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Dienstag, September 10, 2024

Jinran Kim: Nature morte – Projektraum KIMGO | 16.08.-01.09.2024

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Text: Dorothee Robrecht – Die koreanische Künstlerin Jinran Kim präsentiert ihre neuesten Arbeiten im Berliner Projektraum KIMGO – düstere Meerespanoramen aus Gaze und Asche. Die Ausstellung im Berliner Projektraum KIMGO läuft vom 16. August bis zum 1. September 2024 und wird von Baruch Gottlieb kuratiert.

Abb. oben: Meer © Jinran Kim

Jinran Kim, geboren in Seoul, ist eine international renommierte Künstlerin, mit Ausstellungen u.a. in Paris und Tokio. Seit Anfang der 90er Jahre lebt sie in Berlin, reist aber regelmäßig nach Korea, um an Kunstprojekten mitzuwirken, jüngst etwa an der schillernden Medienfassade des Lotte World Tower.

So bunt und digital arbeitet sie in Berlin nicht. Ganz im Gegenteil: Es sind Grautöne, die ihre jetzt gezeigten Arbeiten dominieren. „Nature Morte“ ist der Titel der Ausstellung, und zu sehen sind großformatige Meerespanoramen, daneben kleinere Arbeiten mit Wasserfällen und Waldlandschaften. Keine Spur von Tieren oder Menschen – Jinran Kims Landschaften strahlen Stille aus, eine totale, fast unheimliche Stille. Von weitem gesehen wirken die Meeresbilder wie Schwarz-Weiß-Fotografien, so realistisch schäumen die Wellen. Aus der Nähe wird sichtbar, dass es keine Bilder sind, sondern textile Skulpturen, zusammengesetzt aus Abertausenden kleiner StoBfäden.

Die Kunstfertigkeit frappiert – wie sind diese Arbeiten entstanden? „Ich habe Gaze zerrissen“, so Kim, „die man zum Verbinden von Wunden nutzt. Die Fädchen habe ich mit Asche eingefärbt und dann auf Papier genäht.“

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Jinran Kim Artist Portrait © Jinran Kim

Die Arbeit mit extravaganten Materialen wie Gaze, Asche oder Seife ist ein Markenzeichen der Künstlerin Jinran Kim. Gaze ist das Material, das ihre jüngste SchaBensperiode prägt. Für sich entdeckt habe sie Gaze, als ihre Mutter starb. Die Mutter sei lange krank gewesen und ihr Haus in Seoul immer voller Wundverbände, auch nach ihrem Tod 2015 noch.

Kim ist in Seoul geboren und aufgewachsen. Sie hat dort Bildhauerei studiert und ist 1994 für ein Aufbaustudium an der Universität der Künste nach Berlin gekommen. Seither lebt sie hier, und sie hat sich auch hier einen Namen gemacht, nicht zuletzt dank zwei großer Einzelausstellungen auf dem Kulturforum an Potsdamer Platz.

Auch da schon hat sie mit Asche gemalt, zu Themen wie Tod und Trauma. Zu sehen etwa waren große Szenarien zerbombter Städte, darunter auch das kaputte Berlin von 1945. Und sie hat Särge montiert, aus Seifenstücken. Woher diese Vorliebe für das Düstere?

„Das hat mit meiner Geschichte zu tun, sicher auch mit der Krankheit meiner Mutter, unter der ich sehr gelitten habe. Natürlich spielt auch meine Herkunft eine Rolle. In Korea ist Krieg als Möglichkeit immer präsent. Das Apokalyptische habe ich einfach im Kopf, egal was ich mache.“

Und das gilt auch für die aktuell ausgestellten Werke. Kims Landschaftspanoramen reinszenieren eine Natur, die sie als höchst bedroht wahrnimmt – durch Menschen, die sie missachten, ausbeuten und zerstören. Kim ist überzeugt: Wenn es so weitergeht, bleibt dem Leben auf diesem Planeten nicht mehr viel Zeit.

Ihre Landschaften haben etwas Gespenstisches, doch anzusehen ist der drohende Untergang ihnen nicht. Dazu sind sie schlicht zu schön, zu perfekt. Birgt nicht eben das auch die Gefahr, eine Katastrophe zu ästhetisieren?

„Das ist eine sehr europäische Frage, die in Asien niemand stellen würde“, so Jinran Kim. „Schönheit der Darstellung ist ein Grundprinzip, unabhängig vom Inhalt. Ich ästhetisiere Katastrophen nicht, ich zeige sie. Und ich habe das Material Gaze gewählt, weil es eine metaphorische Qualität hat. Es geht darum, zu heilen.“

Text: Dorothee Robrecht

WANN?

Ausstellungsdaten: Freitag, 16. August – Sonntag, 1. September 2024

Öffnungszeiten: Freitag – Samstag, 16:00 – 19:00 Uhr

WO?

Projetraum KIMGO
John-Schehr-Str. 1
10407 Berlin

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