalten. Die beiden Künstler*innen Susanne Kutter und Martin Kaltwasser setzen sich diesen Themen aus und erschaffen für die Räumlichkeiten bei Kurt-Kurt raumgreifende Installationen.

Abb. oben: Susanne Kutter, Der Wald steht schwarz und schweiget

Umformer

Martin Kaltwasser greift auf eine Serie von künstlerischen Arbeiten aus der Mitte der 1990er Jahre zurück, Umformer, in denen er sich mit subtilen Formen von Verwandlungspraktiken, prozesshaften künstlerischen Arbeiten und ihren Entsprechungen im realen Leben, in Städtebau und Architektur und in anderen kulturellen Ausdrucksformen, sowie deren Auswirkung auf mögliche gesellschaftliche Verhältnisse, auf städtebauliche Prozesse und urbane Lebensrealitäten beschäftigte. Er erschafft im vorderen Raum ein Modell von einem imaginären Raum, eine Simulation, die zwischen gebautem Raum und von der Natur geschaffener Höhle schwankt. Die raumgreifende, modellhafte Intervention ist eine 1:1 Realisation, die durchschritten und erlebt werden kann. Martin Kaltwasser sagt zu seinen Umformern: „Bei den Umformern geht es darum, starre materielle und geistige Formen aufzubrechen, oder, behutsamer, umzuformen. Es geht nicht mehr darum, Definitionen festzulegen und es ist unwichtig, was Architektur ist oder sie (…) zu leisten hat.“ (1996)

DEEDS NEWS - Kurt Kurt - Martin Kaltwasser - Umformer
Martin Kaltwasser – Umformer

Der Wald steht schwarz und schweiget

Susanne Kutter schafft im hinteren Raum ebenfalls eine Modellwelt. Ihre Installation erscheint auf den ersten Blick wie ein romantisches Bild – über einer stadtähnlichen Landschaft, aufgebaut aus unzähligen Holzklötzchen und Beton, zeichnet sich an den Wänden und der Decke ein bewegter Himmel ab, in der Mitte des Raumes hängt ein überdimensionierter Himmelskörper, man hört eine junge Frau, die das weithin bekannte „Abendlied“ von Matthias Claudius singt.

Diese ästhetisch inszenierte Welt kann aber auch schnell in eine dystopische Vision kippen. Der Text des Liedes unterstreicht die ambivalente Stimmung zusätzlich. Susanne Kutter beschreibt es so: „Die Natur tritt im Lied eigenständig und real in Erscheinung. ‚Der Wald steht schwarz und schweiget’ heißt es da, so wie auch die kleinen Holzstückchen ‘schweigend’ da stehen – zu rechtwinkligen Klötzchen gesägt, ihrer Lebendigkeit, individuellen Wuchsform beraubt und in Reih’ und Glied aufgestellt. Sie erinnern nur entfernt an lebende, gewachsene Bäume, denen sie ursprünglich entstammen. Die Natur wurde dem Gestaltungswillen des Menschen untergeordnet und bei aller faszinierender Schönheit und Ästhetik, die diese menschliche Ordnung hat, hält sie uns doch auf Distanz und vom Leben entfernt.„ (Zitat, Susanne Kutter, 2022).

DEEDS NEWS - Kurt Kurt - Susanne Kutter - Der Wald steht schwarz und schweiget
Susanne Kutter, Der Wald steht schwarz und schweiget

Beide Arbeiten interpretieren die Baustelle, den construction place, als Abbild und Modell, das die Gegenwart seziert und dekonstruiert. Gleichzeitig erleben die Besucher*innen in den raumgreifenden Installationen die jetzige Situation der Stadt auch als Möglichkeitsraum, der durch subtiles Umformen und Umdenken von Konstruktion (lat. construere: erbauen, errichten, aufschichten, aufhäufen, besetzen) und neu Definieren von Stadt das Jetzt in einen Ort der Kohabitation von Mensch und Natur führen kann.

WANN?

Eröffnung: Freitag, 26. August 2022 ab 19 Uhr

Ausstellung: Freitag, 26. August bis Dienstag, 20. September 2022

Öffnungszeiten: Samstag, 16 -19 Uhr und nach Vereinbarung

Special: Samstag, 27. August + Sonntag, 28. August 2022, 14 – 19 Uhr zum Ortstermin Moabit                               

Finissage: Dienstag, 20. September 2022 ab 19 Uhr mit Artist Talk

WO?

Kurt – Kurt
Lübecker Str. 13
10559 Berlin

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