Seit Frühjahr 2021 bringen internationale Künstler*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen ihre globalen Perspektiven in der Reihe 99 Fragen ein und versuchen, ethnologische Museen neu zu denken. Gemeinsam mit den Expert*innen werden Ansätze zum Umgang mit Kolonialität erarbeitet. Zentrale Fragen sind dabei Digitalisierung und Formen der Restitution. Die Reihe schließt den ersten Zyklus von 99 Fragen mit einem zweitägigen Gathering ab. Am 27. und 28. Oktober finden Lesungen, Performances, Filme, Gespräche und kurzen Impuls-Sessions mit Beiträgen u.a. von Priya Basil, Beatrice von Bismarck, Onyeka Igwe und Denilson Baniwa jeweils ab 10 Uhr bis abends im ganzen Humboldt Forum statt.
Abb. oben: © Onyeka Igwe
In der Reihe 99 Fragen hinterfragen internationale Kurator*innen, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen die Verbindungen von musealen Sammlungen und Kolonialismus und entwickeln Ansätze für eine neue kuratorische Praxis. Der erste Zyklus von 99 Fragen schließt mit einer zweitägigen Veranstaltung ab, die wie eine Pilgerreise zugleich einen Aufbruch darstellt. Vom 27. bis 28. Oktober finden dezentral an mehreren Orten im Humboldt Forum künstlerische Interventionen, Performances, Filme und kurze Impuls-Sessions statt. Im Fokus stehen Themen wie Digitalisierung und Technologie, ecologies of knowledge und Ästhetikverständnisse, Formen der Restitution und die verschiedenen Verbindungen musealer Sammlungen mit Ökologie.
Programm
Walking in Words – Eine immersive Leseerfahrung mit Priya Basil
Die Autorin und Aktivistin Priya Basil führt in das zweitägige 99 Fragen-Gathering mit mehreren Lesungen an verschiedenen Orten im Humboldt Forum ein, und sie wird auch die Veranstaltung zum Abschluss bringen. In den zwei Tagen nimmt sie die Rolle einer aktiven Beobachterin ein und reflektiert das Gathering literarisch.
Impuls-Sessions u.a. zu Curatorial Hospitality
Residency-Fellows von 99 Fragen (The Nest und Open Restitution Africa) sprechen in den Impuls-Sessions über Formen der Restitution und über Sammlungen, Daten und die anhaltenden Verletzungen afrikanischer Wissenssysteme. Weitere Gäste wie die Kuratorin Sara Garzón führt in einen intersektionellen Dialog zur Technologie ein. Die Kuratorin Andrei Fernández berichtet aus ihrer Praxis mit indigenen feministischen Weber*innen-Kollektiven, und die Kunsthistoriker Beatrice von Bismarck hält einen Impulsvortrag zu Curatorial Hospitality.
No Archive can restore you – three films by Onyeka Igwe
Eine filmische Intervention in den Sammlungspräsentationen des Ethnologischen Museums. Die Filmemacherin Onyeka Igwe hat eine visuelle Sprache entwickelt, um mit dem sensiblen und oftmals rassistischen Material von audiovisueller ethnografischer Dokumentation zu arbeiten. Die drei Filme Specialised Technique, the names have changed, including my own and truths have been altered und No Archive Can Restore You werden vor den Ausstellungsvitrinen in den Ethnologischen Sammlungen gezeigt. Indem Bewegung und Rhythmen zum Einsatz kommen, stehen die Filme im Kontrast zur statischen Präsentation der Objekte und führen koloniale Geschichten mit persönlichen Erinnerungen zusammen.
Places of Belonging – Performance von Tila Likunzi, Iris B. Chocolate, Jaliya The Bird, Mwana Pwo und Liliane Kiam
Die Performance der in Angola ansässigen Künstlerinnen und Kuratorinnen beschäftigt sich mit der Wiederaneignung von Wissen über Objekte als einen Prozess aktiver Erinnerungsarbeit. Im Zentrum steht die im Ethnologischen Museum ausgestellte Skulptur von Chibinda Ilunga, ein mythischer Held, der als Begründer der Lunda-Dynastie im heutigen Angola gilt. In einem poetischen Dialog mit der Skulptur reflektiert die Performance die Diaspora von verschleppten Objekten und geht der Frage nach, ob die Kräfte einer Figur – losgelöst von ihren kulturellen, religiösen und politischen Kontexten – mitentwendet wurden.
Maloca Museum – Gespräch mit Denilson Baniwa und Thiago Lopes da Costa Oliveira
In den Sammlungen des Ethnologischen Museums befinden sich Artefakte und Bilder, die im oberen Rio Negro gesammelt wurden. Mit dem Projekt Maloca Museum fördern der Künstler Denilson Baniwa und der Kurator Thiago Lopes da Costa Oliveira Prozesse der Wiederaneignung von Wissen, die von diesen Objekten ausgeht. Als mobile Installation macht das Maloca Museum Station an verschiedenen Orten des Rio Negro und schafft so einen Ort für Austausch und Begegnung, um mehr über die Bedeutungen und Praktiken zu erfahren, die vom Kontakt mit jenen Artefakten inspiriert sind.
Ausführliches Programm mit Zeitplänen für das zweitägige Gathering:
Die Veranstaltungen sind kostenlos für alle Interessent*innen offen zugänglich, sei es für eine ganztägige Teilnahme oder einzelne Beiträge. Die Impuls-Sitzungen jedoch haben eine begrenzte Kapazität und bedürfen einer Anmeldung über 99questions@humboldtforum.org
Ein Haus, vier Akteure: Die Vielstimmigkeit ist bereits in der Zusammenarbeit der Partner*innen angelegt. Im Humboldt Forum kooperieren die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit den Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Humboldt Labor sowie das Stadtmuseum Berlin mit der Berlin Ausstellung BERLIN GLOBAL.
WANN?
Donnerstag, 27. Oktober bis Freitag, 28. Oktober 2022
WO?
Humboldt Forum
Schloßplatz 1
10178 Berlin-Mitte
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