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Der Porzellan Code. One Million by Uli Aigner – Neues Museum | 6.10.2022 – 28.5.2023

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Die in Berlin lebende österreichische Künstlerin Uli Aigner präsentiert ihr lebenslanges Kunstprojekt „One Million“ im Neuen Museum auf der Museumsinsel Berlin.

Abb. oben: Uli Aigner, Digitale Weltkarte, © Uli Aigner

Im Rahmen des Projekts „One Million“ hat es sich Uli Aigner im Jahr 2014 zur Aufgabe gemacht, bis an ihr Lebensende 1.000.000 weiße PorzellanEssgefäße mit eigenen Händen zu drehen. Sämtliche Gefäße entstehen in eigenständigen aufeinander folgenden Projekten. In jedes Objekt wird eine Nummer in der analogen Reihenfolge seiner Herstellung graviert. Zudem wird ein interaktiver Datensatz im Netz angelegt, der Form und Standort eines jeden Gefäßes auf einer digitalen Weltkarte verzeichnet: www.eine-million.com

DEEDS NEWS - courtesy of Neus Museum - Uli Aigner - Design - (c) Michal Kosakowski
Uli Aigner, Matrix (Item 1 – 6260), Design: © Michal Kosakowski

Im Neuen Museum sind die Arbeiten Aigners an fünf Stationen als Interventionen mit Hilfe verschiedener Medien wie Film, Installation und Skulptur präsent und gehen einen eindrücklichen Dialog mit Gefäßen aus der Sammlung des Museums für Vor- und Frühgeschichte ein. Uli Aigner schlägt damit eine Brücke zwischen moderner angewandter Kunst und der Formgebung aus Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit und lässt die Besucher*innen an einem ganz neuen Blick auf prähistorische Gefäßkeramik teilhaben.

DEEDS NEWS - courtesy of Neus Museum - Uli Aigner - Item 1 - (c) Michal Kosakowski
Uli Aigner, Item 1, Foto; © Michal Kosakowski

Uli Aigners ästhetisches Konzept basiert auf der unmittelbaren Interaktion mit Menschen. So lädt die Künstlerin vor Ort zehn Besucherinnen ein, sich ein Gefäß nach ihren eigenen Vorstellungen zu wünschen. In mehreren Kommunikationssitzungen erarbeiten Künstlerin und Besucherin gemeinsam Form und Inhalt des Gefäßes, das Uli Aigner danach auf ihrer Drehscheibe individuell anfertigt. Der gesamte Prozess vom Erstkontakt bis zur Fertigstellung des Gefäßes wird filmisch dokumentiert. Ausgangsbasis dieser drei- bis sechsminütigen Kurzfilme sind alle Materialien, die durch Kommunikation mit dem Gegenüber entstanden sind. Die daraus resultierenden Objektinformationen sind digital zugänglich und durch QRCodes vor Ort abrufbar. Eingebrannt wurden sie mittels individueller Kobalt-Siebdrucke in die Glasur des jeweiligen Porzellans. Mit der Präsentation – auf einem langen, schmalen Tisch im Übergang vom Steinzeit- in den Bronzezeitsaal – der zehn Porzellangefäße in unterschiedlichen Formen und Größen und der Möglichkeit diese zu berühren, aktiviert Uli Aigner zusätzlich haptische Sinnesebenen.

DEEDS NEWS - courtesy of Neus Museum - Uli Aigner - (c) Michal Kosakowski
Uli Aigner, Foto: © Michal Kosakowski

In der zentralen Treppenhalle des Neuen Museums sind die bislang für das Projekt „One Million“ produzierten ca. 7.000 Porzellangefäße Uli Aigners in Form einer Filminstallation zu sehen. Rund 700 gebrannte und ungebrannte, zerbrochene und heile Gefäße aus dem „One Million“-Archiv türmen sich oberen Bereich der Treppenhalle wie Korallenablagerungen auf. „One Million Item Nr. 1“, das erste Porzellangefäß, dass Uli Aigner im Dezember 2014 hergestellt hat, wird in einer Vitrine im Roten Saal des Neuen Museums gezeigt. Zwischen Bronzezeit- und Eisenzeitsaal befinden sich die bislang großformatigsten Objekte der Künstlerin: Das größte Porzellangefäß der Welt, „Item 3501“, ist 2,40 m hoch und 1,15 m im Durchmesser und wiegt ca. 800 kg. Das skulptural verformte Gefäß „Item 3502“ ist 1,50 m hoch und wiegt ca. 400 kg. Monumentale Gefäße dieser Größenordnung existieren aus Steinzeug oder Ton, aber bisher nicht aus Porzellan.

DEEDS NEWS - courtesy of Neus Museum - Uli Aigner - Item 3501 - (c) Marie Paul
Uli Aigner, Item 3501, Foto: © Marie Paul

Uli Aigner (*1965 in Österreich) studierte nach ihrer Töpferlehre Produktdesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien und Digitale Bildgestaltung an der Filmakademie Baden-Württemberg. Seit den 1990erJahren präsentiert sie ihre Arbeiten in renommierten internationalen Museen, Institutionen und Galerien. Im Mai 2015 gründete sie ihre eigene Weißdreherinnen-Werkstatt in ihrem Atelier in der Brandenburgischen Straße in Berlin.

DEEDS NEWS - courtesy of Neus Museum - Uli Aigner - Item 6174 - (c) Tom McCallie
Uli Aigner, Item 6174, Foto: © Tom McCallie

Die von ihr verwendete Porzellanmasse kommt aus der Stadt Limoges in Frankreich, seit 1771 für die Herstellung von Porzellan bekannt ist. Die transparente Glasur zeigt die feine Elfenbeinfarbe des bei 1.300 Grad Celsius dicht gebrannten Porzellanscherbens. Mit ihren schlichten und klar in der Form gehaltenen Schalen, Bechern, Schüsseln und Tellern macht Uli Aigner Porzellan selbst als Speichermedium zum Thema ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Ihr Kunstprojekt versteht sie als lebenslange Performance mit dem Ziel den Sinn für die eigene Existenz zu schärfen.

WANN?

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 6. Oktober 2022 – Sonntag, 28. Mai 2023

WO?

Museumsinsel Berlin, Neues Museum
Bodestraße
10178 Berlin-Mitte

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