Das Haus der Kulturen der Welt (HKW) lädt ab 14. September 2024 über 50 Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen aus Berlin und der ganzen Welt ein, über religiöse, soziale, klassenbezogene, nationale, sexuelle, disziplinarische und andere Formen des Überschreitens und Übertretens nachzudenken.
Abb. oben: Design: Studio Yukiko / HKW
Wenn die sogenannte Norm von jeher exkludiert, ist dann möglicherweise das ‚Abweichende‘ inklusiv und gastfreundlicher? Und welche Rolle können Künstler*innen dabei spielen, das Abweichen von der Norm als Methode zu imaginieren?
Eine Person, die Grenzen überschreitet, die marginalisiert und ausgeschlossen wird, braucht nicht um Vergebung zu bitten, weil sie ein*e ‚Gastarbeiter*in‘ oder deren Nachkomme ist, weil sie Zuflucht sucht, weil sie nicht an den Gott eines anderen glaubt oder an ihre eigenen Götter und Vorfahren, weil sie queer ist, weil sie sich für eine bessere Umwelt und Zukunft einsetzt oder zusammenfassend gesagt: weil sie als von der Norm abweichend gilt. Ein Abweichen, das sich nicht damit beschäftigt, etwas ungeschehen zu machen, sondern vielmehr damit, einer Vielzahl von Möglichkeiten des Nebeneinanders und Miteinanders und sogar des Ineinandergreifens Raum zu geben.
Mit einer Reihe von Kunstwerken, Performances und Diskussionen reflektiert dieses Forschungs- und Ausstellungsprojekt das Wesen der Grenzüberschreitung und hinterfragt sowohl die Normativität als auch die Strukturen, die sie aufrechterhalten.
In dem Projekt Forgive Us Our Trespasses / Vergib uns unsere Schuld geht es darum, alles, was Normativität beansprucht, zu durchkreuzen und zu durchqueeren. Es geht darum, sich zu krümmen, die verschlungenen Pfade des Lebens zu beschreiten, sich zu verirren und wiederzufinden. Es geht um Überschreiten als Mittel des Widerstands – ohne dabei um Vergebung zu bitten.
heimaten. Ein Projekt des Hauses der Kulturen der Welt
Forgive Us Our Trespasses / Vergib uns unsere Schuld ist die erste Äußerung des Projekts heimaten des Hauses der Kulturen der Welt.
Alle Staatsgewalt geht laut Artikel 20, Absatz 2 des Grundgesetzes vom Volke aus. Über dieses Volk lassen sich einige Dinge sicher sagen: nahezu 30 Prozent haben eine Migrationsgeschichte, Menschen begehren unterschiedlich, haben unterschiedliche politische Meinungen, gehören unterschiedlichen Religionsgemeinschaften an, sind unterschiedlich alt und verfügen über unterschiedlich viel Einkommen und Eigentum.
Das bedeutet aber auch: alle Staatsgewalt geht von der pluralen Gesellschaft aus. An dieser Realität setzt das Projekt heimaten des Hauses der Kulturen der Welt (HKW) an. Es versteht heimaten als ein Verb – zu heimaten –, weil Heimat eine Sache ist, die wir aktiv gestalten und die sich im Moment der Gestaltung immer wieder neu schafft. Aber auch Heimaten als ein Substantiv im Plural, weil Deutschland ein Ort der Pluralität ist.
Das Projekt nimmt eine Begriffsdefinition von heimaten vor und startet ein auf vier Jahre angelegtes, deutschlandweites Kulturprogramm.
WANN?
Eröffnung: Freitag, 13. September, 18:00 Uhr
Ausstellung, Performances, Gespräche, Vorträge, Aktivierungen:
Samstag, 14. September – Sonntag, 8. Dezember .2024
Öffnungszeiten:
Mi – Mo 12:00 – 19:00 Uhr
WO?
Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin
KOSTET?
Eröffnung: Eintritt frei
Freier Eintritt immer montags und jeden ersten Sonntag im Monat (Museumssonntag Berlin)
Tickets: 8 EUR / 6 EUR ermäßigt